28.03.2025 von SWYRL/Luisa Paulin
Mit "Die Wilden Kerle" hat sich Wilson Gonzalez erstmals einen Namen gemacht. Inzwischen ist der 35-Jährige frischgebackener Papa. In der neuen ZDFneo-Serie "Späti" tritt er nicht nur als Hauptdarsteller, sondern auch als Creative Producer auf. Was es mit der Berliner Späti-Kultur auf sich hat, verrät er im Interview.
In jungen Jahren startete der Schauspieler und Musiker Wilson Gonzalez Ochsenknecht seine Filmkarriere: Von 2003 bis 2007 spielte der Sohn von Schauspieler Uwe Ochsenknecht in insgesamt vier Filmen der Kinderfilm-Reihe "Die Wilden Kerle" an der Seite seines Bruders Jimi Blue Ochsenknecht. 2016 schlüpften die beiden für "Die Wilden Kerle - Die Legende lebt!" als Erwachsene ein letztes Mal in ihre alten Rollen. Seitdem ist viel Zeit vergangen und es hat sich bei dem Schauspieler, Musiker und Restaurantbesitzer viel getan. Inzwischen ist der 35-Jährige nicht nur zum ersten Mal Papa geworden, sondern auch zum ersten Mal Creative Producer bei der ZDFneo-Serie "Späti" (ab dem 28. März in der ZDFmediathek und ab dem 8. April, um 21.45 Uhr, auf ZDFneo). Wilson Gonzalez, der als Künstlernamen nur noch seine beiden Vornamen trägt, widmet die Serie seiner Wahlheimat Berlin, vor allem der dort ansässigen Späti-Kultur. Mit viel Humor und Herz verarbeitet er in "Späti" sonderbare Ereignisse, die ihm und seinem Berliner Umfeld in Spätis schon so widerfahren sind, und bestreitet als Hauptcharakter Fred die Höhen und Tiefen des Berliner Spätibesitzer-Alltags. Doch wie wird aus der Idee eine Serie, und wird man Gonzalez in Zukunft nun öfters in einer Produzentenrolle erleben? - Mehr dazu im Interview.
teleschau: Ihre neue Serie "Späti" hat einen sehr starken Berlin-Anstrich und selbst leben Sie auch seit über zehn Jahren in Hauptstadt. Was macht Berlin für Sie aus?
Wilson Gonzalez: Berlin ist die offenste Stadt, die ich kenne, wo die unterschiedlichsten kulturellen Begegnungen passieren. Jeder kann mit jedem irgendwie, und das finde ich toll. Man fühlt sich immer wohl, egal mit wem man zu tun hat, oder wo man hingeht.
teleschau: Werden Sie dort oft angesprochen oder gehen sie eher relativ unbehelligt Ihre Wege?
Wilson Gonzalez: Beides. Aber in Berlin läuft es sehr respektvoll. Meistens sind es Touristen, die auf einen zukommen. Aber den Leuten, die in Berlin wohnen, denen ist das relativ Wurscht.
Abonniere unseren Newsletter und wir versprechen, deine Mailadresse nur dafür zu verwenden.
Von der Idee zur Umsetzung von "Späti": "Das Projekt ist mein Baby"
teleschau: In Ihrer neuen Serie "Späti" sind Sie Hauptdarsteller, aber auch Creative Producer. Wie war das für Sie, nicht nur vor der Kamera als Schauspieler, sondern auch im Hintergrund der Serie dem Konzept und dem Drehbuch einen persönlichen Anstrich zu geben?
Wilson Gonzalez: Das hat mir sehr viel Spaß gemacht, vor allem, weil ich mit der Idee schon jahrelang rumgelaufen bin. Über diese Zeit kamen auch noch viele Geschichten dazu, die jetzt in der Serie verarbeitet sind. Es war von Anfang an klar, dass ich sehr involviert sein werde, weil das Projekt mein Baby ist, und das ist voll schön.
teleschau: Nehmen Sie uns ein bisschen mit in Ihre Arbeit!
Wilson Gonzalez: Ich habe Pitchen, Writing und alles drumherum vor 18 Jahren in der Schule gelernt und bin nach so vielen Jahren endlich an den Punkt gekommen, wo ich mich wohlfühle und mich traue, Dinge umzusetzen. Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich jetzt so viele kreative Freiheiten habe und alle auch mitspielen und voll motiviert sind, da mitzumachen.
teleschau: Wie kam die Serie selbst dann zustande. Haben Sie mit der Idee bei ZDFneo einfach mal angeklopft, oder wie muss man sich das vorstellen?
Wilson Gonzalez: Wir haben natürlich erst mal den Pitch fertig gemacht und dann an verschiedene Sender und Streamer verschickt, und die Leute bei ZDFneo waren mit Abstand die Schnellsten und die Ersten, die gesagt haben, wir machen das. Es war so, als hätte man gerade die Post in den Briefkasten geschmissen und kommt abends nach Hause und bekommt direkt die Antwort: "Machen wir!"
teleschau: Und dann haben Sie erst mal gefeiert?
Wilson Gonzalez: Und ob (lacht). Das war richtig krass, und ich war auch sehr happy darüber, dass es ZDFneo ist. Wir hatten dadurch viele Freiheiten, und es war sehr cool, dass wir wirklich mehr oder weniger die Kontrolle komplett selbst in der Hand hatten. Das ist das erste Mal, dass ich Creative Producer bin. Es ist groß!
teleschau: Die Idee für "Späti" hat Sie lange begleitet, hat sich der Plot der Serie dann aus alltäglichen Begegnungen in Berlin entwickelt, die Sie so erlebt haben?
Wilson Gonzalez: Ja, die Idee hatte ich schon vor vielen Jahren. Da startet man natürlich nicht direkt los, sondern tauscht sich darüber mit Freunden und Kollegen aus. Und dabei erfährt man auch von anderen Leuten über Geschichten, die die so erlebt haben. Das war auch eine tolle Erfahrung. Vor allem, wenn man mit Leuten redet, die in Berlin wohnen oder mal in Berlin waren, da kommt richtig viel zusammen.
teleschau: Haben Sie nun Feuer gefangen? Könnten Sie sich vorstellen, auch in Zukunft weiter Serien zu machen?
Wilson Gonzalez: Ja, definitiv. Mir war immer klar, dass ich das irgendwann machen werde und genauso, dass "Späti" das Erste sein wird, was ich machen werde. Ich habe auch schon Ideen für die nächsten Projekte, da wird auf jeden Fall dran geschraubt. Und wenn "Späti" gut ankommt, dann sind die Türen da offen. Ich bin Optimist!
teleschau: Warum glauben Sie eigentlich so fest an die Serie?
Wilson Gonzalez: In Zeiten wie diesen, wo viele True-Crime- oder Dramaserien schauen, Stoffe, die recht hart und teils auch emotional eher belastend sind, und angesichts all dessen, was sonst gerade auf der Welt passiert, glaube ich, dass "Späti" gerade genau das Richtige ist. Die Leute brauchen das: Storys, ohne Riesen-Drama. Man hat einfach Spaß damit, es ist "heartwarming" und hat Happy Endings.
Tabakwarenladen, Kiosk, Lotto-Laden - Was macht die Berliner Spätis besonders?
teleschau: Neben Ihrer Serienrolle als Fred der Verkäufer im Späti geben Sie selbst Ende März eine geführte Späti-Tour in Berlin. Wie ist es dazu gekommen?
Wilson Gonzalez: Ich wurde einfach gefragt, ob ich diese Späti-Tour machen möchte, und dann habe ich gesagt, ja klar. Und jetzt können sich die Leute Tickets holen.
teleschau: Für alle Nicht-Berlin-Kenner, wie würden Sie erklären, was ein Späti ist und warum die Spätis in Berlin so einen besonderen Stellenwert haben?
Wilson Gonzalez: Also in München ist der Späti ein Kiosk und in Nordrhein-Westfalen ist es das Büdchen. In Österreich ist es der Tabakwarenladen. In den anderen Städten ist es meist einfach ein Lotto-Laden, bei dem man auch Zigaretten kaufen kann. In Berlin gibt es das auch, primär zusätzlich mit Sachen zum Trinken. Wobei mittlerweile auch oft kleine Cafés drin sind, wo man sich auch Kaffee und Kuchen holen kann, dazu gibt es eine Riesenauswahl an Snacks. Also es ist definitiv mehr als nur Zigaretten und Bier. Mittlerweile gibt es auch viele Spätis, die man als Postfiliale angeben kann, wo man seine Post einfach abholen kann.
teleschau: Und was kaufen Sie am meisten in Spätis? Was ist Ihr Go-To?
Wilson Gonzalez: Früher waren das definitiv Bier und Zigaretten, heute kaufe ich mir meistens einfach was zum Trinken. Und ich oder hole ich meine Pakete, wenn ich in Spätis gehe.
teleschau: Sie haben dann wahrscheinlich auch einen Stammspäti, oder?
WG: Ja, ich hatte einen, aber ich bin vor Kurzem umgezogen. Früher bin ich in meinen Stammspäti und habe mir dort vor Terminen noch schnell eine Feta-Tasche und einen Kaffee geholt. Hier habe ich jetzt gerade noch keinen, leider.
teleschau: Wenn Sie im Moment auf der Suche nach einem neuen Stammspäti sind, was sind für Sie die Green Flags oder Red Flags bei Spätis?
Wilson Gonzalez: Ich glaube, einen Späti macht es auch aus, wenn Red Flags und Green Flags aufeinandertreffen. Es ist zum Beispiel sehr unterhaltsam, wenn die verschiedensten Leute dort aufeinandertreffen. Aber Red Flag wäre zum Beispiel, wenn ein Paket nicht auftaucht, aber es dort abgegeben ist. Und ich habe den Beweis, dass es dort abgegeben worden ist, oder wenn die Getränke nicht gekühlt sind, wenn man sie aus dem Kühlschrank holt. Ansonsten ist es einfach toll, wenn er auf hat.
Eigene Identität vs berühmte Famile: "Man muss auf eigenen Beinen stehen können"
teleschau: Sie kommen aus einer sehr bekannten Familie, aber jetzt haben Sie mit "Späti" Ihr eigenes großes Projekt als Creative Producer. Wie findet man als Künstler selbst Fuß, unabhängig von der Familie und findet darüber hinaus seine eigene künstlerische Handschrift?
Wilson Gonzalez: Also ich glaube, so viel muss man da gar nicht machen. Ich glaube, es ist einfach wichtig, sich auf sich selbst zu fokussieren und dann einfach auch die Dinge umzusetzen. Und der Rest ergibt sich dann von selbst. Man muss ja auch auf eigenen Beinen stehen können und deswegen auch unabhängig von anderen Leuten oder Familie zu sein. Und das ist einfach das Wichtigste. Das ist auch gesund für einen selbst.
teleschau: Gibt es irgendetwas, abgesehen von Film und Schauspiel, was noch auf Ihrer kreativen To-do-Liste steht?
Wilson Gonzalez: Also ich werde bei Film und Musik bleiben, das reicht mir auch und dafür lebe ich. Da gibt es genügend auszuschöpfen und herumzuexperimentieren. Ich glaube, ich bin damit ganz gut bedient.
teleschau: Heißt, wir können uns auch in Zukunft auf neue Film- und Serienprojekte freuen?
Wilson Gonzalez: Ja, definitiv.
teleschau: Sie sind ja nicht vor allzu langer Zeit Vater geworden. Was hat sich dadurch bei Ihnen so verändert? Wie ist das jetzt als Papa?
Wilson Gonzalez: Also ich muss erstaunlicherweise sagen, dass sich für mich nicht so viel verändert hat. Vielleicht sehe ich das in fünf, sechs Jahren im Rückblick anders. Es ist alles noch schöner geworden. Also es macht alles noch viel mehr Spaß. Und ja, ich bin einfach sehr, sehr, sehr happy, dass die Kleine da ist, und fühle mich überhaupt nicht eingeschränkt. Ich gehe inzwischen sowieso nicht mehr so auf die Piste, es war eher nur eine Frage der Zeit, wann die Kleine dazukommen wird, aber in dem ruhigeren Rhythmus haben wir schon vor ihr gelebt, und sie hat sich da perfekt mit eingefügt.
teleschau: Sie standen sehr, sehr früh als Kind in der Öffentlichkeit. Mit dem Hintergrund, was würden Sie sich für die Kindheit Ihrer Tochter wünschen?
Wilson Gonzalez: Ich würde sie überhaupt nicht einschränken mit ihren Entscheidungen. Ich kann ihr nur Tipps geben, aber sie soll auf jeden Fall die Freiheit haben, zu machen, was sie machen will, und sie soll auch experimentieren mit den Sachen, die sie interessieren. Egal, für was sie sich interessiert. Ich kann ihr nur Tipps und Warnungen geben bei den Sachen, bei denen ich mich auskenne. Aber die Kids machen am Ende wahrscheinlich sowieso das, was sie wollen (lacht).
teleschau: Würden Sie sagen, das war bei Ihnen als Kind und Jugendlicher auch so, dass Sie Sachen ausprobiert haben, oder gibt es Dinge, die Sie im Nachhinein nicht noch mal so machen würden?
Wilson Gonzalez: Nein, ich kann mich eigentlich gar nicht beschweren. Dadurch, dass ich viele Freiheiten hatte, wusste ich auch relativ schnell, was mir guttut und was nicht. Und da ich auch schon mit 16 von zu Hause weg bin, bin ich relativ schnell auf meinem eigenen Weg unterwegs gewesen.