10.04.2024 von SWYRL/Eric Leimann
Nach "Das Signal" (Netflix) und "Constellation" (Apple TV+) erzählt das französische Sci-Fi-Werk "Infiniti" zum dritten Mal binnen weniger Serienwochen von der Raumstation ISS. Hier allerdings gepaart mit starken, kulturell fremdartigen Bildern aus Kasachstan und mit viel Mystery-Flair.
Am 20. November 1998 wurde das von Russland gebaute Fracht- und Antriebsmodul Sarja in die Erdumlaufbahn geschossen. Es war das erste Bauteil einer neuen internationale Raumstation, der ISS. Das über hundert Meter lange, größte von Menschen gemachte Objekt im All erfreut sich derzeit in Sachen Fiction großer Beliebtheit. Nach der deutschen Serie "Das Signal" (Netflix) und "Constellation" mit Noomi Rapace bei Apple TV+ erzählt nun auch das sechsteilige Sci-Fi-Werk "Infiniti" (Sonntag, 14. April, Start mit einer Doppelfolge um 20.15 Uhr bei ZDFneo oder ab dann komplett in der ZDF Mediathek) von jener Raumstation, die eigentlich schon 2020 ihren Betrieb einstellen sollte - aber mangels Alternativen von der Staatengemeinschaft wieder und wieder eine Verlängerung zugesichert bekommt.
"Infiniti" thematisiert nun die - bislang - fiktive letzte Mission zur ISS, welche vom kasachischen Weltraumbahnhof Baikonur ins All aufgebrochen ist, um die Station zu demontieren. Dann gibt es einen schweren Unfall. Die ISS kollidiert mit einem Raumtransporter. Jeglicher Kontakt zur Kontrollstation bricht ab. Niemand weiß, ob die Astronauten überlebt haben. Die französische Wissenschaftlerin Anna Zarathi (Céline Sallette) hätte eigentlich Teil der letzten Mission sein sollen. Sie musste aber aus gesundheitlichen Gründen passen.
Statt ihr kam der amerikanische Ersatzmann Anthony Kurz (Lex Shrapnel) zum Einsatz, den Anna vor Beginn ihrer geplanten Reise intimer kennenlernen durfte. Während über eine Rettungsmission mit Anna ins All nachgedacht wird, hat der kasachische Polizist Isaak (Daniyar Alshinov) ganz irdische Probleme. In Nähe des Weltraumbahnhofs findet er einen leblosen Körper vor, enthauptet und mit Wachs überzogen. Warum ähnelt die Leiche so sehr einem Astronauten, den man eigentlich auf der ISS vermutet?
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Ein kasachisches "True Detective"?
Der Weltraumbahnhof Baikonur, eine russische Enklave, befindet sich im Süden Kasachstans mitten in der Steppe, rund 200 Kilometer östlich des Aralsees. Es ist ein grandioser Schauplatz, den die französisch-belgischen Macher der Serie (Buch: Stéphane Pannetier, Julien Vanlerenberghe, Thierry Poiraud) mit "Infiniti" in Szene setzen. Tatsächlich sieht die Serie für eine europäische Produktion fantastisch aus (Regie: Thierry Poiraud) und erinnert in ihren Bodenszenen - auch die im Weltall überzeugen - an eine asiatische Version von "True Detective".
Dazu trägt auch das starke, lakonische Spiel des kasachischen "Detectives" bei. Leider kann das Drehbuch nicht ganz mit der edlen Optik und der guten Grundidee mithalten. "Infiniti" entwickelt sich mit jeder Folge deutlicher in Richtung einer Räuberpistole, in der sich Handlungsfäden entweder verheddern oder klischeehaft-erwartbar aufgelöst werden. Schade, denn in Sachen Optik und Stimmung ist "Infiniti" ein Volltreffer in Sachen Serienunterhaltung.