06.11.2022 von SWYRL/Jürgen Winzer
229 Punkte! Nie zuvor in 128 Sendungen von "Grill den Henssler" (VOX) wurden so viele Jurypunkte erbruzzelt. Dass der Abschluss der 17. Staffel auch darüber hinaus herausragend geriet, lag an einem französischen Meisterkoch, pöbelnden Pochers und einem Gastgeber, der verlor und alle Herzen gewann.
Das hätte auch ins Auge gehen können. Was zuvor in zehn Koch-Matches den jeweils dreiköpfigen Promi-Teams nicht gelang, sollten diesmal nur zwei VIPs wuppen: Henssler eine Niederlage beifügen. Das schier Unmögliche sollten die Eheleute Amira und Oliver Pocher stemmen - with a little help from their friend Martin Klein, seines Zeichens in Straßburg geborener Zwei-Sterne-Koch und, wie Steffen Henssler lobte, "einer der besten Köche des Planeten".
Laura Wontorra stilisierte den Showdown der Staffel zum "Duell der Showtitanten", zum "Kampf King Kong gegen Godzilla" (Verständnisfrage: Ist dann Henssler Godzilla, Olli King und Amira Kong?). Denn noch vor Tim Mälzer und Mario Barth jazzte Wontorra "Olli P." zu Hensslers "Endgegner" hoch.
Zumindest ist immer was los, wenn Pocher (nun zum fünften Mal) an den Grill schreitet und sich (wie zuletzt) auch gerne mal Backpulver durch die Nase zieht. So gesehen war Wontorras Misstrauen gerechtfertig: "Ich schwanke zwischen Angst und Vorfreude."
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Die Pochers trödeln und Henssler tanzt Moonwalk
Oliver Pocher weiß, was man von ihm erwartet, und stieg gleich in den Trashtalk ein: "Heute kriegt der Henssler auf den Sack!", tönte er. Wobei sich bereits beim Impro-Gang (Navette, Schweinshaxe, Perlzwiebeln) zeigte, dass die Rollenverteilung in der Promi-Küchenzeile klar zu seinen Ungunsten verteilt waren: Koch-Coach Martin Klein, der gemeinsam mit Amira das Menü erdacht hatte, gab die Anweisungen, Amira setzte sie als erfahrene Köchin akribisch und diszipliniert um. Und Olli versuchte, nicht allzu sehr im Weg herumzustehen und zu stören.
Perfektion ist oft nur in der Theorie gegeben. Das zeigte sich gleich beim Impro-Gang. Denn Amira verkünstelte sich, Maître Klein hatte noch Probleme mit dem Timing, und Olli trödelte. Ergebnis: Steffen Henssler tanzte den Moonwalk vor Freude ("Mir geht grad einer ab!"), weil zwei Teller der Pochers deutlich nach Ablauf der Zeit auf den Jurytisch gestellt wurden. Das heißt normalerweise zweimal null Punkte!
Der Kinder wegen: Henssler lässt Gnade vor Recht walten
Aber Laura Wontorra setzte den Dackelblick auf und redete auf Henssler ein: "Es ist doch für die Kinder, und das gäbe doch dann viel weniger Geld." Stimmt ja: Diesmal wurde zugunsten des RTL-Spendenmarathons gegrillt, jeder Jury-Punkt mit 500 Euro zugunsten der RTL-Stiftung "Wir helfen Kindern" vergolten. Da schlägt eine Doppelnull natürlich ins Hilfskontor.
Und Steffen Henssler zeigte sich als fairer Wohltäter. "Okay, passt schon", signalisierte er und ließ die Wertung der verspäteten Teller zu. Sehr fairer Sportsmann, wie auch Meisterkoch Klein ausdrücklich lobte.
Nur: Seine Fairness fiel "Koch-King" Henssler postwendend auf die Füße. Er verlor den Impro-Gang 27:28 (statt 27:10 zu gewinnen). Zwar kassierte er von Christian Rach und Reiner Calmund gleich mal die Höchstnote, aber Letzterer sah auch Pochers Teller als perfekt an. Und Jana Ina Zarrella, die Neue am Pult, sah den Pocher-Teller zwei Punkte besser. Sie ist übrigens seit 18 Jahren mit den Pochers befreundet. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.
"Verpiss dich jetzt!" Amira Pocher grillt ihren Gatten
Während sich Amira mühte, wurde es Olli langweilig. Er begann Faxen zu machen. "Das hab ich gewusst, dass du wieder Kasperle machst", maulte Amira. Weil er mit Kommandos nicht so toll umgehen kann, äffte Olli den französischen Akzent von Martin Klein nach. "Reiß dich mal zusammen", faltete ihn Amira. Als Olli dann aber bei der Vorspeise (Kartoffel-Vogerlsalat im Brickteig mit Paradeiser-Creme) durch seinen lässigen Ungehorsam beinahe die kunstvoll gefertigten Brickteig-Beutelchen ruinierte hätte, rastete sie aus: "Verpiss dich jetzt!"
Das fand der Komiker dann nicht komisch. "Das ist das Allerletzte", schmollte er, "ich mach hier nicht weiter, bis sich entschuldigt wird." Was halbherzig geschah. Amira nuschelte: "Tut mir leid." Martin Klein: "Schöner hätt ich's nicht sagen können."
Olli Pocher widersteht den Stromschlägen am Grill
In der Küche ist Pocher ("Bei uns herrscht klare Arbeitsteilung: Ich zahl's, sie kocht's!") begrenzt einsetzbar. Aber bei den Küchencompetitions, die ihm Amira komplett überließ, biss er sich rein. Beim Banananschnur-Zutzeln versagte er noch. Aber dann widerstand er stoisch den Stromschlägen (Amira seufzte: "Du bist sooo tapfer!"), die es beim Quiz für falsche Antworten gab (während Hennsler schon bei der Aussicht, er könnte welche bekommen, zitterte wie Espenlaub), und hatte im dritten Küchenintermezzo dann auch die Antwort auf die entscheidende Schätzfrage parat. Sechs Punkte auf dem Pocher-Konto kamen also alleine von Olli.
Eigentlich sogar sieben. Denn ausgerechnet die von ihm zubereitete Aioli-Creme gab für Christian Rach den Ausschlag bei seiner Bewertung der Hauptspeise (Osmanisches Backhendl mit scharfen Pickles und rotem Reis). Dadurch wurde das Remis im Hauptgang gerettet. Nachdem Henssler die Vorspeise 27:24 gewonnen hatte (es blieb sein einziger gewonnener Gang), stand es vor dem Dessert (Feigenknödel mit Sesamsauce) 86:85 für die Pochers.
Brillante Hausmannskost gegen höchste Kochkunst
Das Duell am heißen Grill wurde auf höchstem Niveau geführt. Rach, stets superkritisch, war begeistert: "Ich habe heute das beste Essen der Staffel gesehen." Klein und Amira Pocher zauberten höchste Kochkultur ("Das Auge isst mit!"), Henssler hielt mit brillanter Hausmannskost dagegen. Und es hagelte Bestnoten. Am Ende gab es vier für Henssler, sogar fünf für die Pochers. Neun Zehner an einem Abend hatte es zuvor nie gegeben. Und Rach machte klar: "Das hat nichts mit dem Spendenmarathon zu tun."
Zu guter Letzt musste Henssler nach aufopferungsvollem Kampf die Grillgabel strecken: 113:116 unterlag er, erstmals seit zehn Matches. Henssler verlor, aber die bedürftigen Kinder gewannen: Die 114.500 ergrillten Spendeneuro rundete VOX auf die stattliche Summe von 120.000 Euro auf.
Auf Wiedersehen 2023. Dann auch wieder mit Laura Wontorra, die ihre "dreijährige Ausbildung zur GdH-Moderatorin" erfolgreich abschloss: "Ich darf wiederkommen!", freute sie sich. Dann gibt's wieder Hensslers Leibspeise: Plaudertasche am Grill.