09.10.2024 von SWYRL/Jürgen Winzer
"Wer Fehler macht, wird geopfert." Als sich zum Auftakt der Grusel-Spielshow "Die Verräter" (RTL) die Schlinge um den Hals eines Bösen enger zieht, helfen die Mit-Verräter eifrig beim Schnüren. Fürs Publikum ist das ein Heidenspaß! Außer für solche, die nur "linear" schauen.
"Das ist niederträchtiges Verhalten." So greint, schluchzt fast, Marina Hoermanseder gleich zu Beginn der zweiten Staffel von "Die Verräter - Vertraue Niemandem!" (RTL). Nur dass das die Fans des Formats um Lug, Trug und Intrigen und des "linearen Fernsehens" nicht mitbekommen. Denn der emotionale Ausbruch der österreichischen Modedesignerin ("Ich bewerte oft auch Models, oder darf man das nicht sagen, weil's ein anderer Sender ist mit GNTM?") erfolgt in der sogenannten zweiten Folge. Die läuft aber - anders als die Auftaktepisode - wie alle weiteren nur auf RTL+. Für den Rest gilt: Wir müssen leider draußen bleiben.
Gut, Streaming ist en vogue und es ist das Recht eines jeden TV-Senders, möglichst viel zahlendes Volk zu seinem Bezahl-Portal zu lotsen. Und bei ein paar Formaten ist es vielleicht auch besser, dass sie nie das Licht des ollen Mainstream-TV erblicken, wo jeder hinsehen kann. Aber eine Sendung, die gerade mit dem Deutschen Fernsehpreis für "Beste Unterhaltung, Reality" ausgezeichnet wurde, im Pay-Only-Bereich zu platzieren? Das ist entweder aus Business-Sicht des Senders genial. Oder, aus der Perspektive der Linear-Gucker, so wie es Hoermanseder formulierte.
Und davon abgesehen: Äußerst schade, dass man dieses Nerven kitzelnde Spektakel nicht frei sehen kann. Denn es wird sich gleich in den ersten beiden Folgen nichts geschenkt.
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Misstrauen kurz nach dem Einzug: "Das Format macht mich fertig"
Obwohl: "Erste beide Folgen", das ist ja auch schon wieder Kokolores. Denn die erste (und einzige), frei empfangbare Folge auf RTL, dauert rund 95 Minuten (ohne Werbung). Die sogenannte zweite, die es dann nur noch auf RTL+ zu streamen gibt, rund 40. Das legt den Verdacht nahe, dass einfach an einer kompletten Folge ein bisschen was für den exklusiven Kreis des RTL+-Publikums abgeknapst wurde.
Es begab sich also, dass 16 mehr oder weniger prominente Menschen unter Führung der genialen Spielleiterin Sonja Zietlow (56) das Château de Mielmont in Belgien eroberten. Allerdings nicht mit Kriegsgeschrei und wehenden Fahnen, sondern mit Angstschweiß und flatternden Nerven. "Das Format macht mich fertig", gestand etwa Thomas Drechsel (37, "GZSZ"), da war noch nicht mal klar, wer künftig "Loyaler" oder "Verräter" sein würde.
Susan Sideropoulous übersteht die Nacht: "Hurra, ich lebe noch"
Mit Drechsel und Hoermanseder (38) zogen ein:
Bruce Darnell (67, Entertainer, Choreograf, Model), die Profi-Tänzer Oana Nechiti (36) und Massimo Sinató (43, beide aus "Let's Dance" bekannt), die Schauspieler Oliver Korittke (56), Jan Sosniok (56) und Jimi Blue Ochsenknecht (32), die Influencerinnen und Ex-"Bachelorettes" Gerda Lewis (31) und Jessica Haller (34), die Unternehmerin und Til-Ex Dana Schweiger (56), Moderatorin Gülcan Kamps (42), Social-Media-Star Helge Mark (30) sowie die Ex-Sportstars Philipp Boy (37, Kunstturner) und Kevin Kuske (45, Bobfahrer).
Und Ex-GZSZ-Star Susan Sideropoulous (43). Die ist eingangs besonders nervös. Denn sie war schon in Staffel eins dabei und dort gleich in der ersten Nacht "ermordet" worden. Deshalb schläft sie diesmal in der Nacht besonders schlecht - und überlebt! "Susan, du lebst noch!", freuen sich auch die anderen mit ihr, als sie beim Frühstück in ein Hörnchen beißen kann. Aber die Freude wird gleich getrübt - denn natürlich hatte es einen anderen erwischt, und dann auch noch einen Schauspielerkollegen: Oliver Korittke war gemeuchelt worden. "Ja, so ist das Spiel", sagt er traurig und ruft die Mitspieler auf: "Schnappt euch die, die mich gekillt haben."
Oliver Korittke wird zum ersten "Mordopfer" der "Verräterinnen"
"Die", das sind die drei Verräter, die beim ersten Treffen am runden Tisch von Sonja Zietlow durch konspirative Schulterberührung auserkoren wurden, fürderhin zu lügen, betrügen, intrigieren, um die Nerven aller Beteiligten (zur Freude der Zuschauer) auf unerträglichste zu spannen. Es gibt im Schloss die Zweiklassengesellschaft der "Loyalen" und der "Verräter". Und im Fernsehen die der "Linearen" und der "Streamer".
Die Auswahl der Verräter, deren erstes Treffen in der Verrätergruft, wo sie ihren Eid ablegten zu "morden und ihre Identität geheim zu halten", bekommen die "Linearen" noch mit. Marina, Gerda und Oana werden auserwählt. Und freuen sich. Gerda: "Verräter? Auf jeden Fall!". Oana: "Ja, das fühlt sich gut an."
Mit der Harmonie unter den 16 Kandidaten war es schon vorher vorbei. Bei den ersten harmlosen Spielchen werden die ersten Silberbarren des Schatzes erspielt, um den es letztlich geht: Bis zu 50.000 Euro in Silber können zusammen kommen - die am Ende dem oder den Verrätern zukommen, sollten sie (wie im Vorjahr die Schlagersingenden Anna-Carina Woitschack und Vincent Gross) die Staffel unenttarnt überleben.
Das Schutzschild wird zum tödlichen Bumerang
Vor allem aber wird sofort das Misstrauen untereinander geschürt. Wer verhält sich wodurch verdächtig? Wem kann man trauen? Beziehungsweise: wem am wenigsten? Nach der Ernennung der Verräter gibt es keine belanglosen Treffen mehr. Wer verlässt den Raum, wer kapselt sich ab (Bruce!), wer ist übertrieben angriffslustig (Jessica!) und wer hält sich auffallend freundlich zurück (Helge!). Die Verräter bekommen auch neue Probleme: Wer könnte dem Trio am gefährlichsten werden, weil er zu viel grübelt (Susan! Gülcan!). Und vor allem, und das ist dieses Jahr neu: Wer taugt als vierter Verräter, den allein die drei Verräter auswählen?
Die Antworten auf diese Fragen bleiben den "Linearen" vorenthalten. Die einzige beim "normalen RTL" sichtbare Episode endet nach der zweiten "Mission". Während des Spiels findet Verräterin Gerda ein Schutzschild - und ist überfordert. Sie steckt den Schutz vor der Ermordung in der ersten Nacht in verwirrter Panik Helge zu. Massimo hätte es beinahe gesehen, wenn's ihn nicht vor Aufregung auf die Bretter gelegt hätte.
Nur bei RTL+: Verräterin Gerda wird verbannt
Nach dem Spiel beschäftigt jeden die Frage: "Wo ist der Schild?" Gerda wird gepiesackt, Helge geriet unter Verdacht, sogar Massimo, der Ausgerutschte, wird schräg angeschaut. Nicht nur die Loyalen grübeln, auch die Verräterinnen. Oana: "Das war kein guter Move von Gerda."
Dann ist Schluss für die "Linearen". Nur die "Streamer" bekommen mit, wie das Verrätertrio Jessica zur Vierten in der Täuscher-Truppe macht (und diese direkt danach Philipp dreist ins Gesicht lügt: "Ich bin kein Verräter!"). Auch bei der ersten "Stunde der Verbannung" heißt es "Streamers only". Am runden Tisch stehen - wegen des Schild-Vorfalls - Helge (drei Stimmen) und Gerda am Pranger. Gerda bekommt neun Stimmen und fliegt raus. Auch ihre Verräterinnen-Kumpaninnen Oana und Marina stimmen für sie. Oana, kalt lächelnd: "Ich brauche starke Verräter. Wer einen Fehler macht, muss büßen." Marina stimmt zu: "Wir mussten Gerda opfern, sie war nicht zu retten."
Gerda geht und gesteht, eine Verräterin gewesen zu sein. Der Jubel der "Loyalen" währt nicht lange. Denn die Nacht naht und mit ihr der zweite Mord. Wer wird zum Opfer? Das erfahren zunächst auch die "Streamer" nicht mehr. Für die geht es ab 17. Oktober und danach noch fünfmal am Donnerstag weiter.