"Markus Lanz"

"Nicht Ihr Ernst": FDP-Politikerin sorgt bei Lanz mit Grünen-Kritik für Entgeisterung

10.10.2024 von SWYRL/Natascha Wittmann

Bei "Markus Lanz" schloss FDP-Politikerin Linda Teuteberg ein frühzeitiges Ende der Ampel nicht aus. Dabei geriet sie mit dem ZDF-Moderator aneinander. Als es in der Runde um den Nahen Osten ging, kam es zum aufgebrachten Streit um das israelische Vorgehen in Gaza.

In einem Interview mit der "Rheinischen Post" sprach Christian Lindner vor Kurzem von einem "Herbst der Entscheidungen". Dabei sprach er über eine Reihe von Zielen, die gemeinsam umgesetzt werden müssten, um ein frühzeitiges Auseinanderbrechen der Ampelkoalition zu vermeiden. "Setzen wir die Wachstumsinitiative ambitioniert um, damit wir eine Wirtschaftswende bekommen? (...) Erreichen wir mehr Kontrolle und Konsequenz bei der Migrationspolitik und überwinden wir dafür Denkverbote?", erklärte Lindner in dem viel rezipierten Zeitungsinterview.

Bei "Markus Lanz" machte am Mittwochabend auch FDP-Politikerin Linda Teuteberg deutlich, dass die Ampel am Scheideweg stehe. Lanz fragte das Vorstandsmitglied der Liberalen neugierig: "Schließen Sie aus, dass diese Ampel vor dem offiziellen Ende der Koalitionszeit platzt?"

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"Sie stehen bei Null-Komma-Irgendwas Prozent und verweisen die ganze Zeit auf die Grünen"

Statt schwammig zu antworten, sagte Teuteberg klar: "Nein, das schließe ich nicht aus. (...) Das kann passieren." Die Politikerin ergänzte: "Nur, wenn wir jetzt bei Migration und Wirtschaft zu hinreichenden Beschlüssen kommen, dann macht das Sinn. Wenn nicht, dann nicht." Eine Aussage, die Lanz in ihrer Deutlichkeit überraschte.

Journalistin Kerstin Münstermann zeigte sich im ZDF-Talk in ihrer Annahme bestätigt: Bis Weihnachten werde sich zeigen, "ob man das noch ein Jahr miteinander macht oder nicht". Linda Teuteberg stichelte in dem Zusammenhang, immer wieder gegen die Grünen und deren Haltung in Sachen Wirtschaft und Migration.

"Wenn es uns ums Land geht, müssen wir bei dem Thema Migration vorankommen", forderte sie. Als Lanz mit "Da sind sich doch alle einig" antwortete, konterte Teuteberg streng: "Offenbar noch nicht genug, wenn ich das Verhalten der Grünen da erlebe." Eine Aussage, die Lanz irritierte: "Frau Teuteberg, das ist doch jetzt wirklich nicht Ihr Ernst! Sie stehen da bei Null-Komma-Irgendwas Prozent und Sie verweisen die ganze Zeit auf die Grünen."

Lanz bohrt bei FDP-Frau wegen Lindner-Rücktritt nach: "Können ja mal versuchen zu antworten"

Mit Blick auf die herben Wahlniederlagen der Ampelparteien bei den Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg wollte Lanz wissen, wie der Rücktritt der grünen Parteispitze bei der FDP diskutiert werde. Linda Teuteberg lobte zunächst die "deutliche, selbstbestimmte Entscheidung" von Ricarda Lang und Omid Nouripour, woraufhin Lanz fragte: "Wie oft haben Sie an Christian Lindner gedacht?" Die FDP-Politikerin reagierte defensiv: "Das breite ich nicht aus, wann ich worüber nachgedacht habe, sondern ich finde, wir haben die Aufgabe jetzt in dieser Koalition, die nötigen Entscheidungen zu treffen." "Und politische Verantwortung übernehmen ist doch das Stichwort", fügte Lanz hinzu.

Darauf wollte sich Teuteberg jedoch nicht einlassen und sagte genervt: "Ich merke, worauf Sie hinauswollen." Eine Steilvorlage für Lanz, der klarstellte: "Dann können Sie ja mal versuchen zu antworten." Der ZDF-Moderator stichelte weiter: "Wird das in der FDP nicht diskutiert, wenn man in Brandenburg irgendwie die Hälfte der Tierschutzpartei holt (...) bei den Stimmen?"

Linda Teuteberg gab daraufhin zu, dass sich "sehr viele Mitglieder (...) Gedanken darüber" machen würden, es jedoch "keine organisierte, offizielle" Debatte innerhalb der Partei gebe. Lanz ließ dennoch nicht locker und hakte abschließend nach, ob Linda Teuteberg an der Stelle von Christian Lindner oder FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai zurückgetreten wäre. Eine Frage, auf die die Politikerin eisern konterte: "Ich spekuliere nicht darüber!"

Nahostexpertin spricht von "Genozid in Gaza", Lanz-Runde empört

Ähnlich hitzig ging es bei "Markus Lanz" weiter, als sich Journalist Philipp Peyman Engel und Nahostexpertin Kristin Helberg zur Situation in Nahost in die Haare bekamen. Als Engel über die vielen pro-palästinensischen Demonstrationen in Deutschland sprach, wo "antisemitische Schlachtrufe skandiert" würden, konterte Helberg: "Ich glaube, dass die Mehrheit der Menschen, die auf die Straße gehen und einen Waffenstillstand für Gaza fordern, natürlich getrieben sind von ihrer eigenen Verzweiflung und Wut angesichts dessen, was in Gaza passiert." Laut Helberg stehe keineswegs eine Israelfeindlichkeit im Fokus.

Ein Argument, das den Chefredakteur der "Jüdischen Allgemeinen" verärgerte: "Was ich dort sehe, ist massenhaft Antisemitismus, massenhaft Hass auf Israel!" Auch Linda Teuteberg stellte mit Blick auf Kristin Helberg klar: "Ich finde, Ihre Beschreibung des Geschehens auf unseren Straßen trifft die Realität nicht." Die Nahostexpertin blieb dennoch hartnäckig und sprach daraufhin von einem "Genozid in Gaza", der mittlerweile "international diskutiert" werde.

FDP-Politikerin Teuteberg reagierte empört und warnte davor, "Antisemitismus zu verharmlosen und wegzudefinieren". Auch Philipp Peyman Engel platzte der Kragen: "Wie passt das damit zusammen, dass die israelische Armee die Zivilbevölkerung vorwarnt? Dass die israelische Armee Fluchtrouten einrichtet?" Kristin Helberg erinnerte den Journalisten daraufhin an "die Tatsache, dass Neugeborene sterben, weil ihre Mütter unterernährt sind (...) und es im ganzen Gazastreifen kein sauberes Trinkwasser gibt".

Jüdischer Journalist wehrt sich mit emotionalen Worten

Laut der Nahostexpertin sei es "inzwischen unstrittig", dass die israelische Militäroperation in Gaza "nicht verhältnismäßig" sei und "es eine andere Absicht dahinter" gebe. Helberg weiter: "Israelische Soldaten filmen sich selbst dabei, wie sie Universitäten in die Luft jagen. Das sind keine militärischen Ziele!"

Darauf konterte Kerstin Münstermann: "Die Hamas-Terroristen haben sich auch gefilmt am 7. Oktober!" Ein Argument, das Helbeg nicht überzeugte. Sie wies immer wieder darauf hin, dass man keinen Frieden in der Region schaffen könne, "indem man Zehntausende Zivilisten tötet".

Daher sei klar: "Dieser Krieg, wie er in Gaza geführt wird, ist keine Selbstverteidigung mehr. Das ist nicht meine Meinung, sondern es gibt ein Kriegsvölkerrecht!" Philipp Peyman Engel reagierte darauf abschließend emotional: "Israel muss sich wehren gegen die Hisbollah, gegen den Iran, sonst wird es untergehen!"

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