19.12.2025 von SWYRL
"Amadeus" bei Sky inszeniert den tödlichen Kreativen-Kampf zwischen Wolfgang Amadeus Mozart und Antonio Salieri neu, während die Prime-Serie "Miss Sophie" fragt, was vor dem Sketch "Dinner for One" geschah. Welche Streaming-Highlights die kommende Woche noch bereithält, verrät die Übersicht.
Um es vorweg zu nehmen: Weder Miloš Formans Filmklassiker "Amadeus", der 1985 acht Oscars gewann, noch die fünfteilige Serie "Amadeus", die nun bei Sky und WOW zu sehen ist, sind Mozart-Biopics. Zwar werden die Wiener Jahre des ehemaligen Wunderkindes und genialen Komponisten bis zu seinem frühen Tod 1791 mit nur 35 Jahren gezeigt. Man erlebt auch die Arbeit und Uraufführungen von Opern wie "Die Hochzeit des Figaro", "Don Giovanni" oder "Die Zauberflöte". Die eigentliche Kerngeschichte jedoch, der Mord des Wiener Hofkomponisten Antonio Salieris an Mozart, ist höchstwahrscheinlich pure Fiktion. Der Plot stammt aus Peter Shaffers gleichnamigem Theaterstück. Shaffer, der 2016 mit 90 Jahren starb, hatte auch das ebenfalls Oscar-prämierte Drehbuch zum Film geschrieben. Die Mordtheorie hatte er aus der Oper "Mozart und Salieri" (1898) des russischen Komponisten Nikolai Rimski-Korsakow, der nach dem gleichnamigen Versdrama von Alexander Puschkin (1830) auch das Libretto erschaffen hatte. Puschkin, der den eher unwahrscheinlichen Mord-Mythos erschuf, kommt sogar als True-Crime-Rechercheur kurz in der Serie vor. Was die Streamer in den nächsten Tagen noch zu bieten haben, erfahren Sie in der Übersicht.
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"Amadeus" - WOW
In Hollywoods Meisterwerk "Amadeus" von 1984 bekriegten sich Tom Hulce als Mozart und F. Murray Abraham als Salieri. Bezeichnenderweise waren beide Schauspieler damals für den Oscar als "Bester Hauptdarsteller" nominiert, den Abraham gewann. In diese nicht gerade kleinen Fußstapfen treten in der fünfteiligen Serie "Amadeus" (ab Sonntag, 21. Dezember, bei Sky und WOW) Will Sharpe (Mozart) und Paul Bettany (Salieri). Das Drehbuch schrieb Joe Barton, der mit Serien wie "Black Doves" bereits bewiesen hat, dass er originell erzählen kann. Dennoch hält sich seine Serie überraschend exakt ans Vorbild des Bühnenstücks und Films. Die Handlung beginnt mit der Ankunft des jungen, exaltierten Musikgenies Wolfgang Amadeus Mozart in Wien. Constanze Weber (stark: Newcomerin Gabrielle Creevy), eine der Töchter seiner Vermieterin, wird zu Mozarts Frau. Ihre leidenschaftliche, aber auch wechselhafte Beziehung zeigt die Serie auf eine sehr gegenwärtige und berührende Art und Weise.
Rory Kinnear spielt den Musik-affinen österreichischen Kaiser Joseph II. Sowohl Salieri als auch Mozart buhlen um dessen Gunst. Salieri beneidet den jüngeren Mozart um dessen Genialität. Wegen der Eifersucht auf dessen Talent und die Leichtigkeit von Mozarts exzentrischem Leben, schwört Salieri Gott und der Moral ab. Er schmiedet den Plan, Mozarts Leben zu zerstören. Erzählt wird die Geschichte im Rückblick vom alten Salieri, der lange nach Mozarts Tod einen Selbstmordversuch unternommen hat.
Was ist nun von der Neuauflage zu halten? Will Sharpe, der Sohn japanisch-britischer Eltern und damit "colour blind" besetzt, macht seine Sache ebenso gut wie Paul Bettany. Man kann sich streiten, ob einer der beiden hinter den ikonischen Darstellungen von Hulce und Abraham zurückbleibt, aber Schwachpunkte der Serie, die auch schwarze und insgesamt von Joe Barton recht divers gezeichnete Charaktere enthält, sind sie nicht.
"Miss Sophie" - Prime Video
"The same procedure as every year, James!" - Ein Satz, der sofort das legendäre "Dinner for One" in Erinnerung ruft, jenen unvergesslichen Sketch, in dem Miss Sophie ihr alljährliches Geburtstagsdinner zelebriert und der hierzulande ein Silvester-Klassiker ist. Da jedoch sämtliche ihrer einst geladenen Gäste längst verstorben sind, übernimmt Butler James mit bewundernswerter Hingabe alle ihre Rollen. Und weil an solch einem festlichen Abend ausgiebig angestoßen wird, hebt James immer wieder das Glas mit Miss Sophie. Doch wer sind eigentlich jene Gäste, die mit ihr feiern sollten?
"Miss Sophie" (ab Montag, 22. Dezember, bei Prime Video streamen), eine sechsteilige Serie, die liebevoll und raffiniert Krimi, Romantik und Comedy miteinander verbindet, erzählt nun die Vorgeschichte des berühmten Sketches auf eine humorvolle, frische und vor allem unterhaltsame Weise. Alicia von Rittberg verkörpert die junge Miss Sophie, während Kostja Ullmann in die Rolle des pflichtbewussten Butlers James schlüpft.
Die Handlung führt zurück in das Jahr 1918. Die junge Miss Sophie hat bisher gut von dem Vermögen gelebt, das ihre Eltern ihr hinterlassen haben. Nun jedoch muss sie dringend Geld auftreiben, um ihr Zuhause vor der drohenden Zwangsvollstreckung zu bewahren. Obwohl Miss Sophie ihre Unabhängigkeit über alles liebt, bleibt ihr kaum ein anderer Weg als eine Heirat, denn nur so kann sie das nötige Geld für den Erhalt des Schlosses sichern. Deshalb lädt sie fünf wohlhabende Männer auf ihr traditionsreiches Anwesen ein, und der Kampf um die bezaubernde Miss Sophie beginnt. Doch die festliche Stimmung hält nicht lange, denn schon bald geschieht ein Mord.
Inspiration lieferte der im Jahr 2002 erschienene Roman "Dinner for One - Killer for Five: Der 90. Geburtstag und was wirklich geschah" von Michael Koglin.
"Die drei Musketiere - D'Artagnan"/"Die drei Musketiere - Milady" - ZDFmediathek
Die drei Musketiere - wer bekommt sie noch zusammen? Athos, Aramis, Porthos. Und dann ist da natürlich auch noch ihr ungestümer junger Begleiter D'Artagnan, die sicherlich bekannteste Figur aus dem 1844 veröffentlichten Roman von Alexandre Dumas. Gerade in der Mitte des 20. Jahrhunderts waren "Die drei Musketiere"-Adaptionen für die Leinwand sehr populär - das klassische Sujet des Mantel-und-Degen-Films. Über 30 Verfilmungen gab es bereits (unter anderem auch eine mit John Wayne). Nachdem diese Art Film zwischenzeitlich ein wenig aus der Mode gekommen schien, gibt es jetzt mal wieder einen ganz frischen Beitrag.
Nicht jede "Drei Musketiere"-Produktion der letzten 100 Jahre hatte den Anspruch, großes Kino zu sein. Der Zweiteiler, bestehend aus den Filmen "Die drei Musketiere - D'Artagnan" und "Die drei Musketiere - Milady", von Martin Bourboulon (ab Montag, 22. Dezember, in der ZDFmediathek) hat diesen Anspruch aber sehr wohl. Das lässt sich alleine schon an der Liste der beteiligten Darstellerinnen und Darsteller ablesen: Vincent Cassel ist als Athos zu sehen, Eva Green als durchtriebene Milady, für die weiteren Rollen wurden unter anderem François Civil (D'Artagnan), Romain Duris (Aramis) und Pio Marmai (Porthos) engagiert.
Die Geschichte, wie sie hier aufbereitet wird: Die drei königlichen Musketiere Athos, Aramis und Porthos sollen im von Religionskriegen zerrütteten Frankreich für Ruhe sorgen. Wobei echte Ruhe eher nicht einkehrt, wo sie auftauchen. Vor allem nicht, als sich D'Artagnan den drei Musketieren anschließt - ein temperamentvoller junger Abenteurer aus der Gascogne, der sagt, was er denkt und schnell zum Degen greift. Der tollkühne Recke verguckt sich schließlich in Constance Bonacieux (Lyna Khoudri), doch im Hintergrund lauern schon der schurkische Kardinal Richelieu (Eric Ruf) und Milady de Winter (Green). Liebe, Leidenschaft, Intrigen und Duelle auf Leben und Tod - was eben so dazugehört.
"Goodbye June" - Netflix
Dieses Weihnachtsfest wird besonders emotional. Mit kleinem Budget und großen Namen - allen voran ihrem eigenen - wählte Oscarpreisträgerin Kate Winslet für ihr Regiedebüt eine sehr persönliche Geschichte. Die Tragikomödie "Goodbye June" (ab 24. Dezember bei Netflix) über eine dysfunktionale Familie ist inspiriert von Winslets eigenen Erfahrungen: vom Abschiednehmen von ihrer Mutter Sally.
Im Film ist es Mutter June, deren Leben dem Ende entgegengeht. Verkörpert wird sie von der wie immer fantastischen Helen Mirren. Als sich Junes Gesundheitszustand vor Weihnachten rapide verschlechtert, kommen ihr Mann (Timothy Spall) und ihre erwachsenen Kinder Julia (Kate Winslet), Helen (Toni Collette), Molly (Andrea Riseborough) und Connor (Johnny Flynn) samt Enkelkindern im Krankenhaus zusammen.
Wenn Familienmitglieder, die ohnehin schwierige Beziehungen zueinander haben, an Weihnachten zusammenkommen, birgt das jede Menge Konfliktpotenzial, noch mehr in einer so emotionalen Situation wie die, in der sich Junes Familie nun befindet. Unweigerlich kommt es immer wieder zu Spannungen, Streit, Vorwürfen, endlich ausgesprochenen Wahrheiten und Gefühlsausbrüchen. Aber auch zu warmherzigen Momenten. Zumal Mutter June hartnäckig und scharfzüngig auf die Entscheidungshoheit über ihre letzten Tage besteht.
Dass Winslet "Goodbye June" produzieren und eine der Hauptrollen übernehmen würde, hatte von Anfang an festgestanden. Dass sie am Ende nach einer langen, erfolgreichen Schauspielkarriere das erste Mal auf dem Regiestuhl Platz nahm, das hat auch mit dem Autor des Drehbuches zu tun. Joe Anders, eigentlich Joe Alfie Winslet Mendes, ist Kate Winslets Sohn aus der Ehe mit Regisseur Sam Mendes ("Road to Perdition").



