Kommt der Einschlag wirklich?
Immer wieder stürzen sich Hollywood-Studios parallel auf ein und dasselbe Thema. 1998 etwa schickten Paramount Pictures und Dreamworks in "Deep Impact" (Bild, zu sehen am 26. März, 20.15 Kabel Eins) einen Kometen auf Kollisionskurs mit der Erde. Im selben Jahr erschien ein Kinospektakel mit einer ähnlichen Geschichte. Um welchen Film handelt es sich? Die Galerie verrät es und nennt weitere Beispiele, bei denen Sie doppelt sehen werden.
© Dreamworks / ParamountDeep Impact (1998)
1998 war das Jahr, in dem die Menschheit binnen zweieinhalb Monaten zweimal durch einen Kometen beziehungsweise Asteroiden ausgelöscht zu werden drohte und von heldenhaften Astronauten gerettet wurde. Den Anfang machte Mimi Leders Desaster-Thriller "Deep Impact", dicht gefolgt von ...
© Paramount PicturesArmageddon (1998)
... "Armageddon". Letzterer fand beim Publikum mehr Anklang, mit einem weltweiten Einspiel von mehr als 550 Millionen US-Dollar avancvierte Michael Bays pathetisches Katastrophenspektakel zum erfolgreichsten Film des Jahres. Astronomen hingegen sprachen sich für "Deep Impact" aus: Der sei aus wissenschaftlicher Sicht genauer.
© Touchstone PicturesTesla (2020)
Der Stromkrieg des 19. Jahrhunderts, in dem es um die Frage ging, ob die USA mittels Gleich- oder Wechselspannung mit Elektrizität versorgt werden sollten - ein spannendes Thema? Offenbar. Denn nicht nur das Biopic "Tesla" handelt vom Wettkampf zwischen Nikola Tesla (Ethan Hakwe) und Thomas Edison (Kyle MacLachlan, Bild) ...
© LeonineEdison - Ein Leben voller Licht (2017/2019)
Auch in "Edison - Ein Leben voller Licht" stritten sich Benedict Cumberbatch (Bild) als Edison und Nicholas Hoult als Tesla um die Frage, wie denn nun die Zukunft des Stroms auszusehen habe. Abgedreht wurde "Edison" allerdings schon rund zwei Jahre vor dem Start des Biopics in den US-Kinos im Oktober 2019.
© UniversumThe Jungle Book (2016)
Im "Dschungelbuch"-Rennen legte Disney vor: Mit "The Jungle Book" brachte das Studio 2016 eine Realverfilmung vom hauseigenen Trickfilmklassiker aus dem Jahre 1967 in die Kinos. Eigentlich hätte im selben Jahr noch eine weitere "Dschungelbuch"-Adaption in die Kinos kommen sollen ...
© 2015 Disney EnterprisesMogli (2018)
Doch deren Regisseur Andy Serkis hatte ein Einsehen: "Ich wollte ein bisschen Luft zwischen meinem Film und dem Disney-Film lassen", verriet er. Kurzerhand drehte er mitten in der Produktion von "Mogli" noch einen anderen Film und brachte seine Version von Rudyard Kiplings Geschichte mit zwei Jahren Verspätung heraus. Allerdings nicht wie zunächst geplant im Kino, sondern exklusiv bei Netflix.
© NetflixGoodbye Christopher Robin (2018)
Schon im Jahr 2010 nahm Fox die Arbeit am Drama "Goodbye Christopher Robin" auf, das im Juni 2018 in Kino kam. Der Film erzählt die Geschichte von "Winnie Puuh"-Autor A. A. Milne (Domhnall Gleeson, links) und dessen Sohn Christopher Robin (Will Tilston). Das konnte Disney, Heimat der Winnie-Pu-Trickfilme, wohl nicht auf sich sitzen lassen ...
© Twentieth Century FoxChristopher Robin (2018)
Nur zwei Monate später, im August 2018, kam "Christopher Robin" in die Kinos, nun mit Ewan McGregor in der Titelrolle. Die Disney-Variante zeigte Christopher Robin als dauergestressten Erwachsenen, der plötzlich Besuch von seinen alten Kindheitsfreunden bekommt.
© 2018 Disney EnterprisesDie dunkelste Stunde (2017)
So erfolgreich wie Winston Churchill Großbritannien durch den Zweiten Weltkrieg brachte, führte Gary Oldman durch das Biopic des Staatsmannes: Für seine Vorstellung in "Die dunkelste Stunde" (2017) wurde der Schauspieler in diesem Jahr mit dem Oscar ausgezeichnet. Glück für ihn, Pech für ...
© 2017 Universal Pictures GmbHChurchill (2017)
... seinen britischen Landsmann Brian Cox. Der rauchte sich nur wenige Monate zuvor in "Churchill" durch dieselbe Rolle. Immerhin zeigten die beiden Filme Churchill in verschiedenen Phasen des Zweiten Weltkriegs: In "Die dunkelste Stunde" befehligt er die Evakuierung Dünkirchens 1940, in "Churchill" plant er 1944 den D-Day.
© Universum / Square OneAlexander (2004)
Manchmal entscheidet sich der Themenwettstreit schon in der Produktionsphase. So hätte es parallel zu Oliver Stones "Alexander" noch ein weiteres Biopic über Alexander den Großen geben sollen: von Baz Luhrmann und mit Leonardo DiCaprio. Luhrmann verschob seinen Film immer wieder und lachte am Ende zuletzt: Stones "Alexander" mit Colin Farrell (Bild) in der Hauptrolle floppte.
© Constantin Film / HighlightSpieglein Spieglein - Die wirklich wahre Geschichte von Schneewittchen (2012)
Selbst Disney hat in einer solchen Situation schon das Handtuch geworfen - obwohl es um ein Märchen ging! Eigentlich wollte das Studio 2012 eine - Achtung! - Martial-Arts-Version von Schneewittchen drehen, erkannte aber, dass der Markt gesättigt ist: 2012 erschien sowohl "Spieglein Spieglein - Die wirklich wahre Geschichte von Schneewittchen" als auch ...
© StudiocanalSnow White and the Huntsman (2012)
... "Snow White and the Huntsman". Letzteres war immerhin erfolgreich genug, um 2016 fortgesetzt zu werden. "Schneewittchen" Kristen Stewart war in "The Huntsman & The Ice Queen" ironischerweise nicht mehr dabei. Schneewittchen-Overkill?
© Universal PicturesScott & Huutsch (1989)
Tatsächlich kommt es quer durch alle Jahrzehnte und alle Genres vor, dass zwei Studios "zufällig" dasselbe Thema beackern. So war 1989 etwa das Jahr, in dem Hollywood auf den Hund kam: Die Rekordsumme von einer Million US-Dollar legte Touchstone damals für das Drehbuch zu "Scott & Huutsch" auf den Tisch, die Geschichte eines Polizisten (Tom Hanks), der unverhofft zum Hundebesitzer wird.
© Touchstone PicturesMein Partner mit der kalten Schnauze (1989)
Und was machte die Konkurrenz? Die beeilte sich, eine ganz ähnliche Cop-mit-Hund-Geschichte noch vorher in die Kinos zu bringen: "Mein Partner mit der kalten Schnauze" mit James Belushi und einem Schäferhund lief drei Monate vorher an. Allerdings mit weniger Erfolg. In Fortsetzung ging die Action-Komödie trotzdem, nicht jedoch "Scott & Huutsch".
© UniversalFreunde mit gewissen Vorzügen (2011)
Die beiden Filme hatten einige Zeit lang sogar denselben Arbeitstitel: 2011 konnte sich das Kinopublikum entscheiden, ob es die Geschichte zweier Freunde, die eine reine körperliche Beziehung führen, lieber als "Freunde mit gewissen Vorzügen" mit Ashton Kutcher und Natalie Portman sehen wollte, ...
© DW Studios L.L.C.Freundschaft Plus (2011)
... oder als "Freundschaft Plus" mit Mila Kunis und Justin Timberlake. Obwohl letztgenannter Film ein halbes Jahr später in die Kinos kam, entschied er das Rennen um Haaresbreite für sich: "Freundschaft Plus" spielte weltweit 149,5 Millionen US-Dollar ein, "Freunde mit gewissen Vorzügen" 149,2 Millionen.
© SonyWhite House Down (2013)
Der YouTube-User "Couch Tomato" hat sich doch tatsächlich die Mühe gemacht, 24 Argumente zu sammeln, warum "White House Down" und "Olympus Has Fallen" aus dem Jahr 2013 nicht ein und derselbe Film seien. Ein Beispiel: "In Film A macht eine Terrormiliz den Rasen des Weißen Hauses kaputt, in Film B ist es der Präsident selbst".
© 2013 Sony Pictures Releasing GmbHOlympus Has Fallen (2013)
Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal der beiden Filme, in denen die Machtzentrale der USA von Terroristen angegriffen wird und ein Agent dem Präsidenten den Weg freischießt, ist natürlich ein anderes: "Olympus Has Fallen" ist der, der bereits zweimal fortgesetzt wurde.
© UniversumFindet Nemo (2003)
Und plötzlich wollte jedes Kind einen Clownfisch haben: "Findet Nemo", das Unterwasser-Abenteuer aus dem Hause Pixar, schwamm 2003 auf einer Welle des Erfolgs. Kein Wunder, dass da auch andere mitschwimmen wollten.
© DisneyGroße Haie - Kleine Fische (2004)
Jegliche Ähnlichkeiten zwischen dem Animationsfilm "Große Haie - Kleine Fische" und Pixars "Findet Nemo" seien reiner Zufall, versicherte Dreamworks-Chef Jeffrey Katzenberg 2003 gegenüber "USA Today". Nur gab es einen ähnlichen Zufall bei den rivalisierenden Animationsstudios schon 1998 ...
© UniversalAntz (1998)
Damals kam es zu öffentlichen Anfeindungen zwischen Katzenberg auf der einen und den Pixar-Köpfen Steve Jobs und John Lasseter auf der anderen Seite. Die bezichtigten Katzenberg mehr oder minder direkt des Ideenklaus. Denn das erste Animationsprojekt, das Katzenberg nach seinem Abgang von Disney mit seiner neuen Firma Dreamworks auf die Beine stellte, war das Ameisenabenteuer "Antz".
© DreamworksDas große Krabbeln (1998)
Dabei war in Animationskreisen schon längst bekannt, dass Pixar an einem Projekt namens "Das große Krabbeln" arbeitete. Dessen Regisseur John Lasseter behauptete sogar, er selbst habe Katzenberg davon erzählt. Am Ende entschied Pixar den Ameisen-Showdown für sich - mit 81 Millionen US-Dollar mehr Einnahmen als "Antz".
© Disney"Jobs" (2013)
Nach seinem Krebstod im Jahr 2011 war das Interesse Steve Jobs naturgemäß groß. Es war daher es nur eine Frage der Zeit, bis sich auch Filmproduzenten des Themas annahmen. 2013 erschien dieses Biopic: "Jobs" mit Ashton Kutcher (rechts) in der Titelrolle und Josh Gad als Computeringenieur Steve Wozniak behandelt die frühen Jahre im Leben Apple-Gurus - angefangen von seiner Sinnsuche bis hin zur Gründung der Firma "Apple Computer".
© SRF / Elite Film AG"Steve Jobs"
Künstlerisch weitaus ambitionierter geriet dieser zwei Jahre später entstandene Film über die Silicon-Valley-Legende. "Steve Jobs" (2015) von Danny Boyle nach einem Drehbuch Aaron Sorkin konzentriert sich auf drei Meilensteine in der Geschichte Apples: die Präsentationen von Computermodellen in den Jahren 1984, 1988 und 1998. Dabei entsteht ein facettenreiches Bild eines Tech-Visionärs, aber auch das eines schwierigen Menschen.
© ZDF/Francois Duhamel