03.04.2025 von SWYRL/Hans Czerny
Am 12. April 1945 kommt bei Farsleben in der Nähe von Magdeburg ein Zug mit 2.500 jüdischen Häftlingen aus dem KZ Bergen-Belsen zum Stehen. Ziel des Transports war das Auffanglager Theresienstadt, doch am 13. April wurden die überlebenden Gefangenen von Amerikanern befreit. Die Doku vom MDR behandelt ein "Wunder" am Ende des Krieges.
Im April 1945 sollten etwa 6.700 sogenannte "Austauschhäftlinge" aus dem Konzentrationslager Bergen-Belsen vor dem Eintreffen der Alliierten evakuiert werden. Zu diesem Zweck verließen drei Züge das Lager in Richtung Theresienstadt in Böhmen. Zwei der Züge verloren sich in der Geschichte, der dritte blieb nach einem Fliegerangriff in einem Wäldchen bei dem Dorf Farsleben in der Nähe von Magdeburg stecken und wurde anderntags von Amerikanern befreit. Die Gefangenen, insgesamt 2.500, waren unterversorgt, teils krank und abgemagert, während der Fahrt hatte es Tote gegeben. Lange Jahre blieb das "Wunder von Farsleben" verdrängt - bis 2023 eine Museumsmitarbeiterin im amerikanischen Nationalarchiv einen Film über die Befreiung entdeckte. Viele der geretteten Kinder und Jugendlichen von damals erkannten sich wieder.
Auf den Bildern der amerikanischen Armee, die nun auch im Film "ARD History: Zug ins Leben - Die Befreiung der SS-Geiseln" zu ihrem Recht kommen, sind Menschen zu sehen, die ihre Rettung kaum fassen können. Die Amerikaner brachten die Befreiten in die nahe Heeresversuchsanstalt Hillersleben, in der die Deutschen zuvor Artilleriewaffen erprobt hatten. Die Toten wurden auf einem eigens eingerichteten jüdischen Friedhof begraben, der allerdings nach der Ablösung durch die Rote Armee im Juli 1945 in Vergessenheit geriet.
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Historiker und eine Schülerin kommen zu Wort
Ein von der DDR 1984 errichteter Gedenkstein trug die Aufschrift "Hier ruhen 32 unbekannte jüdische KZ-Häftlinge, die auf dem Todesmarsch von Bergen-Belsen von den Faschisten ermordet wurden und im April 1945 hier ihre letzte Ruhestätte fanden". In der Dokumentation vom MDR kommen nun Historiker zu Wort, die nach der Wende das Geschehen erforschten, aber auch eine Studentin, die sich bereits als Schülerin mit der Geschichte des "gestrandeten Zuges" beschäftigte.
Der Fall erinnert nicht wenig an Oliver Storz' Filmdrama "Drei Tage im April" (1995), wo in Baden-Württemberg 1945 gleichfalls ein Zug mit jüdischen KZ-Häftlingen strandet, sich aber niemand um die im Zug Eingekerkerten kümmern wollte, nachdem die SS-Bewacher geflüchtet waren.