"Die Höhle der Löwen"

Das gab es bei "Die Höhle der Löwen" noch nie: Investoren-Quintett macht irren Deal

16.10.2023 von SWYRL/Rupert Sommer

Emotionales Ende einer zuletzt besonders spannenden Gründershow-Staffel: Beim letzten Pitch des Abends rief Dagmar Wöhrl zur Weltrevolution auf. Sie schmiedete ein einzigartiges Bündnis, um per App-Game gegen den Klimawandel zu kämpfen.

Es ist der Abend, der bei "Die Höhle der Löwen" ganz der Nachhaltigkeit und cleveren Öko-Ideen gewidmet ist. Und da lagen dann auch das ambitionierte Mehrweg-Unternehmen "Hey Circle" mit wiederverwertbaren Transportkisten für einen umweltfreundlicheren Online-Handel oder die zwei sympathischen Imbissbuden-Brüder Bilal und Cihan Dalgic vom Start-up Haepsi für Döner-Verpackungen aus unbeschichtetem Papier genau richtig.

Allerdings waren sie letztlich doch nicht die Stars des Abends, die bei VOX alle Aufmerksamkeit auf sich zogen. Der größte Triumph war ausgerechnet einem mit 33 Jahren noch vergleichsweise jungen, fast schüchtern auftretenden Finalisten vergönnt: Sven Junglas, Co-Gründer der Spiele-App "Zeedz", begeisterte die Löwen mit einem denkbar souveränen, tatsächlich nachhaltig erfolgreichen Pitch und sorgte dafür, dass die 14. "Die Höhle der Löwen"-Staffel mit einer Sensation endete.

"So eine Chance gibt's nur einmal", stammelte der überwältigte Games-Experte, nachdem er den Deal seines Lebens an Land gezogen hatte. Gleich fünf Investoren - Dagmar Wöhrl, Nils Glagau, Carsten Maschmeyer und sogar die beiden Handelsexperten Tillman Schulz sowie Ralf Dümmel - hatten sich kurz zuvor zur in der Geschichte der Sendereihe einzigartigen Gruppenbesprechung im Bühnenhintergrund versammelt. Ein gutes Zeichen! Mehr noch: "So was von einem Dream-Szenario", staunte Gründer Sven. Doch dann musste doch noch erst mal hart verhandelt werden ...

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Start-up besitzt schon weltumspannende Community

Was der ganz in Schwarz gekleidete Unternehmer vorgestellt hatte, traf genau den Ton der Sendung - und den Geschmack der Löwen. "Zeedz" steht für ein Handyspiel, das seine Nutzer - schon vor dem offiziellen App-Start gibt es offenbar eine weltumspannende Community für die Game-Charaktere - zu einem erhöhten Öko-Bewusstsein und Nachdenken über praktisches Umwelt-Engagement führen soll. "Unser Ziel ist es, den Kampf gegen den Klimawandel zu unterstützen, indem wir Spielspaß mit einem Sinn verbinden", meinte Sven Junglas.

Dafür hat er sich eine denkbar große Zielgruppe ausgesucht: die Gamer. "Allein in Deutschland spielen 34,4 Millionen Menschen. Weltweit gibt es schätzungsweise 3,09 Milliarden aktive Gamer", dozierte der "Zeedz"-Chef. "Unser Ziel ist es, diese Menschen als Helden im Kampf gegen den Klimawandel zu aktivieren." Das Besondere dabei: Im Spiel muss man sich um sogenannte "Zeedles", Mischwesen aus Pflanzen und Comicfiguren, kümmern und ihnen möglichst optimale Lebensbedingungen verschaffen - verstreut auf Pflanzgebieten, die man sich auf einer realen Weltkarte aussuchen kann.

Das Spiel holt Echtzeit-Wetterdaten aus der realen Außenwelt in die App. Sobald Extremwetterphänomene wie Stürme oder Überschwemmungen auftreten, reagiert auch das Game. Und es gibt einen mächtigen Gegenspieler, der dazu anregt, die Klima-Herausforderungen sehr ernst zu nehmen - auch im Spiel: Der böse Lord CO, der Zweite, versucht die "Zeedles" immer wieder zu attackieren. Wer sie vor dem dunklen Lord schützt, erfährt nebenbei mehr über Klimaphänomene und erhält Tipps zur CO2-Reduzierung.

"Die Idee ist brillant": Löwin jubelt über nachhaltige App

Der Clou der App: Zehn Prozent der Unternehmenseinnahmen sowie 50 Prozent der Gewinne auf dem "Zeedz"-Marktplatz sollen an "grüne" Non-Profit-Projekte rund um den Globus gespendet werden. "Wenn wir Zeedz gemeinsam groß machen, können wir ein bisschen die Welt verändern", rechnete sich Sven aus. Und er hoffte natürlich auf einen Käufer - zu den Konditionen zehn Prozent der Unternehmensanteile für 600.000 Euro.

"Die Idee ist brillant", jubelte Dagmar Wöhrl, die in der Sendung eine Art positive Rebellion anzettelte - gegen die ungeschriebenen Regeln, dass meistens ein, selten auch mal zwei Löwen gemeinsam investieren. Immerhin wurden alle potenziellen Geldgeber nicht nur deswegen hellhörig, weil die "Öko"-Spielidee überzeugte. Sven, der zuvor schon sein Unternehmergeschick mit einer offenbar sehr erfolgreichen ersten Gründung unter Beweis gestellt hatte, konnte auch tolle Zahlen nennen.

Angeblich hat er schon 1,5 Millionen Euro an Umsatz gemacht - im Vorfeld des eigentlichen Spielstarts wohlgemerkt. Das über Social-Media-Aktivitäten und die Vorfreude der Community über Vorab-Verkäufe exklusiver "Zeedles" generierte Geld floss dann ohne Abstriche in die Entwicklung des Spiels. Einmal etabliert, will Sven für die Spiel-Charaktere Preise von neun bis sogar 2.000 Euro für besonders begehrte "Zeedles" aufrufen. Schon in kurzer Zeit rechnet er mit Millionenumsätzen.

Standing Ovations für den Öko-Unternehmer

"Ich kenne einige Spiele", meinte Nils Glagau. "Das stimmt alles", sagte er über "Zeedz". Und so ließ er sich auch mitreißen von Dagmar Wöhrls denkbar ungewöhnlichem Vorschlag. "Lass uns doch alle reingehen", hatte die fränkische Familienunternehmerin angeregt. Und tatsächlich standen wenig später fünf Löwen in einer Reihe, darunter sogar Ralf Dümmel, der bislang aus Prinzip noch nie in ein App-Unternehmen investiert hatte. "Das sind jetzt Standing Ovations", beschrieb er den Zusammenschluss.

Doch zu welchem Preis? Tatsächlich stellte das ungewöhnliche Quintett eine Forderung auf, die Sven zunächst nicht gefallen konnte. Jeder der fünf Löwen wollte einen Fünf-Prozent-Anteil haben. In der Summe kommt das auf ein Viertel von "Zeedz" - für zusammen immerhin 600.000 Euro. Der Gründer musste sich natürlich mit seinem Co-Gründer besprechen. Doch dann kehrte er zurück - und strahlte: "Lasst uns das zusammen richtig groß machen", strahlte Sven. Deal!

Döner-Unternehmer begeistern, bleiben aber ohne Deal

Beim Verpackungsspezialisten "Hey Circle" kam übrigens letztlich trotz der überzeugenden Ausgangslage kein Deal zustande - und das, obwohl Janna Ensthaler lange sehr interessiert war. Man konnte sich aber nicht über die Konditionen einigen. Ebenfalls ohne Zuschlag mussten die beiden Döner-Unternehmer von "Haepsi" abziehen: Alle Löwen waren von ihnen und der cleveren Fast-Food-Verpackung hellauf begeistert. Doch einschlägige Marktkenntnisse traute sich dann doch kein Investor zu.

Dafür gewann immerhin eine promovierte Mathematikerin, die ihre Zukunft überraschenderweise in Linsen-Gerichten sieht, mit ihrem Start-up "Peas of Joy" Carsten Maschmeyer als Geldgeber und Mentor. Und am Unternehmen "Schimmelschock 4.0", das sich dem Kampf gegen Schimmelbefall in Wohnungen verschrieben hat, liebte Ralf Dümmel seine Stellung als Außenseiter. Nachdem schon alle Kollegen abgewunken hatten, machte er den Deal.

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