Im "Mittagsmagazin"

ARD-Bericht zeigt, wie die Digitalisierung alte Menschen diskriminiert

25.07.2024 von SWYRL

Ein Bericht im ARD-"Mittagsmagazin" legt "etliche Beispiele von Altersdiskriminierung" offen. Die Gleichstellungsbeauftragte Ferda Ataman fordert von der Bundesregierung auch in Bezug auf digitale Hürden eine klarere Gesetzgebung.

Immer wieder stellt die fortschreitende Digitalisierung hierzulande Seniorinnen und Senioren vor große Probleme. Auch die 92-jährige Helga Dörhöfer berichtet im ARD-"Mittagsmagazin" davon, sich aufgrund ihres Alters immer öfter diskriminiert zu fühlen.

So könne sie Überweisungen nur noch telefonisch und somit gebührenpflichtig durchführen, seit die Bankfiliale in ihrem Stadtteil geschlossen worden sei. Den Vorschlag der Bank, Angehörige per Vollmacht die Überweisungen tätigen zu lassen, lehnte Dörhöfer ab. "Da hab ich gesagt: Ich seh nicht ein, dass ich mir meine Selbstständigkeit dadurch einengen lasse mit solchen Sachen. Es ging mir am Schluss wirklich ums Prinzip, dass ich mich da bevormundet fühle."

Auch Ulrich Prästin aus Mainz fühlt sich zunehmend abgehängt. Vor allem die Digitalisierung der Bahncard habe ihn verärgert, erklärt der 69-Jährige im Film: "Das finde ich nicht richtig. Das ist unfreundlich gegenüber der älteren Generation." Vielen Seniorinnen und Senioren sei es schlichtweg nicht möglich, immer ein Smartphone mit sich zu führen. "Für die ist das eine Diskriminierung. Nach dem Motto: 'Euch brauchen wir ja nicht, seht zu, wie ihr damit zurechtkommt.'"

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Ferda Ataman: "Wir müssen bei der Digitalisierung ältere Menschen viel stärker mitdenken"

Ferda Ataman, die Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, pflichtet Helga Dörhöfer und Ulrich Prästin bei. "Einerseits ist die Digitalisierung wunderbar, sie soll Menschen das Leben erleichtern. Sie führt aber in manchen Fällen auch dazu, dass es Menschen sehr schwer gemacht wird, noch teilzuhaben und alles mitzumachen so wie früher, wie gewohnt", schildert sie. Ataman fordert: "Wir müssen bei der Digitalisierung auf jeden Fall ältere Menschen und auch Menschen mit Behinderungen viel stärker mitdenken."

Mit Blick auf die Deutsche Bahn und die "vielen, vielen Beschwerden" über die Digitalisierung der Bahncard erklärt die 44-Jährige: "Es heißt immer noch Bahncard und es gibt keine Karte mehr - das ist ein Widerspruch, den man erst mal verarbeiten muss. Aber es gibt immerhin inzwischen die Möglichkeit, dass man die Bahncard ausdruckt und mitnimmt und in Papierform dabei hat."

Nichtsdestotrotz, stellt Ataman klar, sei dies lediglich eine "Zwischenlösung". Nicht nur hinsichtlich der Bahncard gelte: "Wenn Menschen angewiesen sind auf bestimmte Angebote, ist es ganz wichtig, dass es Möglichkeiten gibt, auch analog noch da ranzukommen." Es sei "nicht richtig", davon auszugehen, dass sämtliche Bürgerinnen und Bürger stets Zugang zu einem Handy oder einem Computer hätten.

Altersdiskriminierung sei in Deutschland gesetzlich verboten, betont Ataman. Nichtsdestotrotz sehe sie Nachbesserungsbedarf: "Dieses Gesetz ist sehr schwach. Es macht es Menschen schwer, tatsächlich dagegen vorzugehen." Aus diesem Grund fordere sie von der Bundesregierung "ein stärkeres Antidiskriminierungsrecht, damit Menschen zu ihrem Recht auf Schutz vor Diskriminierung kommen" - bislang sei jedoch "leider noch nichts passiert".

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