15.08.2022 von SWYRL/Jürgen Winzer
Die Kandidaten hatten bei "Wer wird Millionär" (RTL) mehrheitlich einen guten sechsten Sinn, was ihnen Verluste ersparte und hohe Summen bescherte. Moderator Günther Jauch allerdings lief zu geradezu magischer Form auf.
Seit bald 23 Jahren moderiert Günther Jauch die Geldsegen-Show "Wer wird Millionär", aber er sorgt verlässlich stets aufs Neue für Überraschungen. Frag nach bei Daniel Dippe. Der 36-jährige Bankkaufmann aus Goch hat nicht nur einen Dutt, sondern auch ein zauberhaftes Hobby. Er betätigt sich als Mentalist, ist also Gedächtniskünstler. Da witterte Jauch einen Trick: "Ist es für Sie also ein Leichtes, mir anzusehen, ob ihre Antworten richtig sind?" - "Genau", meinte Dippe und dippte sich damit ins Verderben, denn Spürhund Jauch nahm Witterung auf.
"Ich kann bei 'Stein, Schere, Papier' immer gewinnen", meinte Dippe selbstsicher, weil das ein psychologisches Ding sei und 66 Prozent aller Männer immer denselben Fehler machten. Jauch nahm die Herausforderung an und trat zum "Schnick, Schnack, Schnuck" an. Und während Dippe noch zu erläutern versuchte, warum er gleich gewonnen haben würde, hatte ihn Jauch schon glatt 2:0 geschlagen. Der Kandidat war baff: "Sie sind außerhalb der Norm." Das ist Jauch sicher, aber auch abgezockt. Grinsend meinte er: "Wenn Sie die 16.000 Euro schaffen, dann verrate ich Ihnen meinen Trick."
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Journalisten-Recherche schlägt Gedächtnis-Zauberei
Einige Fragen und ein paar Joker später hatte Dippe seine "Safety-Zone" von 16.000 Euro eingesackt und Jauch stand zu seinem Wort: Auf dem Archivkärtchen mit Infos, dem einzigen, das Jauch vor der Sendung über seine Kandidaten erfährt, stand drauf, dass sich Dippe mit der "Stein, Schere, Papier"-Stärke brüstete. "Dann habe ich einfach 'Wie gewinnt man bei Schnick, Schnack, Schnuck?' gegoogelt." Und dort steht eben, dass, wie Dippe bestätigen konnte, Männer meistens mit Stein beginnen (den Dippe mit seinem Papier geschlagen hätte). Außerdem arbeitete Jauch auch im zweiten Duell "wider das Klischee", denn die meisten Männer bleiben beim zweiten Durchlauf bei ihrer "Waffe", wenn sie im ersten Duell siegreich waren.
Als Zauberkünstler wurde Dippe übel entzaubert, als Rate-Kandidat schnitt er ordentlich ab. Bei der 32.000-Euro-Frage folgte er seiner Intuition und stieg aus. Gut so, denn er hätte an der richtigen Antwort vorbeigeraten.
Ein Kölsch für 64.000 Euro
Einen ebenso schützenden sechsten Sinn hatte Johanna Jaspersen, die sich im Schneidersitz bis zur 125.000-Euro-Frage emporarbeitete. Unterwegs glänzte die angehende Juristin mit Wissen und guten Joker-Entscheidungen und dem Einblick in ihre ganz persönliche "Vorstrafenakte". Jauch kitzelte aus ihr heraus, dass sie vor Jahren eine Wohnung verwüstete. Allerdings irrtümlich.
"Ich schwöre, ich dachte, es handele sich um eine Abriss-Party. Also letzte Party vor der Renovierung." Aber dann war sie die einzige, die Tapeten herunterriss und Wände bemalte. Sehr zum Erstaunen der Party-Gastgeber. "Das kam nicht so an." Viel besser aber, dass Jaspersen dann in der Woche darauf im Alleingang renovierte.
Bei der 64.000-Euro-Frage wies Jauch auf drohenden Flüssigkeitsverlust hin und riet zum Wasserglas. "Ich hätte gern lieber ein Bier", barmte Jaspersen. Jauch zierte sich: "Nur, wenn sie 64.000 schaffen." Und revidierte dann: "Obwohl, wenn nicht, gibt's das 500-Euro-Abschiedsbier." Aber Jaspersen riet richtig und bekam ihr Kölsch serviert.
Risikobereiter Rentner rockt mit Springsteen
Mit Bernhard Benne erklomm der dritte Kandidat mit Initial-Alliteration den heißen Ratestuhl - und entpuppte sich als beherzter Zocker. Er entschied sich für die Risiko-Variante mit vier Jokern (Jauch: "Endlich mal einer!"). Den ersten, den 50:50-Joker, setzte er fast widerwillig ein, aber er hatte wohl gespürt, dass Jauch unruhig wurde. Also sicherte er seine Antwort ab - die als falsch identifiziert wurde. Glück gehabt.
Fünf Runden später, es ging schon um 64.000 Euro, verballerte er indes einen Joker. Bei der Frage, welcher Gebäck-Klassiker einen "Kragen" habe, beschrieb er treffend den Berliner, war sich aber unsicher und ließ sich die Antwort lieber vom gesamten Publikum bestätigen. Danach bescherte ihm erneut das Publikum 125.000 Euro. Denn eine Zuschauerin im Saal wusste, was weder Benne noch sein Telefonjoker ahnten: Jessica Springsteen, die Tochter des Rockstars, gewann in Tokio Olympia-Silber.
Bauchspeicheldrüse steht der halben Million im Weg
So wurde dem 67-jährigen Rentner, ehemals Direktor von Seniorenwohnstiften, die 500.000-Euro-Frage kredenzt. Die gewaltige Prämie würde er gerne zum Häuslekauf einsetzen, weil er mit seiner zweiten Frau und den fünfjährigen Zwillingen in den Großraum München ziehen möchte, erklärte er. Da sei, so Benne, angesichts seines Alters möglichst viel Eigenkapital für einen Kredit nötig.
Weil er aber zwar keine Joker mehr, dafür aber reichlich Zweifel hatte, stieg er lieber aus. Er hatte bei der Frage "Was wird in Kopf, Bauch und Schwanz unterteilt?" zwar eine Ahnung, aber das reichte ihm nicht. Gut so, denn es handelt sich nicht wie von Benne vermutet um die Akustikgitarre, sondern um die Bauchspeicheldrüse. Es blieb bei 125.000 Euro. Jauch kommentierte trocken: "Das reicht für eine schöne Anzahlung für einen Tiefgaragenplatz in München."
"Der griechische Blutegel" sorgt für Beinahe-Infarkt
Als letzter durfte sich Heiko Schliek, 49-jähriger Hoteldirektor eines Kreuzfahrtschiffes, bewähren. Sein Auftritt war nur kurz, weil der Schlussgong ertönte, aber aufregend. Nach souveränem Auftakt suchte Schliek bei der Frage "Womit wird bei der Kryotherapie behandelt?" die Hilfe des gesamten Publikums. Das votete mit großer Mehrheit (80 Prozent) für die Antwort "Kälte", die Alternative "Blutegel" bekam nur 11 Prozent. Schliek war überzeugt und ließ einloggen.
Aber Jauch packte den Hinterlistigen aus: Mit "Kryos, aus dem Griechischen: der Blutegel ..." trieb er jegliche Farbe aus Schlieks Gesicht und des Kandidaten Herz umgehend in die Hose. "Nein, nein, war nur Spaß", gab der Moderator Entwarnung. Schliek kehrt nächste Woche zurück, wenn sein Herz bis dahin wieder gleichmäßig schlägt ...