13.01.2025 von SWYRL/Julian Weinberger
Nach dem Serien-Erfolg mit "Die Therapie" vertraut Prime Video erneut auf einen Stoff von Sebastian Fitzek. Im Thriller "Der Heimweg" flüchtet Luise Heyer in der Hauptrolle gleichermaßen vor einem unsichtbaren Killer wie vor ihrem manipulativen Ehemann.
Wo Sebastian Fitzek draufsteht, sind nicht nur Abgründe, grausame Morde und Hochspannung garantiert. In den meisten Fällen ist der Name des Beststellerautors auch unweigerlich mit einer Erfolgsgarantie verbunden. Das gilt aber längst schon nicht mehr nur für seine Bestenlisten stürmenden Thriller, sondern seit Herbst 2023 auch für Film und Fernsehen. Als die Serienadaption von "Die Therapie" 2023 bei Prime Video debütierte, erreichte sie aus dem Stand Platz eins in den Charts des Streamers im deutschsprachigen Gebiet und avancierte zum internationalen Serienerfolg.
Wenig verwunderlich, dass bei Prime Video nun eine weitere Adaption eines Fitzek-Stoffs Premiere feiert, dieses Mal als Film. Im Mittelpunkt von "Der Heimweg" (verfügbar ab 16. Januar) steht Klara, hervorragend verkörpert von Luise Heyer. Voller Furcht wendet sie sich auf dem Weg zurück nach Hause an das Begleittelefon, ein Hilfsangebot für Frauen in Angst. Dort erreicht sie Jules (Sabin Tambrea), der sie im weiteren Fortgang des 90-Minüters immer wieder an der Strippe hat.
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Politiker entpuppt sich als manipulatives Ekel
Dem verständnisvollen Telefonseelentröster schildert Klara vor allem ihre große Angst, das nächste Opfer des berüchtigten Kalenderkillers zu werden. Eine in blutroter Farbe geschmierte Drohung sagt ihr oder ihrem Mann Martin (Friedrich Mücke) den 6. Dezember als Todestag voraus - just den Tag also, an dem sie Jules in der Leitung hat. Doch wie rasch klar wird, ist der Kalenderkiller bei weitem nicht der einzige Mann, in dessen Gegenwart Klara um ihr Leben fürchtet.
"Es ist eine solche Angst, dass man sich die Haut vom Leib reißen will, dass man nicht innerlich verbrennt", schüttet Klara Jules das Herz über ihren besitzergreifenden Ehemann aus. Zwar gibt der hochrangige Politiker nach außen den Gentleman, unterdrückt, manipuliert und nötigt seine Frau aber aufs Übelste. Abstoßende Szenen zeigen etwa, wie Martin Klara in einem elitären Geheimclub in einer widerwärtigen Fleischbeschau anderen Männern zum Fraß vorwirft und sie nicht nur auspeitschen lässt. Wäre nicht ihre kleine Tochter, Klara hätte ihr Leben wohl schon selbst beendet.
"Der Heimweg" liefert solide Thrillerunterhaltung - aber nicht mehr
So aber flüchtet Klara beinahe den ganzen Film über vor der unsichtbaren Gefahr des Kalenderkillers und der reellen Bedrohung durch ihren besitzergreifenden Mann. Ähnlich trist und belastend wie das erdrückende Thema des Films rund um psychische und physische Gewalt gegenüber Frauen ist auch die Bildsprache. Der Großteil des deprimierenden 90-Minüters von Regisseur Adolfo J. Kolmerer ist im Dunkeln oder im Trist-Grauen angesiedelt.
Abgesehen davon liefert die Filmadaption von "Der Heimweg" gewohnte Fitzek-Motive. Menschliche Abgründe ergeben in Kombination mit dem klaustrophobischen Fluchtgedanken und einem Triebtäter soliden Thrillerstoff samt überraschendem Twist am Ende. Permanente Hochspannung kommt aber trotz der tollen Hauptdarsteller nicht auf. Hohe Intensität wie etwa bei einem schwer ertragbaren Gespräch im Auto zwischen Martin und Klara kommt nur selten auf.