04.03.2024 von SWYRL/Susanne Gietl
Ausgerechnet im einstigen Lieblingsrestaurant von Ernest Hemingway unterläuft Tim Mälzer ein grotesker Fehler. Sein Glück, dass "Kitchen Impossible"-Kontrahent Hans Jörg Bachmeier noch viel mehr mit den Nerven am Ende ist ...
Sie kennen sich, und sie haben noch eine Rechnung offen: Im Finale der letzten "Kitchen Impossible"-Staffel war Tim Mälzer von Hans Jörg Bachmeier nach München geschickt worden, um in dessen Wirtshaus "Beim Sedlmayr" Schweinebraten mit Knödel zuzubereiten. Mälzers Ergebnis (4,4 Punkte im Team mit Tim Raue) war wahrlich keine Glanzleistung. Zeit für eine Revanche beim VOX-Kochshow-Klassiker.
Verblüffenderweise sind sich der Münchner Bachmeier und der Hamburger Mälzer gar nicht so unähnlich: Beide sind zumindest kulinarisch extrem bodenständig und stehen auf solides Handwerk. Wird es allzu filigran, kommen beide schnell ins Schwitzen.
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Zwei kulinarische Ohrfeigen für Bachmeier
Was sich liebt, das neckt sich, und so schickt Mälzer seinen Freund in dem Glauben, dass er nach Kopenhagen fliegen würde, von München nach Salzburg. Dass er dann allerdings im Flughafenrestaurant "Ikarus" kochen wird, ahnt Bachmeier nicht. Durch ein Gastköchekonzept serviert das Restaurant jeden Monat Küche aus einem anderen Land. Diesen Monat ist mit Starkoch Eric Vildgaard ein ganz besonderer kulinarischer Createur zu Gast.
Mälzer nennt's "zwei kulinarische Ohrfeigen", denn das "Leck mi am Oasch"-Menü, das Bachmeier vorgesetzt wird, hat es in sich. Auf dem Speiseplan steht "feinstes Texturenspiel": leicht marinierter Atlantikhummer mit Spargelsaft-Panna-Cotta und karamellisiertem eingekochtem Grapefruitsaft, Jakobsmuschel mit Zitruskaviar und getrockneten Rosenblättern mit Traubenkernöl.
Das Filigrane liegt dem Bayern überhaupt nicht. Er lässt den Hummer "winken" (will sagen: zu grob), statt ihn zu einer glatten Masse zu verarbeiten, wirft Blütenblätter auf die Spargelsaft-Panna-cotta und wird von der Jury für seine Faulheit mit dürftigen 5,9 Punkten bestraft.
Kein Vorspiel für Mälzer
Die nächste Challenge: In seiner Heimatstadt München kleidet Bachmeier Mälzer erst mal standesgemäß in Tracht. Mälzer soll Eckart Witzigsmanns "Mona Lisa"-Gericht nachkochen: Kalbsbries Rumohr mit Albufera-Soße. Mälzer flucht wie ein bayricher Bierkutscher darüber, dass er im "Tantris DNA", dem "wichtigsten kulinarischen Tempel in Deutschland", antreten soll: "Ihr kennt sowas wie Petting oder Vorspiel nicht, hier wird gleich reingesteckt." Insgeheim fühlt sich Mälzer aber "so ein bisschen, wie wenn du deine Lieblingsband Backstage besuchen darfst."
Er macht zwar alles anders als Küchenchefin Virginie Protat, stürzt Teig und Zutaten letzlich wie einen Gugelhupf und bestreicht den Teig nur einmal statt dreimal mit Eigelb, aber letztlich beeindruckt er Protat und grinst wie ein Schuljunge. Als Klassenprimus bekommt Mälzer einmal 9 Punkte, im Schnitt satte 7,7 Punkte. Gegenüber Bachmeier bedeutet das einen klaren Vorsprung.
Siegessicher in der bayerischen Vorstadt Palermo
Mit einer fast leeren Box foppt Mälzer den lebenslustigen Konkurrenten in Palermo. Bachmeier soll auf einer Schimpfwortkarte ankreuzen, welches Gericht ihm am meisten liegt. Er entscheidet sich für "Ar...geige und K..ckbällchen" und freut sich, dass ihm Mälzer mit zweierlei in Fett ausgebackenen Arancine-Reisbällchen (italienische) Knödel schickt. Doch der Bayer freut sich eindeutig zu früh.
Bachmeier sonnt sich als "niederbayerischer Italiener" in Eigenlob. Dass das gehörig stinkt, wird er später erfahren. Statt Salsiccia schmeckt er fälschlich Schinken heraus. Statt Scarmoza verwendet er Ricotta. Eine Fehlentscheidung folgt auf die andere. Die Nerven liegen blank: "Ich bin froh, wenn's vorbei ist." Am Ende nennt Bachmeier seine Arancine selbst "K..ckbällchen". 5,6 Punkte im Schnitt bestätigen die harsche Selbstkritik.
Humor hat zum Glück aber auch Hans Jörg Bachmeier. Im ältesten Buchladen Madrids soll Tim Mälzer einen Band abholen: "Fiesta" von Ernest Hemingway. Ein Lesezeichen fällt heraus und Mälzer ergoogelt sich das Restaurant, das Hemingway erwähnte.
"Ich bin der Ernest Hemingway des Kochfernsehens"
Er landet in dem knapp 300 Jahre alten Restaurant "Botin" und findet das alles furchtbar stimmig: "Ernest Hemingway hat hier immer gesessen. Ich bin so was wie der Ernest Hemingway des Kochfernsehens." Seine Aufgabe, Knoblauchsuppe mit Broteinlage, erscheint ihm simpel. Er bekommt dafür vier Stunden und innerhalb der Kochzeit eine weitere Kochbox mit "kleinen Drecksdingern", auch spanische Kroketten genannt. Mälzer macht den Fehler, Eier in die Krokettenmasse unterzumengen, seine Kroketten laufen in der Fritteuse aus. "Sie sehen aus wie überreife Pickel."
Mälzer, der nur fünf Minuten Zeit bekommt, um alles anzurichten, sortiert die "pickligen" Kroketten aus, einige fallen ihm herunter, und so reduziert er sie auf elf Stück.
Das Ergebnis ist ein durchaus verblüffender Erfolg. Ein Gast verliebt sich sogar in die Knoblauchsuppe, weil sie ihn an die seiner Großmutter erinnert. Tim Mälzer holt sensationelle 8,7 Punkte im Schnitt. Der Endstand ist überdeutlich: 16,4 zu 11,5 Punkte. Aber wenigstens in Sachen Humor und Schimpfwortkanonaden waren sich Mälzer und Bachmeier ebenbürtig.