Tatort: Spur des Blutes - So. 23.10. - ARD: 20.15 Uhr

Kölsches Jubiläum: 25 Jahre Ballauf und Schenk

18.10.2022 von SWYRL/Eric Leimann

Mit dem "Tatort: Willkommen in Köln" starteten die Kommissare Ballauf und Schenk am 5. Oktober 1997 ihre Ermittlerkarriere. Der Fall zum Jubiläum rückt jedoch eine Mitarbeiterin in den Vordergrund und erzählt von toxischer Männlichkeit in all ihren Verkleidungen. Durchaus harter Stoff!

Lange Zeit galten die Kölner Kumpel Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) als berechenbarer, ja ein wenig erwartbarer Hort der guten alten "Tatort"-Ästhetik am Sonntagabend. Ein Krimimodell, in dem zwei - mittlerweile - gesetzte Herren ihren stets solide gelösten Fall an der Currywurst-Bude beendeten und filmische "Experimente" anderen Standorten überließen.

25 Jahre nach dem ersten Einsatz 1997 ist die Currywurst-Bude als dramaturgisches Element eingemottet. Dafür überraschte der Kölner "Tatort" zuletzt immer wieder mit interessanten, guten Drehbüchern. So auch zum Jubiläum? Im "Tatort: Die Spur des Blutes" lernt man zwei junge Mädchen kennen, die optimistisch von der Zukunft träumen. Tragischerweise brauchen sie dafür Heroin. Das Geld für den "Stoff" verdienen sie auf dem Straßenstrich. Lara, eines der beiden Mädchen, wird ermordet, als sich nachts die Wege der beiden Freundinnen bei Arbeitsantritt trennen.

Später wird Laras Leiche in einem Kanal am Stadtrand gefunden. Gerichtsmediziner Dr. Roth (Joe Bausch) kann mehrere fremde DNA-Spuren sicherstellen. Einige Täter kommen infrage, da Lara in ihrer Todesnacht vermutlich mehrere Freier hatte. Die Kommissare versuchen, jene letzte Nacht des Mädchens zu rekonstruieren. Sie sind dabei von der Laborauswertung der Spuren an Laras Körper abhängig. Ausgerechnet jetzt, da die Ermittler dringend auf die Hilfe ihrer Kollegin Natalie Förster (Tinka Fürst) von der Kriminaltechnik angewiesen sind, scheint diese nicht richtig bei der Sache zu sein. Derweil klopfen Ballauf und Schenk verdächtige Freier sowie den Zuhälter der Mädchen (Robert Stadlober) ab. Welcher der Männer hat Lara umgebracht?

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Tinka Fürst spielt zum Ballauf & Schenk-Geburtstag groß auf

Nicht jede "Tatort"-Folge, die zum Jubiläum ausgerufen wird, ist tatsächlich als "Geburtstagsfall" konzipiert. Dies liegt daran, dass oft nicht klar ist, wann ein Drehbuch verfilmt und schließlich gesendet wird, was wiederum mit der komplexen ARD-Logistik in Sachen "Tatort" zu tun hat. "Die Rache an der Welt", das kürzlich im Programm befindliche "20-Jährige" Maria Furtwänglers als Charlotte Lindholm, war beispielsweise nie als runde Feierstunde geplant, sondern sollte eigentlich früher laufen. Auch "Spur des Blutes" nimmt sich nicht allzu wichtig im Bestreben, Max und Freddy abzufeiern. Im Drehbuch von Jan Martin Scharf und Arne Nolting lernt man ziemlich wenig über die beiden 60plus-Ermittler vom Rhein dazu. Stattdessen überlassen sie, wie schon 2021 in der starken Folge "Der Reiz des Bösen" Assistent Jütte, mal wieder einer Figur aus der zweiten Reihe des Teams die (größere) Bühne. Es ist Kriminaltechnikerin Natalie Förster, die offenbar ein Problem mit den analysierten DNA-Proben hat. Natalie rückt im Laufe des Films stärker in den Mittelpunkt. Dabei spielt die 34-jährige Berlinerin Tinka Fürst ziemlich groß auf.

Auch anderen "Nebenfiguren" im Jubiläumskrimi rund um ziemlich viele toxische Männer sind toll besetzt: Robert Stadlober, früher mal ein junger, wilder Schauspielstar und eher auf der Heldenseite unterwegs, scheint sich mit nunmehr 40 Jahren immer mehr als schmieriger Bösewicht des deutschen Fernsehens zu etablieren. Noch eine Spur beeindruckender in diesem mitunter recht harten "Tatort" ist allerdings der österreichische Gaststar Josef Hader ("Wilde Maus"), der den Vermieter eines verdächtigen Camping-Caravans spielt. Eine lange Dialogszene zwischen Hader und Tinka Fürst gehört in Sachen Spannung und Schauspielkunst mit zum Beeindruckendsten, was man zuletzt im "Tatort" sah.

"Spur des Blutes" (Regie: "Tatort"-Newcomerin Tini Tüllmann) ist ein klassischer, spannender Ermittlungskrimi, der durch kluge Wendungen und einen großen Schauspiel-Moment besticht. Die beiden "weißen alten Männer" aus Köln lassen zum 25. Ermittler-Geburtstag einer jungen Frau den Vortritt, wenn es um große Szenen geht: sympathisch und zeitgemäß.

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