14.11.2024 von SWYRL
Über 20 Jahre lang, in über 200 Folgen spielte er in "Der Alte" die Hauptrolle, am 14. November feiert er seinen 100. Geburtstag: Wie geht es Rolf Schimpf heute - über 15 Jahre nachdem seine Figur, Kriminalkommissar Leo Kress, in den Ruhestand ging?
Beamte gehen, so schreibt es das Gesetz vor, spätestens mit 65 Jahren in den Ruhestand. Gut, dass beim Fernsehen andere Maßstäbe gelten. Noch im Alter von 82 Jahren stand Rolf Schimpf als Kommissar Leo Kress für die ZDF-Krimiserie "Der Alte" vor der Kamera. Und sein wahres Alter sah man dem Mann mit der Brille, dem kecken Schnauzer und dem grauen Haar auch nicht an: "Solange man mir noch den Polizisten, der kurz vor der Pensionsgrenze steht, abkauft, mach' ich weiter", pflegte Schimpf lange Zeit zu sagen. Als er 2007 dann doch seinen Hut nahm, fiel ihm das Aufhören dementsprechend auch "ganz schön schwer", wie er im "Welt"-Interview erzählte. Es sollten auch kaum weitere Rollen folgen, vor über zehn Jahren hat sich Schimpf, der am 14. November seinen 100. Geburtstag feiert, ins Privatleben zurückgezogen.
Seine Schauspielkarriere hatte Schimpf erst spät starten können: 1924 in Berlin geboren, musste er in den Zweiten Weltkrieg ziehen, wo er sich eine schwere Kopfverletzung zuzog. Nach dem Krieg erlernte er zunächst einen kaufmännischen Beruf, bevor er eine Ausbildung an einer Schauspielschule in Stuttgart begann, feste Theaterengagements, etwa in Luzern und Bern, folgten bald. Als er 1986 die Hauptrolle in "Der Alte" von seinem Vorgänger Siegfried Lowitz übernahm, hatte Schimpf zudem bereits in zahlreichen TV-Serien - etwa in "Ida Rogalski" (1969), "Es muss nicht immer Kaviar sein" (1977) und "SOKO 5113" (1977 bis 1984) - sowie mehreren "Tatort"-Folgen mitgespielt - allerdings fast immer nur in Gast- und Nebenrollen. Erst in der ZDF-Familienserie "Mensch Bachmann" (1984) war Schimpf zum ersten Mal in einer Hauptrolle zu sehen.
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Rolf Schimpf: Keine "Kriminalmärchen" erzählen
Dafür nahm "Der Alte" den Schauspieler dann vollends ein, Zeit für andere Rollen blieb ihm nicht. "Zehn oder elf Mal im Jahr drehen, das füllt aus", sagte Schimpf 2007 im Interview mit der Nachrichtenagentur teleschau. Angst vor Routine hatte der Mann, der als Hauptkommissar Leo Kress fürwahr Fernsehgeschichte schrieb, dennoch nie: "Es gibt für einen Schauspieler kaum bessere Möglichkeiten, so tief in eine Figur einzudringen, wie in einer Serie." Wichtig war ihm dabei auch immer, nahe an der Realität zu bleiben: "Wir haben immer versucht, den kriminalistischen Alltag darzustellen, und das hat sich ausgezahlt", sagte Schimpf der "Welt".
Dies wusste auch die Polizei selbst zu schätzen: Lange vor seiner "Pensionierung" bekam Schimpf die höchste Auszeichnung, die diese für Außenstehende zu vergeben hat: den Titel eines "Ehrenkommissars": "Das hat mich sehr gefreut. Es ist wichtig, wie die Fachleute einen beurteilen, ob die Rolle, die man spielt, auch der Realität entspricht!" Nichts, so der Schauspieler, sei schlimmer als "Kriminalmärchen" zu bieten, sagte er 2007 der teleschau.
Rolf Schimpf: "Die Knochen sind müde"
So ganz konnte Schimpf die Rolle auch nicht ruhen lassen: 2009 kehrte er als pensionierter Hauptkommissar Leo Kress in der "Der Alte"-Folge "Taximörder" noch einmal zur Serie zurück, im selben Jahr übernahm er auch eine kleine Gastrolle in der ARD-Telenovela "Sturm der Liebe". Es sollten seine letzten TV-Auftritte bleiben, im darauffolgenden Jahr zog er gemeinsam mit seiner Ehefrau, Schauspielerin Ilse Zielstorff, von ihm liebevoll "Ille" genannt, in ein Seniorenheim in München. Die bayerische Landeshauptstadt ist seit Langem seine Wahlheimat: "Ich mag München und das schöne Umland. Wenn ich Süddeutschland mit dem Norden vergleiche, lebe ich lieber hier", sagte er der teleschau.
Nach dem Tod seiner Ehefrau 2015 lebte Schimpf alleine im Heim. Ende 2023 machte sein Umzug in ein neues Zuhause Schlagzeilen: Der an Demenz erkrankte Schimpf habe inzwischen nicht mehr die notwendigen Mittel, um sich das teure Heim zu leisten, erklärte sein Arzt und Testamentsvollstrecker, auf "Bild"-Nachfrage: "Wenn man zehn Jahre nicht mehr arbeitet und die hohen Kosten von der Rente nicht mehr gedeckt sind, ist das Geld schnell weg." Schimpf lebt nun in einem günstigeren Altersheim am Münchner Stadtrand.
Anlässlich seines 100. Geburtstags veröffentlichte die "Abendzeitung" ein großes Porträt über den immer noch beliebten Schauspieler. Dort wird Schimpf mit folgenden Worten zu seinem aktuellen Zustand zitiert: "Es ist keine leichte Zeit. Ich höre ganz schlecht, das Sehen macht Mühe. Die Knochen sind müde. Ille ist tot. Ich bin sehr allein, all meine Menschen sind gestorben. Seit Wochen tun mir die Zähne weh. Dafür gibt es nur ein Wort: Scheiße."