Sie bekommt ihre eigene ProSieben-Show

Katrin Bauerfeind im Interview: "Ohne Humor ist alles nichts"

06.09.2024 von SWYRL/Vanessa Schwake

Schlagfertig, schlau und für jeden Spaß zu haben - Katrin Bauerfeind gelingt der Spagat zwischen smarter und amüsanter Fernsehunterhaltung. Jetzt bekommt sie ihre erste eigene ProSieben-Sendung. Im Interview spricht sie über ... eigentlich alles; selbst eine Darmspiegelung wird zum Thema.

Seit fast zwei Jahrzehnten führt die gebürtige Aalenerin Katrin Bauerfeind durch Internet- und TV-Formate bei den Öffentlich Rechtlichen und Privaten, sie hat einen erfolgreichen Podcast und überzeugt auch als Schauspielerin ("You Are Wanted") und Buchautorin. Aktuell gibt es gleich zwei Prime-Time-Shows mit der Wahl-Berlinerin auf ProSieben: Am Sonntag, 8. September, geht "Wer stiehlt mir die Show?" in die achten Runde. Da moderiert Bauerfeind (42) das Finalspiel, in dem sich entscheidet, ob Joko Winterscheidt der Moderator der Sendung bleibt oder ob einer der vier Kandidaten ihm die Show-Führung abnimmt. Ab Dienstag, 17. September, 20.15 Uhr, soll "Die Superduper Show" ihrem Namen gerecht werden: Kinder denken sich verrückte Show-Ideen aus, die von Bill und Tom Kaulitz, Annette Frier, Edin Hasanovic sowie einem wöchentlich wechselnden Promi-Gastteilnehmer umgesetzt werden. Das Ganze sei wie "ein Kindergeburtstag, zu dem man gerne eingeladen worden wäre", sagt Bauerfeind, für die es auf jeden Fall ein Grund zum Feiern ist: "Die Superduper Show" ist ihre erste eigene ProSieben-Sendung.

teleschau: Im Podcast "Bauerfeind + Kuttner" sprechen Sie herrlich offen über Themen, die Sie und Sarah Kuttner bewegen. In einer Folge teilen Sie, dass jemand Ihre Füße als Paarhufer und Sarahs Beine als Bockwürste bezeichnete. - Eine Unverschämtheit, wie andere einen ständig ungefragt bewerten, oder?

Katrin Bauerfeind (lacht): Allerdings, aber dann ist uns Folgendes aufgefallen: Als ich bei der Darmspiegelung war, sagte mein Arzt, dass ich einen schönen Darm habe, mit dem ich sehr alt werden könne! Ich war kurz ein bisschen stolz und dachte dann: 'Soweit ist es jetzt schon, dass man Darmkomplimente bekommt.' Als ich das im Podcast erzählte, berichtete Sarah, dass ihr Frauenarzt ihr mal gesagt hatte, dass sie eine schöne Innenbrust habe. Es gibt also Körperteile, von denen wir nicht wussten, dass dazu überhaupt Komplimente möglich sind.

teleschau: Die inneren Werte zählen eben doch!

Bauerfeind: Genau! Da gibt es unerwartet Positives zu vermelden aus einigen Körperregionen.

teleschau: Ist es nicht manchmal anstrengend und verletzend, ständig der öffentlichen Bewertung ausgesetzt zu sein?

Bauerfeind: Man gewöhnt sich daran, dass alles bewertet werden kann. Ich finde die heutigen Zeiten fast schon weniger wild, weil die öffentliche Beurteilung ja nicht nur Prominente, sondern auch Privatleute betrifft, wenn sie sich in den sozialen Medien zeigen. Besonders für junge Menschen kann dieser Vergleich mit anderen sehr belastend sein. Ständig sehen sie online diese vermeintlich perfekten Körper und Leben von anderen.

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"Die Dänen wirken tatsächlich glücklicher und auch authentischer"

teleschau: Sie selbst stresst das also nicht, dass ständig die Kamera auf Sie gerichtet ist?

Bauerfeind: Der Druck ist für mich persönlich weniger geworden dadurch, dass mittlerweile alle überall abgelichtet und gefilmt werden. Manchmal bin ich allerdings angestrengt von mir selbst, wenn ich den ganzen Tag in Interviews von mir erzähle, und denke: "Ich kann die Alte nicht mehr hören!" (lacht)

teleschau: Und dann?

Bauerfeind: Dann sehe ich zu, dass ich wieder mehr bei mir selbst bin und nicht so sehr im Außen. Ich nehme ein wenig Abstand.

teleschau: Wo zum Beispiel?

Bauerfeind: In der Natur zum Beispiel oder auf Reisen. Dieses Jahr war ich in Dänemark, wo ich wiederum festgestellt habe, dass die Menschen dort viel natürlicher unterwegs sind. Hab ich sehr gefeiert, die Echtheit und Entspanntheit aller Altersgruppen. Du siehst dort Falten und graue Haare, aber vollkommen egal, weil die Leute so eine tolle Ausstrahlung haben, einen coolen Stil und irgendwie entspannter durch das Leben zu gehen scheinen. Die Dänen wirken tatsächlich glücklicher und auch authentischer. Aber in der TV- und Internetwelt kann man sich nicht komplett frei machen von dem Umfeld, in dem man ist. Ich kann aber gut damit umgehen und liebe meinen Job. Ich rede ja auch sehr gerne. (lacht)

"Die Balance ist sehr wichtig"

teleschau: Alles andere wäre für den Job als Moderatorin auch schwierig. Dann erzählen Sie doch mal von Ihrem neuen Projekt: "Die Superduper Show".

Bauerfeind: Kinder sagen, welche Art von Show sie gerne erleben möchten, und unsere Promis müssen diese dann realisieren. Jede "Die Superduper Show" besteht aus fünf Mini-Shows in einer großen Show.

teleschau: Zum Beispiel?

Bauerfeind: Kinder haben ja mitunter erfrischende Ideen, da geht es viel um Wasserbomben, Streiche oder irgendwas mit Action. Die Aufgabe des Promis ist dann, daraus eine möglichst funktionierende und gute Show zu machen. Wir haben neuartige Comedyshows, Musikshows und Quizze auf Basis der Kinderwünsche erfunden. Ein Kind hat sich zum Beispiel eine Sendung mit Sportarten gewünscht, die es noch nicht gibt, aber die man mit dem Mund machen muss. Und da hat Annette Frier eine Sendung draus gemacht, nach der ich am nächsten Morgen aufgewacht bin und dachte, das muss ein wilder Traum gewesen sein. Aber nein, das ist unsere Show. Es ist wie ein unfassbarer Kindergeburtstag, auf den man immer gerne mal eingeladen gewesen wäre. Ich fand die Idee von Anfang an so super, dass ich zugesagt habe, bevor ich das Konzept gelesen habe.

teleschau: "Wer stiehlt mir die Show?" hat sich als sehr innovative Sendung bereits etabliert. Die achte Staffel startet am 8. September.

Bauerfeind: Und auch dieses Mal wird es wieder der absolute Wahnsinn! Ich denke nach jeder Staffel: "Kann man das noch toppen?" Man kann!

teleschau: Was macht die Sendung aus?

Bauerfeind: Es ist die Liebe zum Detail, mit der alles gezaubert wird. Und es funktioniert so gut, weil wir einen Rahmen haben, wo man die Kandidaten mal von einer anderen Seite kennenlernen kann. Sie sich selbst übrigens auch.

teleschau: Dieses Mal wollen Kurt Krömer, Nina Chuba und Tommi Schmitt Joko die Show stehlen. Wieso riskieren die Promis, sich öffentlich zu blamieren bei den Aufgaben?

Bauerfeind: Ja, ich weiß. Ich hab ja hinter den Kulissen auch immer gedacht: "Wie schwer kann es schon sein!?" Und dann saß ich eines Tages selbst im Panel, weil ich kurzfristig für Sarah Connor eingesprungen bin, und war auf einmal sehr angespannt. Was ist, wenn man nix weiß und sich total blamiert? Aber darum geht's am Ende gar nicht. Diese Sendung macht einfach jede Menge Spaß. Die Produktion ist wie ein Schulausflug, bei dem alle zusammenwachsen. Das überwiegt einfach. Die Leute erinnern sich ohnehin nicht an einzelne Fragen, sie merken sich, ob man lustig war oder sympathisch. Nur das bleibt hängen.

teleschau: Wie wichtig ist es Ihnen, sowohl leichtere Unterhaltung als als auch ernsthaftere Formate zu machen?

Bauerfeind: Die Balance ist sehr wichtig. Ich tausche mich wahnsinnig gerne fundiert über Themen wie die politische Lage aus, liebe aber gleichzeitig nichts mehr, als zu lachen. Ohne Humor ist alles nichts. Die Kombination aus beidem hat für mich einfach den größten Mehrwert. Die ist uns zum Beispiel mit "Frau Jordan stellt gleich" gelungen: indem wir Themen wie Gleichberechtigung und Gleichstellung in eine Comedy-Serie gepackt haben.

teleschau: Die Serie lief von 2020 bis 2022. Hat sich genug getan in Sachen Gleichberechtigung: Können Frauen mit Humor und Intelligenz Erfolg haben?

Bauerfeind: Die Dinge bewegen sich weiterhin sehr langsam. Es ist toll, dass wir Polit-Talkerinnen und weibliche Comedians haben. Aber es ist leider noch immer keine Selbstverständlichkeit, dass eine Frau eine lustige Late Night Show moderiert.

"Es gibt genauso viele witzige Frauen wie Männer"

teleschau: Sie wurden mal von einem Mann nach einer Ihrer Live-Shows angesprochen, der Ihnen mitteilte, dass er sogar als Mann über Ihre Witze gelacht habe. Wo wir wieder bei: Komplimente, die es nicht braucht, wären, oder?

Bauerfeind: Obwohl ich eine Frau bin, die Witze erzählt, hat er hat trotzdem gelacht. Wahnsinn, oder! Viele sind wirklich überrascht, dass Frauen witzig sind. Ich hatte das Thema für mein Buch"Hinten sind Rezepte drin: Geschichten, die Männern nie passieren würden" recherchiert. Es war tatsächlich so, dass bis in die Sechziger in den Benimm-Fibeln stand: Die Dame halte sich mit der Darbietung von Scherzen bei Tische zurück.

teleschau: Humor war also offiziell reine Männersache. Und heute?

Bauerfeind: Bis heute suchen in Kontaktanzeigen Frauen humorvolle Männer, aber Männer nie lustige Frauen. Es gibt genauso viele witzige Frauen wie Männer. Vielleicht dauert es aber noch ein paar Jahre, bis sich das als "normal" etabliert hat.

teleschau: Es müssen sich also erst noch alle daran gewöhnen, dass Frauen auch witzig sind?

Bauerfeind: Ja, es ist auch eine Gewöhnungssache. Genauso, wie es vor gar nicht allzu langer Zeit noch Standard war, dass Frauen kein eigenes Konto, keinen Führerschein und keinen Job hatten, sondern von ihrem Ehemann abhängig und bestenfalls abgesichert waren. Das war für meine Oma noch normal. Für unsere Generation ist es das nicht mehr, aber dennoch gibt es beispielsweise immer noch die Pay-Gap bei den Gehältern von Frauen und Männern. Wir bewegen uns schon vorwärts, aber solche Prozesse sind langsam.

teleschau: Im November gehen Sie wieder auf die Live-Bühne. Wieso haben Sie den Titel "Time of my Life" für die Tour gewählt?

Bauerfeind: Jemand in meiner Familie starb als diese Person doppelt so alt war, wie ich es jetzt bin. Da wurde mir bewusst, dass die erste Lebenshälfte vielleicht schon hinter mir liegt, und ich habe mich gefragt: Was will man denn jetzt aus der zweiten Hälfte machen? Was, wenn die erste Hälfte womöglich schon die bessere war? Was machen wir jetzt mit diesem halben Leben? Gleichzeitig ist die Mitte ja genial, deswegen "time of my life".

teleschau: Haben Sie schon Schlüsse gezogen oder etwas verändert?

Bauerfeind: Ja, man sollte Sachen sofort machen und nichts aufschieben! Das gilt sowohl bei Auseinandersetzungen: Streitereien lieber gleich klären, als die Wut mit sich herumzuschleppen. Und es gilt besonders für Wünsche und Vorhaben. Man denkt immer, dass noch Zeit ist, und plötzlich muss man sich von Lebensträumen verabschieden. Daher, wenn es irgendwie machbar ist: Tu es jetzt!

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