Tag 3 in Hamburg

"Klingt erst mal ekelhaft": "Perfektes Dinner"-Koch überrascht die Gäste doppelt

13.03.2024 von SWYRL

Wenn ein echter Franzose zum Dinner lädt, sind die Erwartungen hoch. Umso enttäuschter ist Larissa an Tag 3 von "Das perfekte Dinner" (VOX) in Hamburg, als Léons Speisekarte Labskaus, Frikadellen und Sauerkraut enthält. Auch der hinreißende Gastgeber gibt zu: "Das klingt erst mal ekelhaft."

Wenn sie an die "feine französische Küche" mit Austern, Crêpes & Co. denkt, bekommt selbst die bislang durch kulinarische Strenge ("Soße unter Kartoffeln geht nicht") aufgefallene Larissa (54) einen weichen Gesichtsausdruck. Wie der Großteil der Hamburger "Das perfekte Dinner"-Truppe versteht sie darunter den Gipfel der Verfeinerung - und nicht etwa Würstchen, Frikadelle und Sauerkraut (Chocroute) mit Speck und Kümmel.

Aber die Heimat von Gastgeber Léon ist nun einmal nicht Paris, sondern das Elsass: Der aus Colmar stammende und mit 20 Jahren zum Studium nach Deutschland gekommene Business Development Manager liebt das Deftig-Bodenständige. Seine drei Gänge sind gleichzeitig ein Streifzug durch sein Leben: "Durch dieses Menü spreche ich über mich."

Motto: Elsass-Hamburg-Fusion

  • Vorspeise: Labs"Elsass"kaus

  • Hauptspeise: Choucroute-Frikadellen-Brötchen

  • Nachspeise: "Frantzbretzel"

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"Kannst du mir den Rest einpacken?"

Auch was Léon sonst über sich und die Welt spricht, ist - ganz dem Klischee entsprechend - raffiniert und charmant. Die elsässichen Klößchen "Knepfle", die der talentierte Hobby-Künstler als Hommage an Hamburg mit Räucherhering verfeinert und im Rote-Bete-Wurzelgemüse-Sud serviert, beschreibt er als "große Spätzele". Das Hamburger Nationalgericht ist für ihn "Knackwurst mit Fisch": "'Ering' mag ich sehr gerne."

Geistreich, weltoffen und sympathisch tänzelt er durch seine winzige Küche, in der er vom frittierten Salbei zur Vorspeise über mit Munster-Käse gefüllte Frikadellen bis hin zu selbstgebackenen "Frantzbrezeln" mit Karamell und Apfel-Pflaumen-Kompott eine beeindruckende Geschmacks-Fusion entstehen lässt.

"Der Prozess ist nicht sexy"

Der gewohnt etwas nörgeligen Nathaly (26) ist das jedoch nicht genug Aufwand: Dass ein Teil des für die Choucroute verwendeten Sauerkrauts und das Dessert-Eis fertig gekauft sind, gehe eigentlich gar nicht. Ohnehin sei sie kein "Sauerkraut"-Fan, so die 26-Jährige, deren Vorspeise am Auftakt-Abend aus frittierten Fetawürfeln auf Kopfsalat bestand. Léons originellen Aperitif findet sie allerdings gelungen: "Eine Mischung aus Hamburger Flachmann und feinem Crémant, super."

Léon selbst ist das rustikale Wesen seiner Zutaten durchaus bewusst. "Der Prozess ist nicht sexy", gibt er zu, als er Würstchen mit Hackfleisch püriert: "Klingt schon mal ekelhaft, und die Textur ist auch nicht geil." Doch mit seinen herzhaften Zaubereien beeindruckt er am Ende nicht nur Larissa. "Kannst du mir den Rest bitte fürs Frühstück einpacken?", hat sie während des Dinners alle Vorurteile ausräumen können.

Das Resultat für Léon, den Koch-Profi, sind 37 Punkte - und die französische Küche in Köpfen und Gaumen der Gäste um einige Facetten reicher.

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