14.09.2024 von SWYRL/Eric Leimann
So etwas wie "Der Upir" hat man aus Deutschland noch nicht gesehen. Eher tragikomisch denn gruselig und mit ungewöhnlichem Humor versucht Altvampir Igor (Rocko Schamoni) seinen unfreiwilligen Auszubildenden (Fahri Yardim) zu unterrichten. Schräges Comedy-TV bei Joyn ab 18. September.
Auch Vampire sind nur Menschen. Okay, dieser Satz ist streng genommen physiologisch falsch. Im Falle von Vampir Igor (Rocko Schamoni) und seinem unfreiwilligen Auszubildenden Eddie (Fahri Yardim) menschelt es jedoch arg. Bei der Besichtigung eines alten Hauses bittet der Berliner Burgerladen-Besitzer Eddie die Maklerin, noch einen Blick in den Keller werfen zu dürfen. Dies hätte man lieber bleiben lassen sollen. Hinter einer schweren Tür war nämlich runde 135 Jahre lang Igor eingesperrt - der nun großen Blutdurst hat. Die Maklerin wird komplett ausgesaugt, Eddie aber nur "angefixt", was ihn zum titelgebenden "Upir" macht - sozusagen einem Auszubildenden im Vampirwesen.
30 Tage muss Eddie Igor nun dienen. Wenn er alles richtig macht, hat Eddie die Wahl, wieder ins Leben der Menschen zurückzukehren oder ein ewiges Leben der Nacht zu führen. Über acht Folgen "Der Upir" (bei Joyn, ab 18. September) begleitet man das Hamburger Schnacker-Duo Fahri Yardim und Rocko Schamoni auf einer Reise zwischen Eddies altem Hipster-Leben und seinen neuen Bedürfnissen und Nöten als Upir.
"Jerks"-Star Fahri Yardim und Multikünstler Rocko Schamoni (Studio Braun) als Vampire - das ist nicht wirklich gruselig, sondern ganz klar ein Comedy-Format. Allerdings ein durchaus ungewöhnliches. Wer im ZDF oder der Mediathek die wunderbare Kunstfälscher-Komödie "Das schwarze Quadrat" gesehen hat, kennt den Humor von "Der Upir" schon ein bisschen. Beide Formate entstanden nach dem Drehbuch und unter der Regie des 37-jährigen Peter Meister, einem der größten deutschen Nachwuchsfilmer-Talente.
Meister erzeugt in seinen Filmen eine ganz besondere Stimmung zwischen absurd griffigen Plots, Peter Sellers-artigem Slapstick und trockenem Humor. In "Das schwarze Quadrat" müssen zwei Diebe in ihrer Fluchttarnung Abend für Abend die Rolle eines Elvis Presley- sowie eines David Bowie-Imitators übernehmen. Weil sie sich auf einem Kreuzfahrtschiff befinden gibt es kein Entrinnen. Auch in "Der Upir" müssen sich Eddie und Igor in komplett neuen Rollen zurechtfinden, die beide überfordern: Fin de siècle-Vampir Igor mit schlechten Zähnen und ebensolchem Atem in einer Welt mit Autos und Berliner Hipstern, Eddie dagegen mit dem Unbehagen seiner neuen Vampir-Bedürfnisse.
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Bereichernde Farbe der deutschen TV-Landschaft
Neben Yardim und Schamoni ist die skurrile Comedy, die sich für ihre Situationskomik herrlich viel Zeit lässt, auch in den Nebenfiguren stark besetzt: Andrea Sawatzki spielt die Vampirin Thekla, Aenne Schwarz ("Alles ist gut") ist Eddies Freundin Julie. Der österreichische Kabarettist und Schauspieler David Scheid ("Dave") verkörpert hinreißend Eddies Kumpel Andi. In weiteren Rollen sieht man Bernhard Schütz ("Eichwald, MdB"), Thelma Buabeng ("Käthe und ich") und Lana Cooper ("Love Steaks").
Die besondere Komik von "Der Upir" ist sicher nicht jedermanns Sache. Englisches Humorverständnis hilft sicher beim Genuss des Formats - und doch ist die Welt Peter Meisters, die sich in ihrer Komik intensiv mit menschlichen Schwächen und Scham beschäftigt, aber auch mit Mitgefühl und manchmal linkischer Empathie eine sehr eigene und bereichernde Farbe in der deutschen TV-Landschaft.