15.10.2024 von SWYRL/Eric Leimann
In der Mini-Serie "Informant - Angst über der Stadt" (ARD) versuchen Jürgen Vogel und Elisa Schlott als Polizisten einen Terroranschlag auf die Elbphilharmonie zu verhindern. Matthias Glasners Hamburg-Thriller erzählt von Terror-Paranoia und dem Leben unter Druck.
Ein bekannter Terrorist wird in Italien während einer Razzia erschossen. Der Mann war in letzter Zeit häufig nach Hamburg gereist. Deshalb hat man das dortige LKA unter der Leitung von Rose Kuhlenkampf (Gabriela Maria Schmeide) informiert. Indizien sprechen dafür, dass ein Anschlag auf die Elbphilharmonie geplant sein könnte. Eine SoKo aus LKA und BKA nimmt sich der Sache an, deshalb muss der abgehalfterte LKA-Ermittler Gabriel Bach (Jürgen Vogel) mit der jungen BKA-Beamtin Holly Valentin (Elisa Schlott) zusammenarbeiten. Und das, obwohl man sich offensichtlich nicht versteht - man kennt diese "odd couple"-Konstruktion aus hunderten von Krimis. Gabriel rekrutiert den unbescholtenen Deutsch-Afghanen Raza (Ivar Wafaei) als Informant und wil ihn im Umfeld von Drogenhändlern platzieren. Die könnten eine Verbindung zum geplanten Terroranschlag haben.
Das Erste zeigt die ersten drei Folgen der sechseiligen Thrillers "Informant - Angst über der Stadt" zur Mittwochs-Primetime am Stück. Am Donnerstag (17. Oktober, 20.15 Uhr) folgen die Episoden vier bis sechs. In der ARD-Mediathek ist die Serie, die ARTE schon als Vorpremiere im Programm hatte, bereits seit 11. Oktober verfügbar. "Informant - Angst über der Stadt" ist Matthias Glasners (Buch und Regie) durchaus eigenwillige Adaption des britischen BBC-Formats "Informer", in dem übrigens der großartige Paddy Considine, bekannt als siecher König Viserys aus "House of the Dragon", die Jürgen Vogel-Figur verkörpert.
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Starke Bilder eines schmuddeligen Hamburgs
Man kennt sie von ihm: die Rolle des traurig dreinblickenden, desillusionierten Kerls, die Freund und Kreativpartner Matthias Glasner seiner männlichen Muse Jürgen Vogel schon öfter auf den durchtrainierten und doch geschundenen Leib geschrieben hat. Gemeinsam haben die gebürtigen Hamburger schon die Kinofilme "Der freie Wille" (2006) und "Gnade" (2012), aber auch die ZDF-Serie "Blochin" (2015) realisiert. Zuletzt triumphierte Autorenfilmer Glasner mit dem Film "Sterben", für den er in diesem Jahr mit einem Deutschen Filmpreis in Gold und einem Silbernen Berlinale-Bären ausgezeichnet wurde.
Was schnell offenbar wird in "Informant - Angst über der Stadt": Die moderne Großstadtserie, der übrigens viele starke Bilder von bislang unverbrauchten, weil eher schmuddeligen Hamburger Locations zeigt, will mehr sein als nur Thriller. Glasner interessiert sich dafür, was Druck, Angst und Paranoia aus unterschiedlichen Menschen machen. Da wäre der junge Raza, der mit seinem kleinen Bruder (Ali Reza Ahmadi) und dem schweigenden Vater (Majid Bakhtiari) - einem Ex-Professor aus einem Afghanistan vor der wiedererlangten Taliban-Kontrolle - in einer engen Wohnung lebt. Dass Raza seine Freundin Sadia (Bayan Layla) dort leben lässt, stößt vielen in Razas Umfeld auf. Schließlich ist sie die Tochter eines bekannten Warlords, aber - viel wichtiger - nicht mit Raza verheiratet. Glasner schildert den Druck, unter dem die Migranten stehen: ihr Gettoleben und das Ausgesperrtsein von der deutschen Mehrheitsgesellschaft.
Ambitionierter Thriller mit Stärken und Schwächen
In der sauberen Hamburger Vorstadt sieht es bei der rein deutschen Kleinfamilie Bach allerdings nicht viel besser aus. Gabriels Frau Emilia (Claudia Michelsen), ebenfalls eine Professorin, sitzt mit der halbwüchsigen Tochter (Alix Heyblom) meist allein daheim. Sie müssen ertragen, dass Gabriel tagelang verschwindet, vieles verschweigt und offenbar noch mit einem alten "Zusatzleben" zu tun hat. Nichts Genaues weiß man nicht - und das kann eine Familie ganz schön mürbe machen.
Allerdings: Gerade die Geschichte von Jürgen Vogels Hauptfigur ist im Drehbuch reichlich aufgeladen, vielleicht sogar überladen. Auf der anderen Seite muss man dem manchmal etwas prätentiös geschriebenen wie getexteten Thriller loben: "Informant - Angst über der Stadt" ist spannend, toll fotografiert und in einigen Momenten auch eine zeitgemäße urbane Gesellschaftsbeschreibung.