12.12.2022 von SWYRL/Carmen Schnitzer
Das war wohl nix: Von Beginn an sorgte der RTL-Jahresrückblick "2022! Menschen, Bilder, Emotionen" für Aufruhr im Netz, viele Male fiel das Wort "Fremdschämen". Das lag an der fehlenden Chemie zwischen Thomas Gottschalk und Neu-Moderator Karl-Theodor zu Guttenberg - und an beider peinlichen Fragen.
"Guttenberg hat die emotionale Wärme eines Tiefkühlers und Gottschalk tritt wirklich offensiv in jeden Fettnapf." - So fasste ein ein Twitter-Nutzer zusammen, was RTL seinem Publikum am Sonntagabend als Jahresrückblick "2022! Menschen, Bilder, Emotionen" servierte. Schon nach wenigen Minuten war man sich auf den Social-Media-Portalen einig, dass sich der Sender keinen Gefallen getan hatte, als er sich entschloss, Thomas Gottschalk (72) gemeinsam mit Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (51) moderieren zu lassen.
Letzterer bat den alten Showhasen in Anspielung auf dessen Hang zum Überziehen, ihn lediglich "KT" zu nennen, das führe auch "dazu, dass deine Redezeit etwas verkürzt wird". Auf diesem Gag-Niveau dümpelte auch der Rest der Sendung dahin, etwa wenn KT den Hannoveraner Ramin Juhnke, der das 9-Euro-Ticket für Trips in 125 Orte genutzt hatte, fragte, ob er "das Leben in vollen Zügen genossen habe". Ein Brüller!
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Guttenberg und Gottschalk treten in Fettnäpfe
Das aber hätte man vielleicht noch verzeihen können - unangenehmer wurde es, als die achtjährige Ukrainerin Amelia zu Gast war, die in einem ukrainischen Luftschutzbunker, den "Frozen"-Filmhit "Let It Go" gesungen hatte, wovon ein Video viral gegangen war. "Aber du hast das nicht gemacht, um berühmt zu werden, oder?", fragte Gottschalk - als hätte die Kleine dort nicht andere Sorgen gehabt.
Immerhin kamen noch einige andere Zeuginnen und Zeugen des Krieges in der Ukraine zu Wort, etwa Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko, der via Videoschaltung um weitere deutsche Unterstützung bat, Olga Okara, die mit ihrem Sohn Sascha nach Deutschland geflohen war und dort vom Tod ihrer Eltern erfahren musste, sowie Kriegsreporterin Kavita Sharma und ihr Kollege Paul Ronzheimer, die vom vor Ort erlebten Grauen berichteten.
Grausames erlebt hatte auch die iranische Künstlerin Sanaz Safaie, die in ihrer Heimat gefoltert und vergewaltigt wurde, 2018 nach Deutschland geflohen ist, und nun um Hilfe für ihr Land bat, und zwar "nicht nur mit Worten". Für sein Gespräch mit ihr wurde zu Guttenberg auf Twitter heftig kritisiert: "Der ehemalige Bundesverteidigungsminister fragt sich, ob Deutschland zu lange weggeschaut hat im Iran. Kannste dir nicht ausdenken", hieß es dort etwa.
Lotto-Gewinner "Chico" läd Sarah Connor zum Kaffee ein
Auch Guttenbergs Interview mit FDP-Finanzminister Christian Lindner (43), der unter anderem die Schuldenaufnahme der Regierung verteidigte, die ihm nicht leicht gefallen sei, nahm einen wenig günstigen Verlauf. "Werden wir uns 2024 noch Ferraris und Porsches kaufen?", fragte zu Guttenberg in Bezug auf ein mögliches Tempolimit, aber auch als "Überleitung zum nächsten Gast", wie Lindner richtig erkannte. Im Netz kam das angesichts der aktuell angespannten Finanzlage in vielen Haushalten gar nicht gut an. "Ich jedenfalls habe für 2024 den Kauf von sieben Ferraris fest eingeplant, komme, was da wolle!", wurde da zum Beispiel gewitzelt.
Einen Ferrari und einen Porsche hatte sich bereits Lottomillionär Kürşat Yıldırım (42), genannt "Chico", geleistet, der seit seinem Jackpot-Gewinn von knapp 10 Millionen Euro öffentlich sein Geld verprasst, in der Sendung aber versicherte, mit dem Gewinn auch Gutes tun zu wollen. Traurig war nicht nur er über die Absage der angekündigten Sarah Connor (42), die wegen einer Grippe das Bett hüten musste und darum nur telefonisch zugeschaltet wurde. Er lud sie auf diesem Weg zu einem Kaffee ein. Ob es zu diesem Date kommen wird darf getrost bezweifelt werden.
"Wenn's nach Twitter geht, haben wir's verkackt"
Neben Marius Müller Westernhagen (74), der seinen neuen Song "Zeitgeist" sang, Kamrad (25), der seinen Hit "I Believe" zum Besten gab, Schauspieler Wotan Wilke Möhring (55), der mit seiner Kollegin Antonia Riët (22) den gemeinsamen Film "Weil wir Champions sind", vorstellte, und den Fußballerinnen Alexandra Popp (31) und Lena Oberdorf (20), die sich an ihre tolle EM-Leistung erinnern durften, gehörte schließlich Sahra Wagenknecht (53) zu den prominenten Studiogästen.
Die umstrittene Linken-Politikerin beschwerte sich darüber, dass in Deutschland kaum noch eine sachliche Diskussionskultur herrsche, sie etwa gleich in die Schublade Kreml-Freundin gesteckt werde, wenn sie die Wirtschaftssanktionen gegen Russland kritisiere. Bevor es allzu kontrovers werden konnte, lenkte zu Guttenberg das Gespräch lieber auf einen neu entdeckten roten Meereskrebs, den man nach der Politikerin benannt hatte: Cherax wagenknechtae. Das habe sie "sehr berührt", ließ sie wissen.
Es liegt in der Natur der Sache, dass Jahresrückblicke Themen nur anreißen können - etwas mehr Tiefgang und Sensibilität hätte man sich an der ein oder anderen Stelle aber dennoch gewünscht. Oder jemand anderen, der durch die Show führt. Von Instagram bis Twitter war man sich jedenfalls einig: Der frühere Moderator Günther Jauch fehlte. Wie vernichtend die Reaktionen im Netz waren, wurde Gottschalk offenbar noch während der Sendung ins Ohr geflüstert. "Wenn's nach Twitter geht, haben wir's verkackt", ließ er seinen Moderationspartner wissen. Der lächelte die Info aalglatt weg.