"Markus Lanz"

"Natürlich gab es Warnungen": Karl-Theodor zu Guttenberg äußert sich zur Nord-Stream-2-Debatte

23.05.2025 von SWYRL/Natascha Wittmann

Hat Angela Merkel Warnungen vor einer möglichen Abhängigkeit von russischem Gas ignoriert? Bei "Markus Lanz" äußerte sich Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg zur aktuellen Nord-Stream-2-Debatte und gab zu, dass sich die damalige Regierung hat "einseifen lassen".

Gegenüber dem "Spiegel" sagte Irene Mihalic, die Erste Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen, aktuell: "Die Rolle der früheren Bundeskanzlerin und ihrer Regierung rund um Nord Stream 2 schreit nach umfassender Aufklärung. Die schwarz-rote Koalition muss die Fakten schonungslos auf den Tisch legen und die beteiligten Ausschüsse umfassend informieren." Auch bei "Markus Lanz" war der umstrittene Nord-Stream-2-Deal Thema. Der ZDF-Moderator bezeichnete Angela Merkels Einfluss dabei als "frappierend". Eine Aussage, der Investigativ-Reporter Florian Flade nur zustimmen konnte.

Er merkte jedoch an, dass das damalige Argument "kostengünstige Energie" gewesen sei, die der "deutschen Wirtschaft gut" tun und "im Wohle aller" sein solle. Laut Flade sei die damalige Ansicht gewesen, dass man den Nord-Stream-2-Deal getrennt von dem sehen müsse, "was Wladimir Putin sonst so getrieben hat. Und das ist natürlich Unsinn". Lanz fügte energisch hinzu: "Sogar Trump hat davor gewarnt in New York!" Der Moderator fragte deshalb: "Wie konnte so etwas passieren?" Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg gab daraufhin zu: "Natürlich gab es Warnungen. Es gab Warnungen von den Osteuropäern, es gab Warnungen auch aus Deutschland heraus." Dennoch habe man "sich da auch wirklich einseifen lassen".

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Investigativ-Reporter Florian Flade: "In Deutschland glaubt man, Sicherheit ist wie Strom"

Journalistin Sonja Álvarez sah dies äußerst kritisch und bemängelte die scheinbare "Naivität" der damaligen Regierung. Sie sagte: "Es waren ja nicht nur die wirtschaftlichen Interessen, die damit verbunden waren, sondern auch der Gedanke, dass man auch einen Wandel durch Handel erreichen könnte, der sich eben als falsch erwiesen hat. (...) Deswegen sollte das eben eine Warnung sein, wenn man jetzt über mögliche Annäherungen spekuliert." Die Warnung wiederholte auch zu Guttenberg, als er sagte: "Wir haben ja nicht nur im Bereich der Energie, wir haben in Deutschland einfach jetzt über Jahrzehnte uns in wirklich sehr einseitige Abhängigkeiten hineinbegeben. (...) Es ist fast ein Habitus geworden. Jetzt ist hoffentlich dieser Erweckungsmoment da."

Eine Steilvorlage für Lanz, der auf die vielen Eingriffe der Trump-Administration in den US-Wissenschaftsbetrieb einging. "Wie wichtig ist amerikanische Klimaforschung für die Welt?", wollte der ZDF-Moderator wissen. Meteorologe Jochem Marotzke antwortete besorgt: "Die USA sind (...) in der Klimaforschung noch immer das stärkste Land in der Welt. (...) Das heißt, wenn dort die Klimaforschung ausgetrocknet wird, dann wird der Rest der Welt das merken. Die Qualität des weltweiten Unterfangens wird leiden."

Und nicht nur das! Investigativ-Reporter Florian Flade fügte hinzu, dass Deutschland auch auf geheimdienstlicher Ebene auf die USA angewiesen sei, denn: "In vielen Teilen sind deutsche Sicherheitsbehörden (...) abhängig von der Hilfe der Amerikaner. (...) Im militärischen Bereich auch." Flade sah darin eine große Gefahr, da geheimdienstliche Informationen politisch-motiviert beeinflusst werden können. "In Deutschland glaubt man, Sicherheit ist wie Strom. Der kommt aus der Steckdose, ist möglichst billig. Und was man dafür tun muss, ist den wenigsten Leuten (...) bewusst", so der Reporter.

Karl-Theodor zu Guttenberg: "Ich glaube, dass Politik sich fundamental verändert hat"

Trotz der großen Sorge mit Blick auf Trump verriet Karl-Theodor zu Guttenberg, dass die "zweifelnden Stimmen" innerhalb der US-Regierung bereits "lauter geworden" seien. Dennoch seien sie "immer noch hinter verschlossenen Türen, weil jeder von denen einfach panische Angst hat". Zu Guttenberg weiter: "Das republikanische Lager ist alles andere als konsistent. Sie sind zwar devot aus Angst, aber es ist ein echter Richtungskampf im Gange gerade."

Der ehemalige Verteidigungsminister wurde bei "Markus Lanz" nachdenklich, als er sich die allgemeine politische Entwicklung auf der Welt ansah. "Ich glaube, dass Politik sich fundamental verändert hat. (...) Es ist gehetzter geworden. Es ist (...) eine Neigung dazu, dass es weniger substantiell ist", so zu Guttenberg. Laut des Unternehmers sei Deutschland nun an einem wichtigen Punkt angekommen, denn: "Wir haben einen wirklich sehr engen Zeitraum, wo es jetzt darauf ankommt, Europa davor zu bewahren, in eine Richtung zu driften, wie wir es in den USA in den letzten Jahren betrachten konnten."

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