Die vielen Gesichter von Tilda Swinton
Sie gehört zu den talentiertesten Chamäleons im Filmgeschäft: Tilda Swinton verwandelt sich regelmäßig in außergewöhnliche Figuren, spielt mal alte Männer, mal greise Frauen, mal Hexen, mal Außerirdische. Zum Kinostart ihres neuen Films "The End" (ab sofort im Kino) blickt die Galerie auf die schrägsten und ausgefallensten Rollen der schottischen Schauspielerin.
© 2025 Getty Images/Sebastian Reuter"Caravaggio" (1986)
Doch beginnen wir am Anfang: Tilda Swinton, 1960 in London in einen alten schottischen Clan hineingeboren, spielte als 26-Jährige ihre erste große Rolle: In Derek Jarmans Biopic "Caravaggio" (1986) war sie als Prostituierte aus dem 16. Jahrhundert zu sehen.
© Berlinale/Courtesy of BFI stills, © Salzgeber & Co. Medien GmbH, Berlin"Friendship's Death" (1987)
Schon ein Jahr später übernahm Swinton ihre erste Hauptrolle - und was für eine: In "Friendship's Death" (1987) spielte sie eine Außerirdische, die in Gestalt einer Studentin auf die Erde geschickt wird. Eigentlich soll sie den Menschen eine Botschaft der Freundschaft übermitteln, ist aber schnell geschockt vom kriegerischen Verhalten der Erdlinge.
© British Film Institute"The Beach" (2000)
Nur wenige Jahre nach ihrem Kinodebüt war Swinton auch in Hollywood eine gefragte Darstellerin. So übernahm sie Rollen in großen Produktionen wie "The Beach" (2000, mit Leonardo DiCaprio) und "Vanilla Sky" (2001, mit Penélope Cruz und Tom Cruise).
© Brenda Chase/Getty Images"Teknolust" (2002)
Deutlich abseitiger als Swintons Mainstream-Ausflüge war "Teknolust" (2002): In dem Science-Fiction-Film konnte man die Schauspielerin gleich vierfach bewundern - als verrückte Wissenschaftlerin, die mehrere Klone von sich anfertigt. Diese haben vor allem eine Mission: Sie müssen Männern ihr Sperma entlocken, da sie es als Nahrung benötigen.
© Sunfilm"Constantine" (2005)
Die engelsgleiche Tilda Swinton als Engel - das passt. In der Comicverfilmung "Constantine" (2005) gab sie den Erzengel Gabriel, der den von Keanu Reeves verkörperten Titelhelden bei seinem Kampf gegen böse Dämonen unterstützt.
© Warner Bros."Die Chroniken von Narnia" (2005 bis 2010)
Vom guten Engel zur bösen Zauberin: Als Hexe Jadis verfluchte Swinton in den Filmen der "Chroniken von Narnia"-Reihe ab 2005 die Welt hinter dem Wandschrank und beschwor einen ewigen Winter herauf. So schön böse sah man Swinton selten.
© Disney"Broken Flowers" (2005)
Mit US-Indie-Regisseur Jim Jarmusch verbindet Swinton nicht nur eine gute Freundschaft, sondern auch eine lange Arbeitsbeziehung. Die nahm mit "Broken Flowers" (2005) ihren Anfang: In dem Film spielte sie eine abgehalfterte Rockerbraut, die Hauptfigur Don Johnston (Bill Murray) bei dessen Reise in die eigene Vergangenheit ein blaues Auge verpasst.
© Tobis"Michael Clayton" (2007)
So wandelbar, wie Tilda Swinton ist, hätte sie eigentlich viele Oscars verdient. Im Regal stehen hat sie allerdings bislang nur einen - für die beste Nebendarstellerin in "Michael Clayton" (2007). Swinton spielte in dem Film die Chefanwältin eines Konzerns, für den der New Yorker Anwalt Michael Clayton (George Clooney) einen Giftskandal vertuschen soll.
© Constantin Film"Burn After Reading" (2008)
Die Chemie am Set von "Michael Clayton" scheint gestimmt zu haben - denn nur ein Jahr später sah man Swinton erneut an der Seite von George Clooney. Als kaltes und berechnendes Prachtexemplar der Washington Upper Class betrog sie in der Coen-Komödie "Burn After Reading" (2008) ihren Mann mit einem ziemlich einfach gestrickten U.S. Marshal (Clooney).
© Tobis"The Limits of Control - Der geheimnisvolle Killer" (2009)
Mit schlohweiß gefärbten Haaren sah man Tilda Swinton in ihrer zweiten Zusammenarbeit mit Jim Jarmusch. "The Limits of Control" (2009) war ein geheimnisvoller, mit stoischer Ruhe erzählter Film über einen wortkargen Mann, der mit unbekanntem Auftrag durch Spanien reist. Dabei begegnete er auch dieser von Swinton verkörperten rätselhaften Dame.
© Tobis"Only Lovers Left Alive" (2013)
Noch ein Jarmusch-Film, diesmal mit Swinton als uralter Vampir-Lady: In "Only Lovers Left Alive" (2013) spielte sie eine kunstsinnige Untote, die sich nach Tanger zurückgezogen hat. Weil Adam, ihr Liebhaber seit Jahrhunderten, des Lebens überdrüssig ist, macht sie sich auf den Weg zu ihm ... Selten war ein Vampirfilm melancholischer.
© Pandora"Snowpiercer" (2013)
Wandelbar war Tilda Swinton schon immer - etwa ab dem Jahr 2013 aber trieb sie ihre Lust am Eintauchen in andere Rollen auf die Spitze. Unter dicker Schminke und mit Perücke auf dem Kopf war Swinton oftmals kaum mehr zu erkennen - wie auch im dystopischen Sci-Fi-Thriller "Snowpiercer" (2013), in dem sie eine schräge Ministerin spielte.
© MFA+"The Zero Theorem" (2013)
Ähnlich schreckschraubig konnte man Tilda Swinton in Terry Gilliams "The Zero Theorem" (2013) erleben. In der Zukunfts-Dystopie spielte sie die Therapeutin Dr. Shrink-ROM, die einem von Christoph Waltz gespielten Programmierer diverse Störungen attestieren durfte.
© Concorde"Grand Budapest Hotel" (2014)
Ja, auch das ist Tilda Swinton. In Wes Andersons "Grand Budapest Hotel" (2014) spielte sie die 84-jährige Madame D. - nicht die einzige Zusammenarbeit mit Kultfilmemacher Anderson: Swinton trat auch in "Moonrise Kingdom" (2012) und "Asteroid City" (2023) auf, außerdem sprach sie eine Figur in Andersons Animationsfilm "Isle of Dogs" (2018).
© 2013 Fox Searchlight"Dating Queen" (2015)
Von der faltigen Greisin zur sadistischen Chefin von Amy Schumer in "Dating Queen" (2015): Für die Komödie von Judd Apatow unterzog sich Swinton einer Verjüngungskur - der Make-up-Abteilung des Films sei Dank.
© Universal Pictures"Hail, Caesar!" (2016)
Die doppelte Ladung Tilda Swinton gab es in "Hail, Caesar!" (2016) - nach "Burn After Reading" wieder ein Film der Coen-Brüder. Swinton schlüpfte in die Rolle zweier eineiiger Zwillingsschwestern, die im Hollywood der 50er-Jahre als stutenbissige Klatschkolumnistinnen Angst und Schrecken unter den Stars und Sternchen der Traumfabrik verbreiten.
© Universal Pictures"Okja" (2017)
Swinton goes Netflix: "Okja" (2017), Swintons zweite Zusammenarbeit mit "Snowpiercer"-Regisseur Bong Joon-ho, machte auch deshalb Schlagzeilen, weil der Film in Cannes vertreten war und dort für Proteste von Kino-Puristen gesorgt hatte. Swinton spielte die Chefin eines multinationalen Unternehmens, die ein industriell gezüchtetes Superschwein im wahrsten Wortsinne ausschlachten will.
© Netflix"Suspiria" (2018)
Besonders wandelbar zeigte sich Swinton im Horror-Thriller "Suspiria" (2018): In Luca Guadagninos blutigem Remake eines italienischen Giallo-Klassikers spielte Swinton nicht nur die strenge Leiterin eines Berliner Tanzensembles, ...
© Willy Vanderperre/ Amazon Studios"Suspiria" (2018)
... sondern auch den (fiktiven) Psychoanalytiker Josef Klemperer.
© Willy Vanderperre/ Amazon Studios"The Dead Don't Die" (2019)
Jim Jarmusch, die Vierte: "The Dead Don't Die" (2019) heißt der erste Zombie-Film des US-Regisseurs, in dem er eine ganze Riege schräger Charaktere und großartiger Schauspieler aufeinandertreffen ließ. Mittendrin: Tilda Swinton als schwertschwingende Leichenbestatterin Zelda.
© Universal"David Copperfield - Einmal Reichtum und zurück" (2020)
Ganz besonders überdreht - selbst für ihre Verhältnisse - durfte sich Swinton in der Literaturverfilmung "David Copperfield - Einmal Reichtum und zurück" (2020) geben. In der Dramödie spielte sie die erst wohlhabende, später dann am Hungertuch nagende Tante des von Dev Patel gespielten Titelhelden.
© 2020 eOne Germany"Three Thousand Years of Longing" (2022)
Nicht ganz so schräg, trotzdem wahnsinnig ausdrucksstark: In "Three Thousand Years of Longing" (2022) schlüpft Tilda Swinton in die Rolle einer etwas spröden Akademikerin, der ein Dschinn (Idris Elba) unbedingt drei Wünsche erfüllen will. Inszeniert wurde märchenhafte Geschichte von "Mad Max"-Schöpfer George Miller.
© Leonine"Problemista" (2024)
Ein junger Spielzeugdesigner, der gerne neue Barbies entwerfen möchte, sich stattdessen aber um eingefrorene Menschen kümmern muss und dann Eier-Gemälde für eine kunstverliebte Exzentrikerin sammelt: Mit der surrealen Komödie "Problemista" (ab sofort im Kino) präsentiert Schauspieler, Autor und Regisseur Julio Torres sein erstes Kinoprojekt. Und die besagte Exzentrikerin spielt: Tilda Swinton, die mit ihrer Beteiligung einmal mehr ihr Faible für abseitige Geschichten unterstreicht.
© Universal/FreezeCorp LLC"The End"
Und das ist Tilda Swintons neue Rolle, mit der sie die Filmwelt einmal mehr vor den Kopf stößt. Nicht genug damit, dass sie im Spielfilm-Regiedebüt des Dokumentarfilm-Regisseurs Joshua Oppenheimer ("The Act of Killing") singt. Hinzu kommt, dass hier Erzählmerkmale eines Musicals in einer postapokalyptischen Geschichte eingebettet sind. Es handelt sich also um ein Endzeit-Musical - gegensätzlicher geht es kaum.
© MUBI/NEON/Felix Dickinson