03.09.2023 von SWYRL/Jürgen Winzer
"Herzlich willkommen, mein Schatz." Andrea Kiewel begrüßte im "ZDF-Fernsehgarten" mit Mario Barth einen ganz besonderen Gast. Beide sind Berliner und ließen ihrer Schnauze freien Lauf. Das könnte auch der Grund sein, falls Barths erstem Auftritt im ZDF-Fernsehgarten kein weiterer folgen sollte.
Hardrock im Schlagermekka. Pommesgabeln-Gewedel statt La-Ola-Geschunkel. Das hätte auch schiefgehen können. Aber erstens haben Rock und Schlager (aus Sicht der harten Rocker: leider) viel mehr gemeinsam, als Otto Normalzuschauer meint. Und zweitens war's egal: Denn Moderatorin Andrea Kiewel und ihr Superstudiogast Mario Barth waren bei "Rock im Garten" die wahrlich Harten ...
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Unbeantwortet blieben Fragen wie: Warum kamen sechs der auftretenden Bands aus Skandinavien? Warum haben vor allem Hardrock-Schlagzeuger unglaublich sichtbar Probleme mit dem Playback? Was wurde (oder haben sich) Mando Diao oder Rainbow-Sänger Ronnie Romero angetan, dass sie sich diesen Auftritt antaten?
Die Antworten waren zumindest dem anwesenden Publikum (Kiewel: "Wir sind ausverkauft! 6.500 Fans!") auch völlig egal. Denn - schon wieder so eine schmerzhafte Wahrheit: Schunkeln lässt es sich auch zu kernigen Klängen. Und: Kiwi hat offenbar eine Schwäche für die Power-Metal-Band Angus McSix, die ihren ersten "Fernsehgarten"-Auftritt hatten. "Wow, da soll nochmal einer sagen, der 'Fernsehgarten' kann nicht Rock. Wunderbar. Danke schön, Angus McSix", schwärmte Kiwi - ehe sie hinzufügte: "Ich nehme den Drummer!" Gemeint war Manu Lotter, der oben ohne an seinem Instrument saß und der Moderatorin offenbar den Kopf verdreht hatte ...
War Mario Barths erster Auftritt im "Fernsehgarten" auch sein letzter?
Andrea Kiewel (58) ist ja eigentlich Berlinerin. Wie auch Mario Barth (51). Die beiden wurden in unterschiedlichen Sektoren geboren - sie im Osten, er im Westen - was damals bedeutete: in verschiedenen Welten. Jetzt aber sind sie "Berliner" und somit am Mainzer Lerchenberg eher im Exil. Da ist so ein Wiedersehen natürlich besonders toll. Zumal es das erste Mal war, dass Mario Barth im "ZDF-Fernsehgarten" auftrat. Vielleicht auch gleich das letzte Mal.
Berliner Schnauze, frank und frei. Kiewel betonte gleich, dass Barths Performance im "Öffentlich-rechtlichen" etwas Besonderes war, er fesselt sonst ja eher in der RTL-Familie seine Fans. Zudem war er nicht als Kalauerkönig vom Dienst vor Ort, sondern als Koch. Kiewel wünschte sich vom frisch gebackenen Kochbuch-Autor Buletten mit Kohlrabigemüse und Kartoffelstampf, gefolgt von Kaiserschmarrn. Barth rockte die Küche und kam ins Schwitzen. Kiewel: "Kommt mir vor, als wäre es das erste Mal, dass du im Fernsehen richtig arbeitest." - "Alles für Ihre Gebühren, liebe Zuschauer", feixte Barth. Und fuhr fort, den Lerchenberg zu rocken.
Mario Barth freut sich, "wenn sich mal einer vor mein Auto klebt"
Wat jibbet Neues aus Berlin? Kiewel versorgte Barth mit Updates. "Die Friedrichstraße darf wieder mit Autos befahren werden!" Das war Barth neu und nicht geheuer: "An alle Klimakleber: Ihr wisst, wo Ihr hin müsst!" Die Klimaaktivisten waren Barth dann noch einen "klebrigen Kalauer" wert: "Lasst die Leute arbeiten", meinte er - allerdings nicht die Kleber. "Ich freu mich drauf, wenn sich mal einer vor mein Auto klebt", grinste er. "Das ist ja der Grund, warum ich so viel rumfahre." War die Berliner Schnauze da zu weit offen? Barth selbst beschlichen Zweifel: "Darf man das sagen im ZDF?"
Da fragte er genau die Richtige, schließlich ist Kiewel dank ihrer Schnodderschnauze selbst skandalerprobt. Sie konnte auch nicht mehr sagen, als - wahrheitsgemäß und aus Erfahrung: "Gesagt ist gesagt." Andrea Kiewel bewies auch in der dritten rockigen Ausgabe des Fernsehgartens, dass sie selbst mit dem Zuhören und der alten Regel "Erst denken, dann reden" so ihre Probleme hat.
"Ich knall dir gleich eine!" Andrea Kiewel scheitert im Rugby
"Ich bin eine bekennende Sportlerin", machte Kiewel - ehemals Schwimmerin im DDR-Kader und Spartakiade-Siegerin - keinen Hehl aus ihrer Sportaffinität. Und sie mag, sagte sie, auch Rugby. Hat aber halt außer einer guten Portion "gefährlichem Halbwissen" wenig Ahnung. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie deshalb einem Fachmann, in diesem Fall dem Kapitän des deutschen Rugby-Abonnements-Meisters 1880 Frankfurt, besser zuhörte. Wo bitte ist bei Rugby auch das Problem? Da sind zwei Stangen und das Ei muss da hoch durch. Und das wollte Frau Kiewel selbst machen. "Männer, wartet mal", unterbrach sie das Show-Training.
Robert Haase ist, was Kiewel nicht ist. Rugby-Fachmann. Deshalb meldete er Zweifel an Kiewels Kickfähigkeiten an: "Ich denke mal, der geht unten durch." Das fand Kiewel dann nicht so Klasse. "Ich knall dir gleich eine!", maulte sie im Off, während Haases Team-Kicker das Ei zum Tritt platzierte. Dass das gut geübt sein will und keine Sache für schwarze Highheels ist, dräute dann auch Kiewel. Sie begnügte sich, dem erfolgreichen Kicker zuzujubeln und anschließend ins "Huddle up" des Teams zu kuscheln. Auch das nur ein Kompromiss, denn einen Haka gibt's - zum Frust von Kiewel - halt in Frankfurt auch nicht. Haase: "Wir sind keine Samoaner." Oder Neuseeländer.
Andrea Kiewel geht mit Strongman zu Boden
Aber ab und zu kennt Andrea Kiewel ihre Grenzen. Jedenfalls versuchte sich nicht, wie Harun Özdemir eine Flasche per Rückwärtssalto zu entkronkorken. Özdemir ist Kampfsport-Großmeister und topfit, aber den Weltrekord verfehlte er trotzdem. Er brauchte für zehn Flaschen 92 Sekunden. Also zwei zu viel. "Ach, seien wir großzügig", meinte Kiewel und überreichte Özdemir die Mainzelmann-Statuette. Die bekam auch Strongman-Sportler Matthias Göth, der viel weniger als die erlaubten zwei Minuten benötigte, um einen 31-Tonnen-Truck 20 Meter weit nur per Muskelkraft zu ziehen. Da war Kiewel dann so begeistert, dass sie sich im Ziel gleich neben den erschöpften Muskelmann langlegte. "Wollen wir aufstehen? Also, ich könnte..."
Es war "Schöne Männer-Fernsehen", sagte Kiewel. Und der liebste war ihr doch Mario Barth. Aber als er sein "grauenhaftes Geburtserlebnis" schilderte, wurde Kiewel kurz kritisch. Wer ab November zu Marios neuer Show geht, dürfte die Anekdote um "Bärbel-Mario" live erleben: Mario war aus Zufall bei einer Geburt anwesend. Er kannte weder die Frau, noch war es sein Kind, das da zur Welt kam. Entsprechend hart schlug dem Kinderlosen das im Kreißsaal Erlebte auf den empfindlichen Magen. Weil er sich gar so als Leidenden initiierte, sprach Kiewel - zweifache Mutter - ein Machtwort: "Du bist so eine Mumu!"
Da war das Kiewel'sche Rockfestival. Nächste Woche wird's tierisch. Dann kommen Alpakas statt Barth.