12.05.2024 von SWYRL/Eric Leimann
Investigativ-Filmer Daniel Harrich ("Meister des Todes") ging 2017 in "Gift" dem globalen Handel mit falschen Medikamenten nach. Der mit Julia Koschitz, Maria Furtwängler und Heiner Lauterbach starbesetzte Polit-Thriller erregte Aufsehen - und doch scheint das Thema auch heute noch wenig bekannt.
Etwa ein Prozent der in Deutschland erhältlichen Medikamente gilt als gefälscht, hieß es 2017, als Daniel Harrichs Politthriller "Gift" im Ersten Premiere feierte. Hört sich nicht besonders viel an? Wenn man jedoch bedenkt, wie viele Leben, wieviel Leid die Summe der Fake-Medikamente kostet, offenbart sich eine von Menschen gemachte Tragödie. In Entwicklungs- und Schwellenländern liegt die Quote unwirksamer oder gar gefährlicher Präparate sogar um ein Vielfaches höher. Pharmahersteller, Banken und Lobbyisten profitierten von diesem Geschäft. Der preisgekrönte Investigativ-Journalist und Filmemacher Daniel Harrich, im März 2024 sorgte er für den Film "Am Abgrund" zum ARD-Thementag "#unsereErde - Kampf um Rohstoffe", thematisierte den großen Medikamentenschwindel 2017 in seinem Film "Gift". Das Erste wiederholt ihn an diesem Mittwochabend: Bei einer Razzia im deutsch-tschechischen Grenzgebiet findet Ermittlerin Juliette Pribeau (Julia Koschitz) eine große Anzahl gefälschter Krebsmedikamente. Diese sollten an den Münchener Pharmahändler "KompaPharm" geliefert werden. Dem Besitzer, Günther Kompalla (Heiner Lauterbach), sitzt die engagierte Polizistin wenig später gegenüber.
Kompalla, der nur noch wenige Monate zu leben hat, will vor seinem Tode mit sich und seiner als Ärztin auf den Straßen Mumbais um jedes Leben kämpfenden Tochter (Luise Heyer) ins Reine kommen. Bald jedoch erhält Whistleblower Kompalla Gegenwind aus den (ehemals) eigenen Reihen. Er kommt von jenen Leuten, die am globalen Ausbeutungssystem bestens verdienen. Der Schweizer Investmentbanker Matteo Kälin (Ulrich Mattes) etwa sorgt dafür, dass Kompalla seine Firma nur zu einem Preis weit unter Marktwert los wird, während Wissenschaftlerin und Lobbyistin Vera Edwards (Maria Furtwängler) hinter den Kulissen erreicht, dass sich die mächtigen Reihen der Profiteure - unter anderem Martin Brambach als CEO eines Pharma-Konzerns - gegen die Ermittlungen der Behörden schließen.
Abonniere unseren Newsletter und wir versprechen, deine Mailadresse nur dafür zu verwenden.
Daniel Harrich: Vom Medikamenten- zum Abgeordneten-Skandal
Filmemacher Daniel Harrich sorgte bereits mit seinen ersten beiden Spielfilmen, der Münchener Oktoberfest-Attentat-Analyse "Der blinde Fleck" (2013) und "Meister des Todes" (2015) über kriminelle Verstrickungen deutscher Waffenhersteller in höchst unmoralische Geschäfte, für viel Aufsehen. Nicht nur Filmpreise gab es für Harrichs Arbeit, sondern auch "aktuelle Stunden" und Ermittlungen im Bundestag. Insofern erreichte der junge Filmemacher - heute ist er 40 Jahre alt - schon damals mehr als viele andere politisch engagierte Künstler es je zu träumen wagten.
Stets ist es dabei Harrichs Prinzip, dem Spielfilm - wenn dieser Premiere feiert - eine aktuelle Doku folgen zu lassen, die von der höheren Aufmerksamkeit für ein Fiction-Projekt profitiert. Zuletzt war dies im März 2024 beim Film "Am Abgrund" der Fall, in deren anschließender Doku auch über von Aserbaidschan mutmaßlich bestochene Bundestags- und EU-Abgeordnete berichtet wurde.
Doch wie ist nun der Film "Gift" zum Medikamentenskandal? Wenn es um Figuren und ihre Beziehungen geht, sind Harrichs Drehbücher und Inszenierung gern ein wenig melodramatisch bis "soapig". Trotzdem sind seine Filme stets interessant - so auch "Gift". Vor allem in jenen Szenen, wenn politisch-wirtschaftliche Ränkespiele seziert werden, wird es dann hochspannend, brisant und im Sinne des Öffentlichmachens eines nach wie vor unbekannten Globalisierungs-Verbrechens auch enorm wichtig. Man darf gespannt sein, welcher "unbekannten Schweinerei" sich der Münchener Filmemacher Daniel Harich als nächstes annimmt.