Diese Filme erzählen deutsch-deutsche Geschichte
Erst die Gründung der beiden deutschen Staaten, dann der Bau der Mauer und schließlich die Wende und das langsame Zusammenwachsen des einst geteilten Landes: Auch Kino und TV haben sich immer wieder mit deutsch-deutscher Geschichte befasst - in Komödien wie "Good Bye, Lenin!", Thrillern wie "Bridge of Spies" und Dramen wie "Ballon", der anlässlich des Tags der deutschen Einheit um 18.05 Uhr im Ersten zu sehen ist.
© ARD Degeto/Studiocanal GmbH"Ballon" (2018)
Wenn es ein Regisseur schafft, einen von der ersten bis zur letzten Einstellung spannenden Film zu machen, obwohl jeder Zuschauer weiß, wie die Geschichte ausgeht, dann versteht er sein Handwerk. "Ballon" (2018) von Michael Herbig erzählt die wahre Geschichte von zwei Familien, die 1979 aus Thüringen nach Bayern geflohen sind - in einem Heißluftballon. Ein spektakuläres Unterfangen, das die DDR bis auf die Knochen blamierte.
© Studiocanal GmbH / Marco Nagel"Good Bye, Lenin!" (2003)
Am Abend des 40. Jahrestags der DDR erleidet Mutter Kerner einen Herzinfarkt und fällt ins Koma. Vom Mauerfall bekommt sie nichts mit. Als sie wieder erwacht, tut Sohn Alex (Daniel Brühl) so, als wäre nichts passiert - schließlich darf sich Mutti unter keinen Umständen aufregen! Mit "Good Bye, Lenin!" gelang Wolfgang Becker eine der sympathischsten Komödien über die Wende.
© X-Verleih"Bridge of Spies" (2015)
Als Unterhändler reist der Jurist James Donovan (Tom Hanks) ins Ost-Berlin des Jahres 1961, um dort einen über der Sowjetunion mit seinem Spionageflugzeug abgestürzten US-Agenten gegen einen sowjetischen Spion auszutauschen. Mit "Bridge of Spies: Der Unterhändler" (2015) inszenierte Steven Spielberg vor großer historischer Kulisse nach wahren Begebenheiten einen knisternden Polit-Thriller.
© 2015 Twentieth Century Fox"Stilles Land" (1991)
Der junge Regisseur Kai will kurz vor der Wende auf einer ostdeutschen Provinzbühne Samuel Becketts "Warten auf Godot" inszenieren. Sein Enthusiasmus wird weder von den Schauspielern noch vom Intendanten geteilt. Dann fällt die Mauer ... Mit seinem ersten Kinofilm gelang dem aus Gera stammenden Andreas Dresen ("Gundermann") eine einfühlsame Deutschlandparabel.
© Pandora Film/Thomas Spikermann"3 1/2 Stunden" (2021)
DDR-Lokomotivführerin Edith Salzmann (Luisa-Céline Gaffron) soll einen Interzonenzug von München nach Ost-Berlin an der Grenze übernehmen - an einem besonderen Tag: Am 13. August 1961 wird die Mauer gebaut. Viele Reisende stehen vor einer Lebensentscheidung: sitzen bleiben oder den Zug verlassen? Das (fiktive) ARD-Drama "3 1/2 Stunden" blickt einfühlsam und spannend auf deutsch-deutsche Schicksale."Fritzi - Eine Wendewundergeschichte" (2019)
Wie erklärt man ein komplexes Stück Zeitgeschichte so, dass es auch Kinder verstehen? "Fritzi - Eine Wendewundergeschichte" zeigt, wie das geht. Der sympathische Animationsfilm ist eine famose Geschichtsstunde über den Wendeherbst 1989 - konsequent aus den Augen einer aufgeweckten Zwölfjährigen erzählt, die beim Versuch, ihrer Freundin im Westen den Hund zurückzubringen, die DDR zum Einsturz bringt.
© Weltkino Filmverleih GmbH"Herr Lehmann" (2003)
Herr Lehmann (Christian Ulmen) arbeitet bis spät in die Nacht in einer Berliner Kneipe, er isst gerne Schweinebraten zum Frühstück, trinkt Bier bis zum Abwinken und redet viel und schnell. Und eigentlich ist er glücklich so. Doch dann fällt die Mauer - und Herr Lehmanns Kreuzberger Idylle droht unterzugehen. Die Vorlage zum Erfolgsfilm von Leander Haußmann lieferte Element-of-Crime-Sänger Sven Regener.
© Delphi Filmverleih"Tannbach - Schicksal eines Dorfes" (2015 bis 2018)
Das Dorf Mödlareuth, Vorbild für die ZDF-Reihe "Tannbach", war 41 Jahre lang in eine Ost- und in eine Westhälfte geteilt. In sechs TV-Filmen erzählt die Produktion von den Schicksalen der Bewohner auf beiden Seiten der Grenze - von den letzten Kriegstagen über die engültige Teilung 1952 bis zum Prager Frühling.
© ZDF / Julie Vrabelova"Bornholmer Straße" (2014)
Bis zum frühen Abend ist der 9. November 1989 für Oberstleutnant Schäfer ein Tag wie jeder andere, am von ihm befehligten Grenzübergang Bornholmer Straße ist es ruhig. Bis plötzlich Schabowski seine legendären Worte spricht: "Privatreisen nach dem Ausland ..." Was dann passiert, erzählt die ARD-Tragikomödie "Bornholmer Straße" mit leisem Humor.
© ARD / Julia Terjung"Der Rote Kakadu" (1996)
Der Bau der Berliner Mauer, das Ende der Hoffnung auf einen "besseren" deutschen Staat, der Beginn der Überwachungsmentalität - Dominik Graf gelingt es in "Der Rote Kakadu" (1996), das komplexe und potenziell bedrückende Thema mit einer wohltuenden Leichtigkeit zu inszenieren. Das gelingt ihm auch dank toller Darsteller wie Ronald Zehrfeld, Max Riemelt und Jessica Schwarz, die sich in eine melodramatische Ménage à trois stürzen.
© BR / ARD / Degeto"Vorwärts immer!" (2017)
Als seine Tochter in den Westen rübermachen will, schlüpft ein ostdeutscher Bühnenschauspieler (Jörg Schüttauf) in die Rolle seines Lebens: Als Erich Honecker verkleidet, will er den Schießbefehl rückgängig machen, den der DDR-Staatschef angeblich soeben erlassen hat. "Vorwärts immer!" ist eine gemächlich erzählte Komödie mit Thriller-Plot - und tollen Schauspielern aus dem Osten.
© 2017 DCM"Der Turm" (2012)
In seinem epischen Werk "Der Turm" zeichnet Uwe Tellkamp das Porträt eines versinkenden Staates. Der Roman beschreibt anhand einer Intellektuellenfamilie die letzten sieben Jahre der DDR. Die ARD verfilmte den Stoff 2012 als prominent besetzten Zweiteiler. Drehbuchautor Thomas Kirchner schaffte es hervorragend, die Atmosphäre des Romans ins Filmgenre zu übertragen.
© ARD/MDR/teamWorx/Nik Konietzny"Weissensee" (2010 bis 2018)
Eigentlich ist die deutsch-deutsche Geschichte viel zu komplex für einen 90-minütigen Film. Gut, dass es Serien wie "Weissensee" gibt. In vier Staffeln erzählt die ARD-Produktion eine epische Familiengeschichte aus Ost-Berlin von 1980 bis zur Wende. Im Zentrum stehen zwei Familien, die in die Mühlen der Weltgeschichte geraten.
© ARD / Frederik Batier"Deutschland 89" (2020)
Die Wende als spannender Thriller-Stoff - das ist die Amazon-Produktion "Deutschland 89" (2020). Clever zwischen Posse und Drama schwankend, erzählt die Serie von einem Agenten (Jonas Nay, links), der in die Wirren der Wiedervereinigung gerät. Zwar ist die Handlung von "Deutschland 89" fiktiv, das wahre Agenten-Chaos der Wendezeit dürfte in der Realität aber kaum weniger absurd abgelaufen sein.
© UFA Fiction / Anika Molnár"Flucht nach Berlin" (1960)
Will Trempers "Flucht nach Berlin" (1960) war einer der ersten bundesdeutschen Filme, die von der Teilung des Landes erzählten. Im Zentrum steht ein Bauer aus Sachsen-Anhalt, der sich der Zwangskollektivierung in seinem Dorf widersetzt und von den SED-Oberen schikaniert wird. Also will er in den Westen fliehen - doch die Apparatschiks sind ihm auf den Fersen.
© UCM.One"Der Himmel über Berlin" (1987)
In "Der Himmel über Berlin" (1987) schickt Wim Wenders die Engel Damiel (Bruno Ganz) und Cassiel (Otto Sander) durch eine geteilte Stadt, der Himmel ist hüben genauso grau wie drüben und überspannt die triste deutsche Wirklichkeit Mitte der 80er-Jahre. Damiel und Cassiel beobachten die Menschen, ohne von ihnen gesehen werden zu können - Ausgangspunkt für eine poetische Reflexion über das Leben und die Trennung.
© Studiocanal"Die Stille nach dem Schuss" (2000)
Kann es ein bürgerliches Leben auf der Flucht geben? Mit Bibiana Beglau und Alexander Beyer in den Hauptrollen verfilmte Volker Schlöndorff Erinnerungen der RAF-Aussteigerin Inge Viett, die in der DDR untertauchte. "Die Stille nach dem Schuss" (2000) ist eine Rückblende ohne Zorn, im filmischen Gestus der DEFA-Ära erzählt, geschrieben von Wolfgang Kohlhaase, dem erfolgreichste Drehbuchautor der DDR.
© MDR"Der Tunnel" (2000)
Heino Ferch (links), Sebastian Koch (rechts) und Felix Eitner im SAT.1-Zweiteiler "Der Tunnel", der Mutter aller deutschen Event-Film-Produktionen. Erzählt wird eine wahre Geschichte: Vier Monate lang gruben Hasso Herschel und seine Vertrauten einen Tunnel von West- nach Ost-Berlin, der am Ende 135 Meter lang war. 29 Menschen, darunter Herschels Schwester, kamen 1962 durch ihn in die Freiheit.
© SAT.1 / Stefan Erhard"Der Stich des Skorpion" (2004)
Wolfgang Stein (Jörg Schüttauf) lässt keine Gelegenheit aus, das DDR-Regime zu kritisieren. Nach seinem Freikauf in den Westen wird er zum Fluchthelfer. Seine Frau wird verhaftet, um ihn zur Aufgabe zu zwingen, doch Stein kann sie freipressen. Nun plant die Stasi, das Ehepaar durch einen Giftanschlag zu ermorden. Der TV-Film "Der Stich des Skorpion" basiert auf der Autobiografie von Wolfgang Welsch.
© WDR / Thomas Kost"Die Mauer - Berlin '61" (2006)
Hans und Katharina Kuhlke wohnen im Ostteil Berlins. Eines Abends fahren die beiden zu einem Geburtstag in den Westteil der Stadt. Ihr 14-jähriger Sohn Paul bleibt zu Hause. Plötzlich werden die Grenzen dicht gemacht ... Das Schicksal der Familie Kuhlke, das im Fernsehfilm "Die Mauer - Berlin '61" (2006) erzählt wird, ist frei erfunden - und doch gab es damals einige, denen es ähnlich erging.
© WDR / Bernd Spauke"Besuch aus der Zone" (1958)
Nach seiner Erstausstrahlung im Februar 1958 sorgte der Fernsehfilm "Besuch aus der Zone" für eine hitzige Diskussion im deutschen Bundestag über die "richtige" Darstellung des Lebens im geteilten Deutschland. Rainer Wolffhardts Film behandelt am Beispiel zweier Textilfabrikanten dies- und jenseits der Grenze die Spaltung, die die Teilung des Landes mit sich brachte.
© Pidax film media Ltd./Alive"Böseckendorf - Die Nacht, in der ein Dorf verschwand" (2009)
DDR 1961: Das kleine Dorf Böseckendorf ist eine Enklave der Fluchtwilligen. Immer wieder gelingt es kleinen Gruppen, von hier aus "rüber zu machen". Als die Dorfgemeinschaft von den geheimen Plänen der Regierungsverwaltung erfährt, das Dorf umzusiedeln, entschließen sich die Böseckendorfer zu einer Massenflucht. Der SAT.1-Film "Böseckendorf - Die Nacht, in der ein Dorf verschwand" (2009) basiert auf wahren Begebenheiten.
© Sat.1 / Richard Hübne