"Wie gut ist deine Beziehung?" - So. 21.07. - ARD: 00.05 Uhr

Lahmer Paarbetrieb

19.07.2024 von SWYRL/Jasmin Herzog

Wenn ein guter Regisseur mit einem tollen Cast eine spannende Frage bearbeitet, sind die Weichen gestellt für einen gelungenen Film. Doch Ralf Westhoffs Komödie schleppt sich auf ausgetretenen Pfaden vorwärts und lässt Humor wie Ernsthaftigkeit vermissen. Die ARD wiederholt sie im Nachtprogramm.

Der Regisseur Ralf Westhoff ist kein Mann der vielen Filme, doch er hat sich gleich mit seinem ersten ein Denkmal gesetzt. 2006 präsentierte er "Shoppen" - eine sommerliche Komödie über Speeddating. Durch die toll in Szene gesetzten, damals größtenteils noch eher unbekannten Schauspielerinnen und Schauspieler wurde der pointenreiche Film zum Geheimtipp. Auch die Karriere von Julia Koschitz ging danach so richtig los. Nach "Shoppen" und "Der letzte schöne Herbsttag" (2010) war sie in "Wie gut ist deine Beziehung?" (2019) erneut in einem Westhoff-Film mit von der Partie, und wieder geht es um Paarbeziehungen: Eigentlich perfekte Voraussetzungen für die Beziehungskomödie im Ersten. Nun erneut zu sehen im Nachtprogramm.

Westhoff erzählt von dem langjährigen Paar Steve (Friedrich Mücke) und Carola (Koschitz). Die beiden kommen mit ihrer Koch- und Sofaroutine eigentlich ganz gut klar. Sie sind ein eingespieltes Team, das aber ins Wanken gerät, weil einerseits sein guter Freund Bob (Bastian Reiber) verlassen wird und andererseits Optimierer den bequemen Steve im Berufsleben auf die Probe stellen. Eine Demütigung, die an ihm nagt, und außerdem mag er sowieso keine Veränderungen.

Nebenbei hat Bobs Ex-Freundin einen um einiges älteren Mann auserkoren, den Tantra-Lehrer Harald (Michael Wittenborn). Klischee eins: Der Neue hat was mit Yoga zu tun und ist daher einfühlsam. Das finden beide Männer, Bob und Steve, unheimlich und wenden sich Klischee zwei zu: Fühl dem Yoga-Typen auf den Zahn! Inkognito soll Steve "mal eine Stunde nehmen", und man weiß, jetzt geht es los mit den Verwicklungen. Carola wird misstrauisch, die beste Freundin Anette (Maja Beckmann) pikt gerne in die Wunde, während Steve feststellt, dass der Neue ein netter Kerl ist, von dem er vielleicht profitieren könnte in Sachen Beziehungsauffrischung.

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Strukturlos, gekünstelt und spaßfrei

Die Idee, jenen älteren Herrn auf die eigene Freundin anzusetzen, ist leider so einfallslos wie viele Dinge im Verlauf der Handlung. Für Carolas Entwicklung fällt dem Drehbuch nichts anderes ein als Schuhkauf und ein Friseurbesuch. Auf anstrengend naive Art und Weise bewegt sich die Komödie von einem Hindernis zum nächsten, nimmt weder sich selbst noch die Anwesenden ernst und ist doch viel zu dröge inszeniert. Regisseur und Drehbuchautor Ralf Westhoff lässt zu keinem Zeitpunkt Fahrt aufkommen, stellt Singles und Menschen, die in Beziehungen leben, ebenso als Fremdkörper gegenüber wie Männer und Frauen.

Julia Koschitz zeigt erstaunlich wenig Mimik, und auch der sonst oft überragende Friedrich Mücke ("Russendisko", "Ballon") bleibt hier erstaunlich blass. Einzig Michael Wittenborn macht noch das Beste aus seiner Rolle. Strukturlos, gekünstelt und spaßfrei geht es in Richtung Happy End, und alle dürfen bleiben, wie sie sind.

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