31.10.2020 von SWYRL/Christopher Schmitt
Ruhiges Gewässer: Auch in der fünften Staffel "WaPo Bodensee" geht es eher entspannt zu. Immer wieder fällt die inszenierte Schönheit des Bodensees ins Auge - der in der ersten Folge einen besonderen Schatz birgt.
Die Tourismuseinrichtungen rund um den Bodensee werden aufatmen: Das ARD-Vorabendprogramm macht ab sofort wieder Lust auf Urlaub am großen Gewässer an der Schweizer Grenze. Perfekt in Szene gesetzt, glänzt der Bodensee im Schein der Sonne, Schiffe kreuzen gemächlich die Szenerie. Die direkt in den ersten Szenen auffallend als Postkartenidyll inszenierte Gegend um Konstanz ist nicht die optimale Umgebung für eine Krimireihe, sollte man meinen. Doch Verbrechen gibt es wohl überall, und so ist die "WaPo Bodensse" ab Anfang November wieder im Ersten im Einsatz. Auch die neuen Folgen der inzwischen fünften Staffel versprechen demnach wieder Kriminalgeschichten vor sehenswerter Kulisse. In der ersten, von Jan Haering inszenierten, Folge drängt sich die Frage auf: Wie kann man diesen Ort nur verlassen wollen?
Der junge Mann Jonas (László Branko Breiding) hat darauf eine akkurate Antwort: Seine Tauchschule läuft finanziell mal überhaupt nicht, und sein Vater, ein Arzt, macht ihm Vorwürfe, er würde sein hart erarbeitetes Geld im Bodensee versenken, anstatt auf eigenen Füßen zu stehen. Da trifft es sich doch gut, dass das kleine Boot von Millionenerbin Marita Schiller (Christine Prayon, bekannt aus der "heute-show" im ZDF) Feuer fängt und anschließend in 130 Metern Tiefe auf Grund liegt.
Angeblich befand sich ein Tresor an Bord, in dem die verarmte Dame Schmuck im Wert von 100.000 Euro lagerte. Während sich die Wasserschutzpolizei rund um Nele Fehrenbach (Floriane Daniel) der Frage widmet, ob sie die Wahrheit sagt oder lediglich das Geld der Versicherung abgreifen will, überzeugt Jonas' kleinkriminelle Freundin Svenja (Mai Duong Kieu) den passionierten Taucher davon, selbst nach dem verborgenen Schatz zu tauchen. Es sei ihre Chance, ihr "Kaff" in Richtung Thailand zu verlassen.
Gesagt, getan. Doch erwartungsgemäß ist das keine gute Idee: Zunächst fühlt sich Jonas nur etwas zittrig, dann bedient er sich am Medikamentenschrank seines Spießer-Vaters. Offenbar hat er sich durch zu schnelles Auftauchen die sogenannte Taucherkrankheit eingefangen und gehört eigentlich in eine Druckluftkammer. Angesichts seines erfolgreichen räuberischen Tauchgangs würde das aber die Polizei auf den Plan rufen. Sein Zustand verschlechtert sich zunehmend, irgendwann sieht er halb tot aus.
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Der Fokus liegt auf den Pointen, nicht auf der Spannung
László Branko Breiding bekommt in seiner Rolle also viele Gelegenheiten, sich auszuzeichnen, und weiß auch, diese zu nutzen. In einer Folge, die dem Vorabend entsprechend ansonsten eher klassisch-gemütlich daherkommt, fällt seine Leistung positiv auf. Spannend wird es erst gegen Ende, der Fokus der Krimiserie liegt aber ohnehin woanders: in den harmlosen, doch teils wirklich gelungenen Pointen, die immer wieder in die Dialoge eingewoben werden. Auf die Frage, ob es am Bodensee gute Hotels gibt, lautet die Antwort des "WaPo"-Ermittlers Jakob Frings etwa: "Hier gibt es nur gute Hotels." Bei aller angepriesener Schönheit des Einsatzgebiets hat man offenbar auch die teils versnobte Nachbarschaft im Blick.
Des Weiteren fallen einige gelungen gesetzte Schnitte ins Auge. Letztlich handelt es sich in erster Linie um eine kleine Spielerei, im großen Pool der Vorabendkrimis gehen die cleveren Übergänge dennoch als nette Abwechslung durch.
Auch für die anschließenden drei, jeweils dienstags um 18.50 Uhr, ausgestrahlten Episoden nahm Jan Haering auf dem Regiestuhl Platz. Ob die fünfte Staffel den positiven Trend in Sachen Einschaltquote bestätigt, wird sich zeigen. Denn die vierte Staffel, die im Frühjahr dieses Jahres gezeigt wurde, stieß auf spürbar mehr Zuschauerinteresse als die dritte zuvor. Der Marktanteil fiel nie unter die Zehn-Prozent-Marke, in der Spitze schalteten 3,22 Millionen Krimifans ein.