22.12.2025 von SWYRL
Von wegen versöhnliche Worte zum Jahresabschluss: Im ZDF-Moma übte Albrecht von Lucke harte Kritik an "Ankündigungskanzler" Friedrich Merz. Auch der Blick auf das kommende Jahr fiel alles andere als optimistisch aus ...
Die ersten sieben Monate der Kanzlerschaft von Friedrich Merz sind vorüber - und das Zwischenzeugnis fällt schlecht aus. Dieser Meinung ist zumindest Albrecht von Lucke. "Ich gehe mit einem sehr besorgten Blick. Wir haben ersichtlich eine Regierung, die das, was sie versprochen hat - also einen Wechsel in wirtschaftlicher und geopolitischer Hinsicht - nicht geschafft hat", bilanzierte der Politikwissenschaftler am Montag im ZDF-"Morgenmagazin" zum ablaufenden Jahr.
Aktuell sei geopolitisch angesichts der Abkehr der USA von Europas und Putins Machtbestrebungen ein "Epochenbruch" zu beobachten, führte von Lucke im Gespräch mit Eva-Maria Lemke aus. "Da hat der Kanzler sich durchaus zur starken Kraft in Europa gemausert. Wenn er auch wieder den Fehler gemacht hat, die Latte zu hoch zu legen", urteilte Albrecht von Lucke über die fehlende Unterstützung von Merz' Plänen auf EU-Ebene.
"Immerhin hat er die USA an unserer Seite gehalten", hielt er Merz zugute, um sogleich einzuschränken: "Was er aber nicht geschafft hat, und das ist so dramatisch, dass in Deutschland eine Stimmung des Aufbruchs kommt."
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Albrecht von Lucke wirft Friedrich Merz vor: "Er hält das nicht ein, was er verspricht"
Anders als seine Vorgänger im Kanzleramt sei Friedrich Merz kein "großer Machtstratege", fällte Albrecht von Lucke ein hartes Urteil über den amtierenden Kanzler: "Er steht überhaupt nicht in der Tradition von Adenauer, Kohl und Merkel." Er sei unerfahren darin, mit Macht umzugehen und Allianzen zu schaffen. "Er macht immer einen Fehler: Er setzt die Erwartungen zu hoch und kann das Versprochene nicht einhalten", beklagte der Publizist im ZDF-Moma; "Dann ist er letztlich ein Ankündigungskanzler und hält das nicht ein, was er verspricht."
Vom zunächst angekündigten "Herbst der Reformen" sei nicht viel übriggeblieben, warf Moderatorin Eva-Maria Lemke kritisch ein. "Wird es überhaupt möglich sein, schmerzhafte Entscheidungen für den Wähler zu treffen?", fragte sie mit Blick auf die Landtagswahlen im kommenden Jahr. "Es könnte ganz überspitzt formuliert so sein, dass die Koalition jetzt schon verloren hat im Jahr 2025", sah von Lucke "ein Riesen-Problem". Bei den zu erwartenden Erfolgen der AfD bei den Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern bedeute eine gleichzeitige Durchsetzung der anvisierten Rentenreform laut von Lucke "eine Zumutung an die Wählerinnen und Wähler".
Viel Hoffnungen auf große Reformen machte sich der Publizist daher nicht. Stattdessen könne er sich gut vorstellen, dass das Unbehagen weiter wachse: "Es wird für die Regierung im nächsten Jahr wohl noch schwieriger." Trotzdem: Angesichts der mauen Umfragewerte der Union und der starken AfD bei den Landtagswahlen eine Koalition mit der AfD einzugehen, "wäre für die CDU verheerend", stellte Albrecht von Lucke fest. "Dann bricht die Koalition auseinander", prophezeite er mit Blick auf die Regierung. Nachdenklich schloss er das Interview mit der Prognose: "Mit dem Herbst kommen ganz schwierige SItuationen auf dieses Land zu."



