23.10.2024 von SWYRL/Bettina Friemel
Wenn Horst Lichter bei "Bares für Rares XXL" zur besten Sendezeit trödelt, darf es nicht nur Kloster Eberbach als noble Kulisse sein, sondern überhaupt hochpreisig zugehen. Neben Picasso kam jedoch ein ganz anderes Kunstwerk groß heraus, bei dem am Ende die Gebote förmlich explodierten ...
Was wäre "Bares für Rares" ohne unerwartet wertvolle Antiquitäten? Nur halb so spannend, und deshalb kramten die Verkäuferinnen und Verkäufer auch für diese XXL-Ausgabe tief in ihren Schubladen und Schränken. Dabei kam unter anderem ein antiker Kosmetikkoffer mit Silber aus der Zeit zwischen 1892 und 1922 vom Wiener Hof- und Kammerjuwelier Würbel & Czokally zum Vorschein, der für 4.000 Euro verkauft wurde. Ebenso ein Spielzeug-Omnibus mit beschädigtem Dach aus der Zeit nach 1920, der für 560 Euro einen neuen Besitzer fand.
Zwei Schmuckstücke waren ebenfalls heiß begehrt: eine Brosche mit Wechseleinsatz und einem Aquamarin aus der Zeit um 1930, die sich Schmuckhändlerin Lisa Nüdling für 7.000 Euro schnappte. Ihre Kollegin Susanne Steiger erstand ein Collier aus dem Orient mit über 300 Diamanten aus den 1880er-Jahren für 8.000 Euro. Und Schauspielerin Valerie Niehaus, der Promi-Gast der Abendsendung, brachte einen Kerzenständer aus Meissener Porzellan für 1.700 Euro an die Händlerin, der bei der Expertise zuvor nur auf maximal 500 Euro geschätzt worden war.
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Horst Lichter will wissen: "Hat Picasso den selber gemacht?"
Diese Abendausgabe stand jedoch im Zeichen der Kunst! Den Anfang machte ein ganz Großer: Pablo Picasso. Der Name zierte eine limitierte Keramik-Kanne aus dem Jahr 1952. Horst Lichter stellte zu Recht die Frage: "Hat Picasso den selber gemacht?" Experte Detlev Kümmel schüttelte den Kopf: "In diesem Falle muss ich sagen: Nein. Es ist eine Arbeit, die nach seinen Entwürfen, nach seinen Vorgaben gefertigt worden ist." Trotzdem schätzte er den Wert auf 10.000 bis 14.000 Euro.
"Picasso!", rief Händler Walter Lehnertz vor Freude und fühlte mit seinen Händen, ob er eine Beschädigung entdecken konnte. "Der sieht ganz gut aus", gab er Entwarnung und das Go für hohe Gebote. Alle wollten die Picasso-Kanne haben, doch nur Julian Schmitz-Avila traute sich, die Maximalexpertise von 14.000 Euro auszugeben.
Bieter-Duell um ein Aquarell: "Boah, ist das spannend! Wie ein Krimi!"
Etwas weniger bekannt, aber dennoch gefragt: ein Aquarell aus dem Jahr 1959 von Ernst Wilhelm Nay. In einem Auktionshaus wurde es nicht verkauft, jetzt versuchten Klaus und seine Stieftochter Paola aus Kürten ihr Glück bei Horst Lichter. Der war jedoch weniger angetan vom Motiv: "Ich finde, dieses Bild hat nicht so die Leuchtkraft." Dr. Bianca Berding lobte den Künstler über den grünen Klee, konnte den Wunschpreis von 22.000 Euro allerdings nicht bestätigen. Aufgrund des Zustands des Papiers schätzte sie den Wert nur auf 12.000 bis 15.000 Euro.
"Ich kenn den gar nicht", musste Walter Lehnertz seine Unwissenheit zugeben, als seine Kollegen den Namen nannten. "Ein ganz bedeutender Vertreter der klassischen Moderne", wusste Lisa Nüdling. "Ich male mir das selber", klinkte sich Lehnertz aus der Verhandlung aus, die langsam Fahrt aufnahm. Susanne Steiger verfolgte das Duell zwischen Elke Velten und David Suppes: "Boah, ist das spannend! Wie ein Krimi!" Erst bei 17.700 Euro stieg Suppes aus, bei 18.000 Euro bekam Velten den Zuschlag und seufzte vor Erleichterung.
Japanisches Manga-Mädchen auf Karton
Und dann wurde ein Kunstwerk präsentiert, das so gar nicht ins Raritäten-Repertoire der Trödelshow passte. "Das Bild habe ich 2008 gekauft in einer Galerie in Frankfurt am Main", und zwar für 800 oder 1.200 Euro, erzählte "Bares für Rares"-Kandidatin Carolin aus Frankfurt. "Das ist was Gutes, auch wenn es nur Karton ist", lächelte Dr. Bianca Berding wissend. "Der Karton ist eigentlich schon seit den 1960er-Jahren in den Bereich der Hochkunst gekommen."
Die japanische Künstlerin Ayako Rokkaku malte ein Manga-artiges Mädchen mit den Fingern im Kawaii-Stil. Horst Lichter vermutete einen mangelhaften Zustand: "Oben ist ja die Pappe nur abgerissen." Die Expertin widersprach: "Das ist extra. Ansonsten ist der Zustand tipptopp, 1A." Da die Künstlerin inzwischen sehr gut gehandelt wird, sah sie einen Wert von 15.000 bis 18.000 Euro.
"Das hat so klein angefangen und auf einmal ist es wie explodiert!"
"Mal was Frisches, was Neues bei 'Bares für Rares'", bemerkte David Suppes. "Da kann ich wirklich mit ruhigem Gewissen sagen: Der Materialwert ist schon mal 80 Euro wert", startete Walter Lehnertz die Verhandlung. "Für ein Stück Pappe ist das ein guter Preis." Christian Vechtel hoffte auf Erleuchtung über die Künstlerin: "Wir wissen nicht, wer es ist." Ayako Rokkaku gehörte auch nicht zu Julian Schmitz-Avilas Stammsortiment: "Mir wurde noch nie ein Werk dieser Künstlerin angeboten." Nachdem er keine Ahnung hatte, fragte er das Verkäuferpaar: "Wie wird sowas gehandelt?"
Als sie den Schätzwert hörten, leckten Suppes und Schmitz-Avila Blut und übertrumpften sich gegenseitig. "Wollen wir uns das Risiko teilen?", fragte Schmitz-Avila bei 16.000 Euro seinen Konkurrenten. "Das Problem ist: Wenn ich es ersteigern würde, wüsste ich nicht wirklich, ob ich es verkaufen möchte", zögerte Suppes. "Ich kaufe es dir aber auch nicht ab, aus Prinzip."
Stattdessen ging Vechtel auf den Deal ein, verbündete sich mit Schmitz-Avila und der Preis stieg in ungeahnte Höhen. Erst bei 25.000 Euro überließen sie David Suppes das Bild: "Er hat gekämpft!" Carolin konnte die erzielte Summe nicht fassen: "Das hat so klein angefangen und auf einmal ist es wie explodiert!"