"Theresa Wolff - Waidwund" - Sa. 20.07. - ZDF: 20.15 Uhr

Auf brutaler Jagd im Thüringer Wald

16.07.2024 von SWYRL/Maximilian Haase

Seit Herbst 2021 ermittelt Nina Gummich als "Theresa Wolff" in der gleichnamigen ZDF-Regionalkrimireihe in Thüringen. Im nun wiederholten zweiten Film begibt sich die verschrobene Forensikerin nicht nur in landestypische Wälder, sondern auch in ihre Kindheitserinnerungen an die Nachwendezeit.

Thüringen, sang Liedermacher Rainald Grebe einst, sei "eines von den schwierigen Bundesländern. Denn es kennt ja keiner außerhalb von Thüringen." Lange galt dies auch für die hiesige TV-Landschaft - genauer gesagt für die Regionalkrimilandkarte, die im Norden und Süden dank zahlreicher Ostsee- bis Bayern-Krimis gut gefüllt scheint, im "Grünen Herzen Deutschlands" jedoch eine klaffende Lücke aufwies. Rühmliche Ausnahme bildete zwischendurch der Weimar-"Tatort", der jedoch ebenso eingestellt wurde wie zuvor der nach nur zwei Episoden gescheiterte "Tatort" aus Erfurt. Im März 2023 aber startete die ARD mit "Tod am Rennsteig - Auge um Auge" eine neue Erfurt-Krimireihe. Jetzt im Sommer soll der zweite Film gedreht werden.

Die Ende 2021 gestartete ZDF-Reihe "Theresa Wolff - Der Thüringenkrimi" schafft es bereits auf vier Filme. Im zweiten, "Waidwund", ermittelt sich die titelgebende Rechtsmedizinerin aus Jena humorvoll durch Optik-Betriebe, düstere Wälder, Wende-Erinnerungen und andere Thüringen-Bilder. Das ZDF wiederholt den Krimi nun zur Primetime.

War die von Nina Gummich gespielte Forensikerin in der ersten Episode in die alte thüringische Heimat zurückgekehrt und gleich ins kalte Wasser geworfen worden, wird sie im zweiten Fall nicht nur mit einem brutalen Mord, sondern auch mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Das ist genretypisch ebenso wohlbekannt wie das ordentliche Maß an Verschrobenheit, mit dem das Drehbuch seine Hauptfigur ausstattet. Mit Leidenschaft untersucht Wolff ihre Leichen - so auch jene des Mannes, der tot im Bismarckbrunnen am Jenaer Marktplatz aufgefunden wird. Öffentlich ausgestellt, getötet jedoch an einem anderen Ort.

Wolff ist mal wieder schneller am Fundort als Ermittler Ceyhan Topal (Sahin Eryilmaz) und der neue Hauptkommissar Bruno Lewandowski (Aurel Manthei), der den leider nicht mehr an der Reihe beteiligten Thorsten Merten ersetzt. Die Begrüßung zwischen der Rechtsmedizinerin und dem aus Hamburg zugezogenen Neuen ist jedenfalls herzlich: "Und Sie sind?" -"Lewandowski" - "Der Fußballer?" - "Ja, der Fußballer." - "Dann sind Sie hier falsch."

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Tote Wendegewinner

Nachdem die ersten Konflikte geklärt sind ("Müssen wir hier vielleicht mal die Kompetenzen klären?") vermuten die Ermittler, dass das Opfer aus Rache umgebracht worden sein könnte. Schließlich galt der Getötete nicht nur als Wendegewinner, sondern hatte in den 90er-Jahren aus einem volkseigenen DDR-Kombinat ein Optik-Unternehmen gemacht - und dieses schließlich gemeinsam mit seinen drei Kompagnons in den Ruin getrieben. Die vier Profiteure scheffelten die Millionen, die Verlierer hingegen litten wie so viele Ostdeutsche in dieser oft schmerzvoll erlebten Nachwendezeit. Als ein zweiter der einstigen Chefs ums Leben kommt, scheint das Motiv klar.

Eine Spur von damals führt die beiden Kommissare, die sich so manchen Kommentar über die thüringische Provinzialität nicht verkneifen können ("Jena ist nicht wie Hamburg, die eine Hälfte ist im Urlaub, die andere ist krank"), zu Bodo Zoch (Horst Kotterba). Der wollte die Arbeitslosen einst rächen ("Die ganzen Wessis, die sich das Volkseigentum gekrallt haben"), kam ins Gefängnis und ist heute wieder frei. Hat er etwas mit den aktuellen Morden zu tun?

Vergangenheit und Zukunft der Theresa Wolff

Theresa Wolffs Begutachtung der Leichen zeigt: Die Opfer wurden durch den Wald gejagt - und per Fangschuss getötet. Nicht nur das: Die Rechtsmedizinerin erkennt die Männer, die früher mit Wolffs inzwischen verstorbenem Vater - ein Förster - auf die Jagd gegangen waren. Trotz ihrer verschwommenen Erinnerungen an die 90er-Jahre, die sie nur als Kind erlebte, macht die eigenwillige Forensikerin, was eigensinnige Forensikerinnen im deutschen Krimi so machen: Sie begibt sich selbst auf die Suche nach dem Täter, ohne ihre Kommissarskollegen zu informieren.

Nicht unbemerkt bleibt dies allerdings von Praktikantin Emma Meissner (Precious Wiesner). Aus dem klassischen Whodunit wird langsam ein persönlicher Blick auf die Familiengeschichte - und die noch lange nicht überwundene Abwicklung der DDR nach der Wende. Auch dem zweiten "Theresa Wolff"-Krimi gelingt es, gut recherchierte Hintergrundgeschichten mit lakonischen Dialogen, Spannung und regional gefärbtem Augenzwinkern zu verbinden. Bei seiner Erstausstrahlung sahen 5,30 Millionen Menschen zu.

Der letzte der bisher vier ausgestrahlten Filme der Reihe lief Anfang Februar im ZDF. Nachdem vor Kurzem die Schwangerschaft von Hauptdarstellerin Nina Gummich bestätigt wurde, kam in den Medien die Frage auf, ob dies "Theresa Wolff" beeinflussen könne. Doch Zuschauerinnen und Zuschauer müssen sich keine Sorgen um die Zukunft der Reihe machen, wie das ZDF gegenüber "TV Spielfilm" bestätigte: "Im Mai haben wir die Dreharbeiten mit Nina Gummich zur 7. Folge der Reihe 'Theresa Wolff' abgeschlossen. Nun geht Nina Gummich in die Babypause. Wir wünschen ihr alles Gute. Die Zuschauer werden davon erst einmal nichts merken, denn wir haben noch drei neue Folgen auf Vorrat." Die erste davon wird aller Voraussicht nach erst 2025 zu sehen sein.

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