Nord Nord Mord - Sievers und die fünf Fragezeichen - Mo. 08.01. - ZDF: 20.15 Uhr

Klassentreffen mit Mordopfer: Wenn die Polizei sich gegenseitig verdächtigt

06.01.2024 von SWYRL/Maximilian Haase

Wenn das Klassentreffen auf Sylt zum Krimi wird: Im neuen Fall der Inselermittler von "Nord Nord Mord" wird ein Kommissar auf dem Weg zum Stelldichein der Ex-Polizeischüler ermordet. Wer hat den Kollegen auf dem Gewissen?

Klassentreffen haben immer auch eine düstere Seite. Was ist aus wem geworden? Wer hat es geschafft und wer nicht? Und lebt eigentlich dieser komische Wie-hieß-der-gleich noch? Da wird sich misstrauisch beäugt und hinter der freundlich-nostalgischen Fassade kommt nicht selten die gegenseitige Verachtung von damals zum Vorschein. Perfekte Kulisse für einen Krimi also - ein Umstand, den sich schon die ein oder andere "Tatort"- und Netflix-Produktion zunutze machte. Doch was, wenn es sich bei den ehemaligen Klassenkameraden und -kameradinnen um Ex-Polizeischüler handelt - und somit gestandene Ermittlerinnen und Kommissare aufeinandertreffen? In der neuen Episode der beliebten Krimireihe "Nord Nord Mord" wird aus dem Polizisten-Klassentreffen auf Sylt ein veritabler Mordfall, und aus ehemaligen Mitschülern werden Verdächtige.

Stürmisch geht es zu im winterlichen Inselidyll, das auch im 24. Film der nordischen Regionalkrimireihe mal wieder durch einen Todesfall getrübt wird. Opfer in "Sievers und die fünf Fragezeichen" ist Hauptkommissar Markus Burgholz, der bei der Ankunft auf Sylt im berühmten Autozug erschossen aufgefunden wird - und eigentlich das besagte Klassentreffen der Polizeischule Hamburg beehren wollte. Ausrichten soll das große Wiedersehen der Abschlussklasse von 1998 Kommissar Carl Sievers (Peter Heinrich Brix) höchstpersönlich, wobei ihm bei der Suche nach einem geeigneten Ort selbst eine schicke Villa mit Wattblick nicht angemessen genug vorkommt.

"Auf Sylt gibt es keine Nebensaison", muss der Griesgram lernen und fügt sich angesichts der anreisenden Polizei-Kollegen dann doch dem Zeitdruck. Als sich herausstellt, dass mit Burgholz einer der Gäste auf dem Weg von einem Sniper ermordet wurde, wird die passende Location für den angespannten Gastgeber plötzlich zur geringsten Sorge.

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Polizeischutz am Watt

Denn während die beiden Kommissare Ina Behrendsen (Julia Brendler) und Hinnerk Feldmann (Oliver Wnuk) nach dem Täter suchen, wird am Sylter Strand plötzlich auch auf Sievers geschossen. Das Klassentreffen gerät zum Tatort, die insgesamt nur vier verbliebenen Ex-Polizeischüler stehen unter Polizeischutz und dürfen das Haus nicht verlassen - aus Sicherheitsgründen, wie ihnen versichert wird. Statt des angedachten feucht-fröhlichen Zusammenseins beherrscht Unmut das Kammerspiel am Watt - aber glücklicherweise auch der gewohnt augenzwinkernde Witz.

Ja, klassischer könnte ein Who-dunnit auch im guten alten Agatha-Christie-Stil nicht aussehen. Denn einer wird von den Anwesenden verdächtigt, den Mord begangen zu haben: Ein gewisser Siggi Gruber (Michael Lott) soll bei der Abschlussprüfung damals betrogen haben - und von einem Mitschüler verpfiffen worden sein. Will er sich nun 25 Jahre später rächen? Immerhin zerstörte der Vorfall seine gesamte Polizeikarriere.

Regisseur Sven Nagel, der auch das Drehbuch mitverfasste, macht in seinem zweiten "Nord Nord Mord"-Krimi vieles richtig. Es macht Spaß, dem verklemmten Sievers dabei zuzusehen, seine - abgesehen vom alten Schwarm Alex (Idil Üner) - offensichtlich ungeliebten Ex-Mitschüler zu bewirten. Es gibt alte Anekdoten, überraschende Geständnisse und vorsichtige Annäherungen, etwa des bayerischen Kollegen Gernot (Gerhard Wittmann): "Hast Lust auf ein Weißwurstfrühstück?" - "Auf Sylt?" - "Der Metzger ist Augsburger, das lässt hoffen." Die Lust am pointierten Dialog ist in jeder Szene des Films spürbar.

Wie so oft ist es auch eine helle Freude, den von sich selbst überzeugten Feldmann und seine zweifelnde Kollegin Behrendsen beim alltäglichen Hickhack zu beobachten: "Wieso ausgerechnet du?", fragt sie an einer Stelle verblüfft, nachdem er von seiner erhofften Einberufung für eine Einsatzgruppe gegen das organisierte Verbrechen berichtet. Ja, die beiden können sich durchaus einreihen in die Riege der liebenswertesten Ermittlerduos der Nation. Überhaupt wird aus der Tätersuche beim Klassentreffen in "Sievers und die fünf Fragezeichen" dank des gesamten Ensembles ein unterhaltsamer, charmanter und durchaus auch spannender Krimi.

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