16.09.2025 von SWYRL/Paula Oferath
Die Schauspielerin Ulrike C. Tscharre spricht im Interview Klartext: Frauen seien in Führungspositionen weiterhin deutlich unterrepräsentiert. Sie fordert Veränderung, verweist auf Initiativen und betont die Wichtigkeit weiblicher Perspektiven - auch in Film und Medien.
Sie ist bekannt für starke Rollen und starke Worte. Im Gespräch mit der Agentur teleschau spricht die Schauspielerin Ulrike C. Tscharre Klartext über die Branche, über Macht, Männerdominanz und die Frage, warum Frauen immer noch so selten an der Spitze stehen. Anlass des Interviews ist die neue ARD-Medical-Reihe "David und Goliath" (Mittwoch, 24. September, 20.15 Uhr, bereits ab 17. September in der Mediathek). In dem Drama prallen Welten aufeinander. Menschen aus völlig unterschiedlichen Lebensrealitäten begegnen sich, alle getragen von einem gemeinsamen Bedürfnis: Heilung, körperlich wie seelisch.
Besonders spannend: Gleich zwei Frauen stehen im Mittelpunkt der Serie. Und genau da setzt Tscharre im Interview an. Sie beobachte, "dass sich in unseren gesellschaftlichen Strukturen etwas tut, aber immer noch viel zu langsam", sagt sie im Gespräch mit teleschau. "Egal ob in der Wirtschaft, Medizin oder Politik", es sei ernüchternd: "Ein paar wenige Frauen vorne im Bild - und der Rest sind Männer. Frauen in Führungspositionen sind nach wie vor unterrepräsentiert", betont die 53-Jährige. Für sie ist das eindeutig ein "gesellschaftliches Problem".
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"Beide Perspektiven gehören gleich gehört und gesehen"
Doch Tscharre will nicht nur kritisieren, sie zeigt im Interview auch Wege auf, etwas zu verändern. Sie verweist auf "Initiativen wie 'Let's Change The Picture' oder 'ProQuote Medien e.V.'", die genau hier ansetzen. Gerade in der Entertainmentbranche sieht sie großen Nachholbedarf: "Die Branche ist im Ausführenden immer noch stark männerdominiert." Zwar seien viele Redaktionen weiblich besetzt, doch "diejenigen, die die Filme machen, sind meist Männer." Ein Umdenken sei immerhin schon spürbar: "Bei unserer Reihe 'Zielfahnder' hatten wir beispielsweise bisher nur männliche Regisseure - beim nächsten Film soll eine Frau Regie führen." Auch das Drehbuch stamme zuletzt von einer Frau. Tscharre: "Uns ist wichtig, auch den weiblichen Blick zu zeigen - weil es eben zur Hälfte Männer und zur Hälfte Frauen gibt, und beide Perspektiven gehören gleich gehört und gesehen."
"Am Ende sind wir alle Menschen"
Privat versucht sie, Balance zu halten: Ihr "Gleichgewicht zwischen Beruf und persönlichen Ressourcen funktioniert grundsätzlich ganz gut." Und doch spürt auch sie die Unterschiede im Alltag: "Wenn mich vor einer Produktion mal was ärgert, überlege ich mir als Frau doch öfter, ob und wie ich das anspreche - weil Frauen schnell als 'zickig' abgestempelt werden." Ein Stempel, der Männern schlicht erspart bleibt: "So ein Wort gibt es für Männer gar nicht. Ich versuche, das gar nicht mehr zu benutzen, weil es eigentlich eine Frechheit ist."
Der Unterschied falle ihr oft im Austausch mit Kollegen auf: Männer gingen viel selbstverständlicher mit Kritik oder Gegenwind um. "Nicht, weil sie blöd oder unreflektiert wären - aber Männer leben vieles mit mehr Selbstverständlichkeit." Und doch will Tscharre das Thema größer denken: weg von Geschlechterklischees, hin zu einem gemeinsamen Blick. "Ich versuche, immer mehr, von männlich und weiblich wegzukommen und stattdessen menschlich zu sagen. Am Ende sind wir alle Menschen - mit Brüsten, Penissen oder allem dazwischen. Wenn wir das mal ausklammern und uns auf das Menschliche fokussieren, sind wir gut beraten. Mehr Gemeinsamkeit statt Trennung - dahin sollte sich unsere Gesellschaft bewegen."