Ab 17. Januar bei Apple TV+

Die intelligenteste Serie der Gegenwart kehrt zurück: Ben Stillers "Severance" geht in Staffel zwei

07.01.2025 von SWYRL/Eric Leimann

2024 wurde der 100. Todestag Franz Kafkas gefeiert - erfolgreichster deutschsprachiger Schriftsteller und einer der visionärsten Künstler aller Zeiten. Würde Kafka heute leben, er würde auf jeden Fall die vielfach preisgekrönte Mysteryserie "Severance" schauen. Am 17. Januar startet Staffel zwei.

Viele Mysteryserien sind rätselhaft, aber leider einfältig. Sie arbeiten mit Standardtricks wie Zeitschleifen, Paralleluniversen und leihen sich dazu ein wenig "Content" aus dem klassischen Besteckkasten des Grusel- oder Horrorgenres aus. Fertig sind Spannung und Thrill - sofern man mit Klischees und erwartbaren "Überraschungen" leben kann. Ganz anders die von Dan Erickson erdachte und von Hollywoodstar Ben Stiller als Regisseur in visionäre Bilder überführte Serie "Severance". Sie debütierte im Februar 2022 bei Apple TV+. Schnell machte es unter Science Fiction- und Qualitätsserien-Fans die Runde, dass "Severance" mit das Aufregendste war, das man seit langem auf dem Streamingmarkt gesehen hatte. Der mittlerweile vielfach preisgekrönte Neunteiler (14 Emmy-Nominierungen) erzählt in Staffel eins von Witwer Mark Scout (Adam Scott), der einen obskuren, ja kafkaesken Bildschirm-Job beim mysteriösen Großkonzern Lumon Industries ausübt. Das Besondere an Marks Job und die gleichzeitig geniale Idee des Serienschöpfers: Dank eines Chip-Implantats im Gehirn wissen Mitarbeiter auf Lumons "severed floor" nichts über ihr Ich außerhalb des Unternehmens - und umgekehrt.

In der Serie erfahren wir: Was angeblich der Work-Life-Balance dienen soll, verstört sowohl die "Innie"- wie die "Outie"-Persönlichkeit der Betroffenen. Staffel eins der anfangs gewöhnungsbedürftigen, aber unbedingt empfehlenswerten Serie endete auf einem großartigen, aber für die Fans gemeinen Cliffhanger. Fast drei Jahre später - auch das ein übler Streich - kommt nun eine Auflösung im Form von Staffel zwei. Zehn neue "Severance"-Folgen zeigt Apple TV+ ab Freitag, 17. Januar im Wochenrhythmus. Das bedeutet: Wer die nach erzählerisch etwas holprigem Beginn erneut süchtig machende Serie im Binge-Modus wegsuchten will, müsste bis Mitte März warten, bis alle Folgen der zweiten Staffel vorliegen.

In diesem Punkt ist Apple fast so gemein wie Lumon Industries, um dessen Unternehmensstrukturen und Strategien es in Staffel zwei noch etwas deutlicher geht. Nach Ansicht von sechs Folgen, die vorab zur Verfügung gestellt wurden, kann man sagen: Staffel zwei ist ein wenig anders, aber keinesfalls schlechter als die Debütstaffel von "Severance".

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Franz Kafka würde "Severance" auf jeden Fall anschauen

Im Gegensatz zu anderen Serien, deren Idee nach einer Staffel auserzählt ist, die aber wegen Erfolgs fortgesetzt wurden, ließ "Severance" durchaus viele Fragen offen: Welches Ziel verfolgt Lumon mit den Mitarbeitern im Severance-Modus? Was steckt hinter den absurden Jobs und Prozeduren im Unternehmen? Und natürlich: Werden unsere Serienfiguren die Geheimnisse ihrer geteilten Existenz erfahren - und akzeptieren können?

Das gesamte Personal der ersten Staffel kehrt nun zurück: Adam Scott (in "Big Little Lies" Ehemann von Reese Witherspoons Figur) als trauriger Held hinter der Maske des freundlich-fröhlichen amerikanischen Jedermanns, die tolle Britt Lower als Helly, Zack Cherry als Dylan und John Turturro als Irving. Auch die großen Namen in der zweiten Reihe sind wieder mit von der Partie: Patricia Arquette als Miss Cobel und Christopher Walken als Burt. Dazu natürlich Entdeckung Tramell Tillman als diabolisch grinsender Aufpasser Mr. Milchick. Ben Stiller übernahm bei fünf der zehn neuen Folgen die Regie.

Was in Staffel zwei passiert, darüber sollte aus Spoiler-Gründen nicht viel verraten werden. Vielleicht nur, dass es durchaus von Vorteil wäre, noch einmal die vor Twists & Turns strotzende letzte Episode der ersten Staffel zu schauen, um in der direkt an die Ereignisse anschließende Fortsetzung nicht völlig verloren zu sein. Man darf sich auf neue Welten, Erzählstränge und philosophische Fragen rund um Lumon und seine Mitarbeiter freuen.

Viele Kritiker und Zuschauer schätzten "Severance" ob der erzählerischen Intelligenz, der überragend kreativen Kulissen und auch der schauspielerischen Klasse und Dialoge. Mitunter empfand man die Serie aber auch als "Horror" und "Arbeit", weil das dargestellte Szenario neben tollem schwarzem Humor auch deprimieren konnte. Dass ausgerechnet der Tech-Weltkonzern Apple eine Serie über Allmachts-Fantasien eines Tech-Konzerns in Szene setzt, entbehrt einer gewissen grimmigen Komik nicht. Franz Kafka, dessen 100. Todestag sich 2024 jährte und der in etwa zur Zeit des in der Serie kultisch verehrten Lumon-Gründers Kier Egan gelebt haben müsste, würde "Severance" auf jeden Fall anschauen.

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