09.03.2023 von SWYRL/Andreas Fischer
Nicht mal wenn er im Knast sitzt, sind Superschurken und Ex-Kollegen vor Londons streitbarsten Ermittler sicher: "Luther" kehrt bei Netflix für ein letztes Abenteuer zurück.
Als klassischen Ermittler sollte man Detective Chief Inspector John Luther wirklich nicht bezeichnen. Dass der Londoner Polizist von Stimmungsschwankungen, einem kompromisslosen Gerechtigkeitsdrang und Selbstzweifeln gezeichnet ist, kann man ihm aber auch nicht verdenken. Der Protagonist der BBC-Serie "Luther" hat sich fünf Staffeln lang in Psychopathen und Mörder hineingedacht. Drei Jahre nach der letzten Episode muss er bei Netflix noch einmal ran und ab 10. März in "Luther: The Fallen Sun" einen Serienmörder fangen.
Eigentlich war das Ende der Serie perfekt: Luther wurde in Handschellen abgeführt. Zu viele rechtliche und moralische Grenzen hatte der besessene Ermittler überschritten, um Verbrecher zu überführen und hinter Gitter zu bringen. Zu Beginn seines Netflix-Abenteuers aber ist der von Iris Elba einmal mehr furios gespielte Luther noch einmal frei, wenn auch nur kurz. Der Spielfilm schreibt zu Beginn ein neues Ende - mit gleichem Ausgang: Luther wird diesmal nicht von einem Kollegen, sondern von einem Superschurken zu Fall und ins Gefängnis gebracht.
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Obsessive Psychopathen
Dieser David Robey (Andy Serkis) könnte ein ziemlich faszinierender Gegenspieler sein, verkommt allerdings zu einer schlecht frisierten Witzfigur. Trotzdem macht er nicht nur dem Inspektor das Leben zur Hölle. Er verfügt über unendliche Ressourcen, finanziell wie technisch, und hat durch seine profunde Kenntnis der digitalen Welt viele Menschen in der Hand, die er in konzertierten Aktionen mit immer radikaleren Methoden in den Tod treibt.
Luther mag dabei nicht zusehen und flieht aus dem Knast. Gejagt von seinen Ex-Kollegen, denen er trotzdem bei den Ermittlungen hilft, lässt er sich auf ein Katz-und-Maus-Spiel mit Robey ein, bei dem Drehbuchautor Neil Cross und Regisseur Jamie Payne in ihrer aufwendig in Szene gesetzten Mischung aus Psychothriller und Horrortrip erzählerisch häufig ins Schleudern geraten.
Vieles an diesem ambitionierten Film wirkt halbfertig, was er der Serie in Sachen Bildgewalt voraus hat, lässt er bei den Figuren vermissen. Luther springt zwischen Schauplätzen und Szenarien hin und her, wie er aber zu seinen Schlussfolgerungen kommt, ist selten nachvollziehbar. Dabei hätte man ihm doch viel lieber dabei beobachtet, wie er gefangen im moralischen Dilemma das Puzzle zusammenfügt, als ihn durch eine hoch-budgetierte Kinooptik hetzen zu sehen.