22.12.2023 von SWYRL/Elisa Eberle
Als Schreinermeister Eder begeistert Gustl Bayrhammer seit rund 40 Jahren. In der RTL-Serie "Neue Geschichten vom Pumuckl" schlüpft nun Florian Brückner in die ikonische Rolle. Warum er keine Angst vor den großen Fußstapfen hatte, verrät der Schauspieler im Interview.
Wenn Florian Brückner in der Serie "Neue Geschichten vom Pumuckl" (13 Folgen am Montag, 25. Dezember, ab 15.50 Uhr, und Dienstag, 26. Dezember, ab 15.15 Uhr, bei RTL) in die Kult-Rolle des Schreinermeisters Eder schlüpft, könnten sich gleich mehrere seiner sieben Geschwister fachlich dazu äußern: Isabella, Susanne, Franz-Xaver, Dominikus und Maximilian Brückner haben ebenfalls den Schauspielberuf erlernt. Letzterer war sogar ausschlaggebend dafür, dass Florian Brückner heutzutage überhaupt ab und an vor der Kamera steht. Wie es dazu kam, und was der 1984 geborene Münchner hauptberuflich macht, verrät Florian Brückner im Interview. Außerdem erzählt der zweifache Vater von den Dreharbeiten mit Pumuckl-Sprecher Maxi Schafroth, dessen Stimme mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) in die des ehemaligen Pumuckl-Sprechers Hans Clarin umgewandelt wurde.
teleschau: Herr Brückner, wann hatten Sie das letzte Mal das Gefühl, Besuch von einem Kobold zu haben?
Florian Brückner (lacht): Das ist eine sehr gute Frage! Eigentlich habe ich täglich das Gefühl. Ich habe zwei kleine Töchter im Alter von sieben und fünf Jahren. Eine davon ist dem Pumuckl sehr ähnlich. Sie ist meine Inspiration.
teleschau: Wie zeigt sich diese Ähnlichkeit?
Brückner: Sie ist einfach sehr quirlig und lustig. Und oft aber nicht immer folgt sie auch. Das erinnert mich wahnsinnig an den Pumuckl.
teleschau: Wie wichtig ist Ihnen die Meinung Ihrer Kinder zur Serie?
Brückner: Es war das Wichtigste für mich, dass die Serie, egal, wie sie am Ende läuft, zumindest meinen Kindern gefällt. Das war das große Ziel.
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"Wir haben versucht, den alten Charme zu erhalten"
teleschau: Kannten Ihre Kinder auch die alten Pumuckl-Folgen?
Brückner: Ja, klar. Dadurch, dass ich noch die alten Kassetten hatte von den alten Folgen mit Gustl Bayrhammer und Hans Clarin. Die werden abwechselnd mit "Bibi Blocksberg" immer noch angehört.
teleschau: Welche Folgen finden Ihre Kinder besser: die alten oder die neuen?
Brückner: Ich hoffe mal meine! Ich kann es aber nicht sagen. Den Pumuckl haben sie gern, da ziehen sie gar keine großen Vergleiche zwischen dem alten und dem neuen.
teleschau: "Meister Eder und sein Pumuckl" ist Kult. Gustl Bayrhammer bekam in München kürzlich eine Gedenktafel. Warum braucht es überhaupt eine Neuauflage der Serie?
Brückner: Es ist natürlich schade, dass man die Geschichte nicht einfach mit Gustl Bayrhammer und Hans Clarin fortsetzen kann. Aber es gibt noch unendlich viele unerzählte Geschichten: Bei den 13 neuen Folgen sind auch Geschichten dabei, die den Kindern bestimmte Werte vermitteln. Deswegen ist der Pumuckl nie auserzählt.
teleschau: Wo liegt für Sie der größte Unterschied zu den alten Folgen?
Brückner: Der größte Unterschied bin wahrscheinlich ich, weil ich noch lange nicht die Statur und die Präsenz habe wie ein Gustl Bayrhammer. Und es ist natürlich ein bisschen mehr in die Jetzt-Zeit geschrieben. Ansonsten haben wir versucht, den alten Charme zu erhalten.
"Ich glaube, der Pumuckl hat seinen Zenit noch nicht erreicht"
teleschau: In den ersten der neuen Folgen wirkt Pumuckl ein wenig braver als früher. Er sagt zum Beispiel häufiger "bitte". War das eine bewusste Entscheidung?
Brückner: Ah, dadurch, dass ich ihn jeden Tag an der Backe hatte, habe ich davon nicht viel gemerkt (lacht). Das liegt vielleicht aber auch ein bisschen am Kennenlernen. Ich glaube, der Pumuckl hat seinen Zenit noch nicht erreicht. Er wird schon noch weiter Gas geben.
teleschau: Sie wurden 1982 geboren, also im selben Jahr, in dem "Meister Eder und sein Pumuckl" erstmals als Serie zu sehen war. Was ist Ihre erste Erinnerung an den Kobold?
Brückner: Meine erste Erinnerung ist die Geschichte mit dem Pudding. Da habe ich beim Anschauen immer Lust auf einen Pudding bekommen. Ich schaue die Serie bis heute gerne an. Das ist einfach so eine heimelige Serie. Die Zeit damals mit den ganzen Handwerkern war einfach entschleunigter.
teleschau: Fehlt uns dieses Gefühl heutzutage?
Brückner: Ja, ich finde schon. Wenn man aktuell Jung und Alt zusammen in den Kinos sitzen sieht, dann bietet das Pumucklformat einfach ein Gefühl der Geborgenheit und lädt zum Runterkommen ein. Diese Erinnerung an alte Zeiten ist es auch, die den Zuschauerinnen und Zuschauern in Befragungen nach dem Kinobesuch am besten gefallen hat.
teleschau: Wie erklären Sie sich, dass der, verglichen mit Animationsfilmen, doch eher langsam erzählte Pumuckl die Kinder so fasziniert?
Brückner: Keine Ahnung. Meine Kinder sind nach dem Pumuckl wesentlich entspannter. Neuere Animationsfilme überfordern sie da eher.
"Wenn es meinen Kindern gefällt, dann habe ich schon die halbe Miete"
teleschau: Regisseur Marcus H. Rosenmüller gestand kürzlich, dass er sich anfangs gar nicht an das Projekt herangetraut habe. Wie war das bei Ihnen?
Brückner: Ich bekam eine Anfrage von der Casterin Franziska Aigner. Damals stand schon fest, dass der Marcus H. Rosenmüller Regie macht. Dann habe ich noch was zu lesen bekommen und habe mir gedacht: Die Bücher sind ja gut, aber vor allem habe ich sowohl den Marcus als auch die Franzi schon länger nicht mehr getroffen. Das ist also den Ausflug wert! Ich hatte also keine Zweifel. Für mich stand letztlich fest: Wenn es meinen Kindern gefällt, dann habe ich schon die halbe Miete.
teleschau: Das klingt überzeugt ...
Brückner: Im Grunde ist es wie bei meinem Bruder Maximilian: Der spielt seit knapp 20 Jahren den Boandlkramer im "Brandner Kaspar" am Münchner Volkstheater. Da hat am Anfang auch jeder gesagt: Spinnst du, das kannst du doch nicht machen! Das war Toni Berger, der war die Legende! Und jetzt ist das Stück seit 20 Jahren ausverkauft. Mit anderen Worten: So was kann funktionieren. Wenn man seine Arbeit beim Drehen ehrlich macht und das Ergebnis dann aber nicht beim Publikum ankommt, dann muss man damit leben. Aber wenn man es mit Herzblut versucht hat, dann ist das auch in Ordnung.
Mit "der Luft" spielen
teleschau: Sie hatten also keine Zweifel, dem Erbe Bayrhammers gerecht zu werden?
Brückner: Ich habe es immer anders gesehen: Ich möchte das Original nicht kopieren, sondern weitererzählen. Deswegen spiele ich auch den Neffen. Ich muss ja auch nicht nur die alten Fans einfangen: Es gibt vielleicht Kinder, die den alten Pumuckl nicht kennen, jetzt aber mit dem neuen Spaß haben. Solange der Pumuckl gleich bleibt und nicht plötzlich zur 3-D-Figur wird, ist das doch auch ein kleiner Erfolg!
teleschau: Haben Sie zur Vorbereitung die alten Folgen noch mal geschaut?
Brückner: Unbewusst immer mal wieder mit den Kindern. Aber um alle Folgen noch mal anzuschauen, hatte ich gar nicht genug Zeit. Das einzige, was ich mir genauer angeschaut habe, ist wie der Bayrhammer das macht, wenn er im Endeffekt mit der Luft spielt.
teleschau: Sie meinen, weil der Pumuckl am Set nicht existiert. Wie genau funktioniert das?
Brückner: Es gibt schon eine Puppe, die man als Pumuckl ab und zu in die Szene reinstellt. Dann weiß ich ungefähr, auf welcher Höhe seine Augen sind. Rosi (gemeint ist Regisseur Marcus H. Rosenmüller, d. Red.) bewegt dann die Puppe entsprechend zum Text, sodass ich den ungefähren Ablauf der Szene weiß. Das ist die leichtere Situation. Schwieriger ist es, wenn ich statisch in Richtung Kamera schaue und dazwischen steht der Pumuckl. Da muss ich natürlich schauen, dass mein Blick nicht zu weit nach hinten in die Tiefe fällt, sondern den Punkt fixiert, an dem später der Pumuckl steht. Es ist schon ein ganz anderes Spiel, aber zum Glück war durch Maxi Schafroth immer eine Stimme da.
"Das war ein Flashback in meine Kindheit"
teleschau: Mit Ilse Neubauer und Hans Stadlbauer sind immerhin zwei alte Bekannte aus der originalen Serie dabei. Wie hat ihr Mitwirken den Dreh beeinflusst?
Brückner: Allein die Tatsache, dass die beiden mitgemacht haben, ist ein Indiz dafür, dass die Idee gar nicht so schlecht sein kann. Das Treffen mit Frau Neubauer war für mich schon ein Schlüsselerlebnis: Es war an einem meiner ersten Drehtage, ich stand in meiner Werkstatt und dann kam die Frau Neubauer als Frau Stürzlinger rein. Da habe ich weiche Knie bekommen! Das war ein Flashback in meine Kindheit, fast surreal! Sie war es auch, die immer wieder betont hat, was für ein toller, großzügiger Mensch der Gustl Bayrhammer war. Sie hat sehr vom alten Eder geschwärmt! Stadlbauer hat in den alten Folgen den Postboten gespielt. Er erzählte mir, dass er damals einen ganzen Tag drehen musste, dass der Schnee vom Vordach der Werkstatt auf ihn drauf fällt. Da musste er natürlich frieren!
teleschau: "Neue Geschichten vom Pumuckl" ist eine der ersten deutschen Serien, die intensiv mit dem Einsatz von KI arbeitet. Das Ergebnis ist erschreckend gut. Was geht Ihnen in diesem Zusammenhang als Schauspieler durch den Kopf?
Brückner: Ich bin ganz froh, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer selbst entscheiden können, welche Stimme sie hören wollen. Ich war am Anfang so geflasht: Der Maxi musste sich am Anfang auch ein bisschen reinfinden, doch kaum hatte er drei Sätze gesprochen, habe ich den Pumuckl mit der neuen Stimme völlig akzeptiert. Mit der KI kenne ich mich zu wenig aus, aber die ganze Dynamik, die Klangfarbe und der Rhythmus ... das ist der Maxi! Die Dreharbeiten mit ihm waren so unfassbar lustig, und er hat mich mit seiner Improvisation manchmal aus der Fassung gebracht. Darüber, was KI mit unserer Branche macht, habe ich mir noch gar keine großen Gedanken gemacht. Ein mulmiges Gefühl habe ich schon. Aber ich kenne mich zu wenig damit aus, was KI mittlerweile alles kann. Sicher ist, dass sich einiges verändern wird.
"Wenn ich Glück habe, geht der Pumuckl weiter"
teleschau: Wenn es hart auf hart kommt, haben Sie zum Glück noch ein zweites berufliches Standbein ...
Brückner: Genau! Ich bin hauptberuflich zu 75 Prozent im Rettungsdienst tätig. Zwei Berufe parallel ist natürlich immer schwierig. Bei dem geht es aber noch, weil es sich um einen Schichtdienst handelt. Während der Dreharbeiten zum Pumuckl habe ich unbezahlten Urlaub genommen. Das Rote Kreuz in Rosenheim ist da zum Glück sehr flexibel.
teleschau: Dass Sie zusätzlich Schauspieler sind, ist Ihrem Bruder Maximilian zu verdanken, oder?
Brückner: : Ja, genau! Mein Bruder war an der Otto-Falckenberg-Schule und wurde für einen ZDF-Krimi angefragt. Die Schule hat ihn damals nicht freigestellt. Zur Casterin sagte er dann: "Ich hätte da aber noch einen kleinen Bruder. Der ist auch gut." So kam ich dann völlig unvoreingenommen zu meinem ersten Casting. Das hat geklappt und so ging es dann weiter: Ich habe mich bei der Agentur angemeldet und zunächst Theater gespielt. Irgendwann dachte ich dann: Jetzt fang ich doch noch mal mit einer Schauspielschule an, bin aber nach einer Weile wieder von der Schule gegangen.
teleschau: Nach der Erfahrung mit dem Pumuckl: Wird man Sie künftig häufiger in Kinderformaten sehen?
Brückner: Wenn ich Glück habe, geht der Pumuckl weiter, denn das ist mein Herzensprojekt. Und auf Kinderformate habe ich immer Lust.