17.08.2023 von SWYRL/Michael Eichhammer
Ein Gemälde löst bei Horst Lichter Schamgefühle aus. Der Clou: Betrachter können eine Türe öffnen, die ein Bild im Bild preisgibt. Das zeigt eine Anzüglichkeit, die auch im Händlerraum Furore macht.
"Da stimmt was nicht mit dem Bild", versuchte sich Horst Lichter in der Donnerstagsfolge von "Bares für Rares" als Kunstkenner. Er meinte die Türe in einem Ölgemälde. Diese war nicht nur gemalt: Dahinter wartete eine frivole Überraschung.
Zunächst startete die Expertise noch unspektakulär; Öl auf Holz und Pappe - die verwendeten Materialien waren offensichtlich. Der Maler dagegen war nicht zu ermitteln. Das Bild war zwar signiert, doch weder die Besitzerin noch Dr. Friederike Werner konnten den Namen dechiffrieren. Nur das Entstehungsjahr war eindeutig: 1886. Die Expertin lenkte dann den Blick auf das Motiv, "einen Knecht oder Schelm, der eine Treppe hinabschleicht". Wie Sherlock Holmes' Enkelin erkannte sie: "Er hat seine Schuhe ausgezogen, damit man ihn nicht hört." Der Plan der dargestellten Person: durchs Schlüsselloch schauen.
"Und jetzt kommt das Bild im Bild", kündigte Werner an wie eine Zauberkünstlerin. Als sie die Tür öffnete, blieb Lichter kurz die Spucke weg: "Ja, ich glaube es ja nicht! Sag einmal!" Die Darstellung war erstaunlich freizügig für die damalige Zeit. "Wahrscheinlich eine Dienstmagd, die ganz unverfroren den Nachttopf benutzt", erklärte Werner. Die Expertin interpretierte: "Sie schaut ihn merkwürdig an, als hätte sie ihn erwartet, als würde sie sich freuen, man weiß es nicht."
"Eine unglaublich schöne Doppelmoral", so das Fazit der Expertin. Die Dame würde den Voyeur "sehr aufreizend, offenherzig" ansehen, war sie sicher. Lichter schlussfolgerte: "Also geht es hier weniger um künstlerisch wertvoll, sondern mehr um einen Gag." Lichter fragte nach dem Zustand des Verkaufsobjekts. Das fand die Expertin "eine lustige Frage in dem Fall". Der Grund: Die Tür war so oft geöffnet worden, dass sie mehrfach hinausgefallen sei. Sie wurde deshalb überlackiert und die Scharniere erneuert.
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"Absolut skurril": "Bares für Rares"-Händler zahlt mehr als den Schätzpreis
Verkäuferin Susanne erhoffte sich 100 Euro für ihr Sittenbild des 19. Jahrhunderts. "Je länger ich es betrachte, desto mehr gehe ich nach oben mit dem Preis", dachte Dr. Werner laut. Die Expertin taxierte auf 200 bis 300 Euro. "Ich bin mir sicher, dass sich da drüben einige dafür interessieren", war Horst Lichter optimistisch. Er sollte Recht behalten.
"Die Tür kann man öffnen", erkannte Steve Mandel. "Da wirst du gleich was Frivoles sehen", war Julian Schmitz-Avila sicher. Als sie die entblößte Dame hinter der Tür sahen, machten die Händler im Chor "Huch!". "Das ist aber ein schmutziger Film", fand Walter Lehnertz. "Unsere Herren sind ganz errötet", begrüßte Lisa Nüdling die amüsierte Verkäuferin.
Wildhagen fragte, wo man ein so spezielles Gemälde platzieren würde. Nach vielen Jahren im Flur der Großeltern war das Bild später in den Partykeller der Eltern gewandert, so die Verkäuferin. "Jeder hat einmal geguckt, aber inzwischen hat es jeder gesehen." Julian Schmitz-Avila startete mit 150 Euro. Walter Lehnertz erhöhte auf 200 und verriet ungefragt, wo er das Objekt in Zukunft gern bei sich sehen würde - in seinem "Erotikzimmer" natürlich.
Steve Mandel und Markus Wildhagen boten ebenfalls mit. Lediglich Lisa Nüdling schwieg. Schnell wurden die Verhandlungen zu einem Duell zwischen nur noch zwei Interessenten: Walter Lehnertz und Steve Mandel, der schließlich stolze 400 Euro bot. Markus Wildhagen war sicher: "Da gibt es Sammler dafür." Steve Mandel erklärte sein Faible für das "Spaßbild". Es sei "absolut skurril".
"Kann man ins Gäste-WC hängen", sinnierte Walter Lehnertz. Dafür allerdings wollte er nicht 400 Euro investieren. "Sie strahlen schon übers ganze Gesicht", las Julian Schmitz-Avila die Körpersprache der Verkäuferin. Tatsächlich war sie mit Mandels Gebot einverstanden. "Dann haben wir im katholischen Monschau jetzt was Anzügliches", sagte der "Bares für Rares"-Händler. "Ich möchte nicht wissen, wie viele Leute jetzt zu dir ins Geschäft kommen, um hinter diese Tür zu schauen", überlegte Wildhagen. "Ich würde immer eine Mark dafür verlangen", meinte Schmitz-Avila.
Antike Feuerwehrhelme: "Bares für Rares"-Experte verfünfffacht den Wunschpreis
"Für unsere Boygroup!", befand Lichter mit einem von drei Feuerwehrhelmen auf dem Kopf. Deutschmanek fragte nach einem Bandnamen. "The Helmet Boys ... Oder I´m on Fire", so Lichter. Der Wunschpreis des Verkäufers: 300 Euro. Deutschmanek erhöhte auf 1.500. Wildhagen bezahlte 600.
Eine britische Miniatur-Krönungskutsche der Firma Lesney (bekannt für Matchbox-Autos) wollte ein Ehepaar für 150 Euro veräußern. Sven Deutschmanek bremste auf 120. Steve Mandel kaufte das royale Souvenir für 60 Euro.
Für einen Anhänger mit Kette aus 585er Gold mit Platin und Diamanten wünschten sich eine Oma und ihre Enkelin 2.000 Euro. Dr. Rezepa-Zabel taxierte auf bis zu 2.400. Julian Schmitz-Avila bezahlte 1.800.
"Mich hat es total überrascht, dass unser Fußball eine Vase ist", gestand die Verkäuferin, nachdem Markus Wildhagen das Glas-Objekt für 160 Euro erstand. Dr. Werner hatte auf 200 taxiert, das Ehepaar hatte sich 150 Euro gewünscht.