Laim und die Toten ohne Hosen - Mo. 23.09. - ZDF: 20.15 Uhr

Für den Sexisten der Woche sieht es schlecht aus

22.09.2024 von SWYRL/Eric Leimann

Einer der unglaubwürdigsten und trotzdem interessanteren deutschen TV-Kommissare kehrt zurück: In "Laim und die Toten ohne Hosen" bekommen es Lukas Laim (Max Simonischek) und sein Partner Simhandl (Gerhard Wittmann) mit einer Mordserie an den "Sexisten der Woche" zu tun. Rette sich, wer kann!

Wer noch nie einen Krimi mit dem Münchner Ermittler Lukas Laim (Max Simonischek) gesehen hat, wird sich beim Anblick des Kerls in "Laim und die Toten ohne Hosen" wundern. So einen hünenhaften, unverschämt gutaussehenden Kommissar mit Tocotronic-Gedächtnisfrisur aus den 90ern und sündhaft teurem Styler-Appartment (inklusive attraktiver One-Night-Stands) hätte man der bayerischen Landeshauptstadt nicht zugetraut. Eher dann schon so einen wie Laims Partner: Anton Simhandl (Gerhard Wittmann), der ist ein klassischer, etwas biedermeierlicher Polizeibeamter mit lokalem Zungenschlag. Gemeinsam sollen die beiden in "Laim und die Toten ohne Hosen" nun wieder einen ungewöhnlichen Fall lösen: Die Leiche von Verleger Jan Weigel (Pascal Breuer) wird in der Gondel eines Riesenrads gefunden. Obenrum trägt er zwar Anzug plus jene Krawatte, die ihn erwürgte. Unten hat er jedoch nichts mehr an.

Der letzte Anruf auf dem Handy des Toten stammte von dessen Ex-Frau Nina Schott (Ursina Lardi), einer Medienjournalistin, Buchautorin und ein häufiger Talkshowgast, der mit dem wöchentlichen "SchottBlog" Sexismus anprangert und einen "Sexisten der Woche" kürt. Nina Schotts letzte Wahl fiel auf ihren Ex-Mann und Ziehvater ihrer Tochter Nelli (Lea Reinberger) - was die Autorin selbstredend zur Tatverdächtigen macht.

Laim und Simhandl ermitteln auch im Umfeld des Verlages, in dem sich die ehrgeizige Chef-Lektorin Sue Gossler (Katja Bürkle) Hoffnungen auf den vakanten Chefposten macht. Während Simhandl unter radikalen Feministinnen nach Motiven und Verdächtigen forscht, tastet sich Womanizer Lukas Laim an die spitzzüngige, facettenreiche Hauptverdächtige heran: Nina Schott, die in einer Villa am See lebt. Dann jedoch passiert ein zweiter Mord: Wieder hat es einen "Sexisten der Woche" getroffen ...

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Psychoduell oder Liebesgeschichte?

"Laim und die Toten ohne Hosen" ist der mittlerweile siebte Film der Reihe. Nach "Die Tote ohne Alibi", dem Debüt 2012, trugen seit dem zweiten Film "Laim und die Zeichen des Todes" (2017) alle den Namen ihres Helden im Titel. Nach langsamem Beginn kommt seit Film drei, "Laim und der letzte Schuldige" (2020) im Jahrestakt jeweils ein neuer Fall. Ausgedacht hat sich Figur Laim sowie die Mehrzahl der Fälle Autor Christoph Darnstädt. Er schrieb die Nick Tschiller-"Tatorte" mit Til Schweiger, zuletzt die Netflix-Krimiserie "Schlafende Hunde" und dazu - am ehesten in der Skurrilität des Ermittlers vergleichbar - die ZDF-Reihe "Der Kommissar und ..." mit Roeland Wiesnekker. Ähnlich eigensinnig und "lager than life" wie Wiesnekkers Martin Brühl ist auch Ermittler Lukas Laim: ein wortkarger, dunkler Ritter, den man sich so keinesfalls bei der Polizei vorstellen kann.

Doch stört das? Eigentlich nicht, denn realistische oder besser Fernseh-realistische Ermittler gibt es im deutschen Krimi ja zuhauf. Laim ist ein manierierter Typ, dessen Wege zur Aufklärung der Verbrechen immer ein wenig rätselhaft und verschlungen sind. Dass er nun mit der Figur einer feministischen, gleichwohl lasziven Autorin zusammengeworfen wird, macht den besonderen Reiz von "Laim und die Toten ohne Hosen" aus. In diesem Psychoduell - oder ist es eine Liebesgeschichte? - sitzt jedes Wort. Jede Bemerkung ist ein kluger bis spitzfindiger Kommentar zu Geschlechterrollen oder zum eigenen respektive gegenüberliegenden Lebenskonzept. Unter der Regie von Michael Schneider ("Die Toten vom Bodensee") macht dies durchaus Spaß, -wenn man sich darauf einlässt, dass Laim alles andere als ein lebensechter Krimi ist.

Ein Pfund, mit dem der neue "Laim" wuchern kann, ist die Besetzung der Nina Schott mit der charismatischen Ursina Lardi. Die 1970 geborene Schweizerin veredelt regelmäßig ambivalente Frauenrollen im deutschen Fernsehen. So zum Beispiel im Stuttgarter "Tatort: Videobeweis" (2022), in dem Lardi eine Frau spielt, die auf Video festgehaltenen Sex mit ihrem Chef hat, der einvernehmlich aussieht, aber nicht so gewesen sein soll. Es war einer der subtilsten "Tatorte" der letzten Jahre und eine Blaupause für Lardis Figur der Starautorin Nina Schott im neuen "Laim". Eine feinere Darstellerin des sexuellen Zweifels, der jede und jeden zum Mitdenken anregt, gibt es aktuell im deutschsprachigen Fernsehen wohl nicht.

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