08.03.2024 von SWYRL/Bettina Friemel
Das Werk eines namhaften deutschen Künstlers war Geschmackssache: Horst Lichter erkannte bei "Bares für Rares" erst auf den zweiten Blick, was es mit dem "Flügel" der kopflosen Bronzefigur auf sich hatte. Und auch die Händler waren eher irritiert als restlos begeistert,
"Wo hast du denn die junge Dame her?", fragte Horst Lichter in der Freitagsausgabe von "Bares für Rares". "Die habe ich von Rafael Vostell abgekauft", erklärte Verkäufer Hans-Peter, der nicht nur den Sohn des Künstlers Wolf Vostell kannte. "Ich habe den Vater noch kennengelernt." Nach 30 Jahren wollte sich Hans-Peter nun von der Figur trennen.
"Ich finde schon mal toll, dass er den Künstler persönlich kennengelernt hat und mit dem Sohn befreundet war", gefiel Lichter der direkte Bezug zu Wolf Vostell. Doch die Gestaltung der Skulptur aus dem Jahr 1988 irritierte ihn. Colmar Schulte-Goltz kannte sich als Kunstexperte besser aus und sah darin eine "Reminiszenz an die große klassische Antike", vor allem an die "griechische Kultur und Skulpturengeschichte".
An der "Venus mit Knochen" war der für den deutschen Aktions- und Happeningkünstler typische Widerspruch zu sehen, indem er zwei Dinge vereinte, die nichts miteinander zu tun haben: eine griechische Figur und einen großen Knochen. Bei der Kombination wurde Lichter ein wenig mulmig: "Also mit dem Knochen ... ich sag mal so: Ich möchte da draus einen Flügel sehen." Schulte-Goltz schätzte den Wert auf 4.000 bis 4.500 Euro: "Es ist ein weltbekannter Künstler. Wolf Vostell ist sehr prominent mit seinen Arbeiten hervorgetreten."
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Was soll das sein? "Bares für Rares"-Händler uneins bei der Bewertung
Nach abgeschlossener Expertise besah sich Lichter das Kunstwerk nochmal aus der Nähe und stellte fest: "Stimmt, das ist ein Knochen. Als Flügel fand ich es schöner." Fragezeichen gab es auch im Händlerraum. "Warum die hier so einen explosionsartigen Ausbruch oben hat, das erklärt sich mir noch nicht so ganz. Vielleicht soll es einen Flügel darstellen?", überlegte Thorsden Schlößner.
Roman Runkel lag richtig: "Das sieht eher aus wie ein Schulterblattknochen." Susanne Steiger fragte sich vor allem eins: "Wo haben Sie denn den Kopf gelassen?" Julian Schmitz-Avila lachte: "Künstlerische Freiheit." Runkel war jedenfalls raus: "Ich finde die wunderschön, aber ich kann mit dem Schulterblatt da nix anfangen." Nur Thorsden Schlößner und Christian Vechtel zeigten Kaufinteresse und machten den Preis unter sich aus. Vechtel bekam das Kunstwerk für 2.200 Euro: "Bei Kunst kann man sich streiten, oder auch nicht." Trotz fehlendem Kopf gab Susanne Steiger zu: "Aber schön ist sie."
"Bares für Rares": Für 60er-Jahre-Diamant zückt Händlerin zahlreiche Scheine
Welche Raritäten sonst noch verkauft wurden: Den Diamantring mit Enhancer aus den 1960er-Jahren bewertete die Schmuckexpertin mit 3.600 bis 3.800 Euro. Bei 3.000 Euro bekam Susanne Steiger den Zuschlag. "Dann gibt es jetzt 30-mal 100 Euro", zückte die Händlerin den Geldbeutel und blätterte die grünen Scheine auf den Tisch.
Das Modellschiff "Buddenbrooks" von Klaus Krick aus dem Jahr 1995 stand 2008 im gleichnamigen Film als Requisite und war 600 bis 1.000 Euro wert. "Das ist ein Zwischending zwischen Segelschiff und dem Dampfschiff", erkannte Christian Vechtel sofort und kaufte es für 450 Euro.
Das Keramikbild von Ruscha aus den 1960er- oder 70er-Jahren war an die Kunstwerke von Franz Marc angelehnt und 150 bis 180 Euro wert. Der Verkauf ging schnell über die Bühne: Thorsden Schlößner bot 100 Euro an, die die Verkäuferin gerne annahm.
Die Dampfmaschine von Bing aus der Zeit zwischen 1921 und 1934 mit drei verschiedenen Antriebswerken aus den 1930er-Jahren schätzte der Experte auf 200 bis 220 Euro. Julian Schmitz-Avila wusste gleich, dass Roman Runkel die Teile kaufen würde. So kam es auch: Bei 150 Euro wurde er sich mit dem Verkäufer einig.
Die Diamantbrosche aus den 1920er-Jahren war 1.500 bis 1.800 Euro wert. Auch dieses Schmuckstück sicherte sich Susanne Steiger für 1.300 Euro, um daraus ein Collier zu fertigen.