Tatort: Borowski und der Himmel über Kiel - So. 28.07. - ARD: 20.15 Uhr

Axel Milberg in einem Genre-Klassiker

24.07.2024 von SWYRL/Kai-Oliver Derks

Christian Schwochows "Tatort: Borowski und der Himmel über Kiel" von 2015 gilt als Genre-Klassiker, der in der Sommerpause eine verdiente Primetime-Ausstrahlung erfährt. Der Film ist vor allem brutal ehrlich: Es geht um Drogen. Aber nicht um ihre Beschaffung, sondern um ihren Konsum.

Wenn es auch Aufgabe des "Tatorts" ist, ein Stück Wirklichkeit Deutschlands abzubilden, dann war dieser Film vom Januar 2015 überfällig. Viel zu selten wurde bis dahin das Thema "Drogen" im modernen Fernsehen thematisiert. Und wenn, dann ging es in vielen Krimis meist um Dealer oder kriminelle Organisationen, die eine anonyme Masse mit Drogen versorgte. Im Kieler "Tatort" mit den Ermittlern Borowski (Axel Milberg) und Sarah Brandt (Sibel Kekilli) ist es anders. Da bekamen die Menschen, die auf Droge sind, ein Gesicht. Und nein, kein klischeehaft gezeichnetes, sondern ein schönes, sympathisches, sehnsuchtsvolles. "Borowski und der Himmel über Kiel" war damals ein außergewöhnlich mutiger "Tatort". Ein Film, der sich mit schonungsloser Ehrlichkeit eines brisanten Themas annimmt.

Star-Regisseur Christian Schwochow ("Bad Banks") inszenierte in seinem bislang einzigen "Tatort" folgende Mord-Geschichte: Mit einem Beil trennt ein Unbekannter dem da wohl bereits toten Mike den Kopf ab. Er wird gefunden in einem Fluss nahe Mundsforde, einem kleinen Dorf bei Kiel. Kommissar Borowski und seine Kollegin Sarah Brandt nehmen die Ermittlungen auf und stellen bald fest: Mike, 20 Jahre jung, war abhängig von Crystal. Den entscheidenden Hinweis zu seiner Identität, die lange unklar bleibt, erhalten sie schließlich von der jungen Rita (Elisa Schlott), die bis vor einer Weile eine Beziehung zu Mike unterhielt. Eine, die auf den Drogen fußte. Rita, das weiß der Zuschauer früh, wird offensichtlich von Dealern unter Druck gesetzt, der Polizei keine Auskunft zu geben. Das Mädchen wird es trotzdem tun. Und sie wird dafür gleich mehrfach bezahlen.

Abonniere doch jetzt unseren Newsletter.

Abonniere doch jetzt unseren Newsletter
Mit Anklicken des Anmeldebuttons willige ich ein, dass mir die teleschau GmbH den von mir ausgewählten Newsletter per E-Mail zusenden darf. Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und kann den Newsletter jederzeit kostenlos abbestellen.

Alles wird intensiver: die Musik, der Sex und das, was man als Liebe zu fühlen glaubt

Natürlich geht es am Ende um die Suche nach Mikes Mörder und nach dessen Motiv. Im Mittelpunkt des Films steht sie aber nicht. "Borowski und der Himmel über Kiel" ist ein Film über Drogen, ihre Folgen und über jene Menschen, die sie nehmen. Warum es die junge Rita tut, die bald schon im Zentrum aller Ermittlungen steht? "Es ist einfach das geilste Gefühl der Welt", sagt sie selbst dann noch, als sie ihren ersten Entzug schon hinter sich hat. Autor Rolf Basedow ("Im Angesicht des Verbrechens") lässt sie freimütig erzählen, ja schwärmen von den Gefühlen, die Crystal Meth heraufbeschwört.

"Wenn man Menschen davor bewahren will, dass sie eine so gefährliche Droge wie Crystal Meth nehmen - und das ist wirklich ein Dreckszeug -, dann muss man sich mit der Faszination beschäftigen, die die Droge ausstrahlt. Man muss verstehen, worum es geht", sagte Christian Schwochow damals und erklärt so die mutige Strategie des Films. In Rückblenden wird gezeigt, wie Rita, ein ganz normales Abi-Mädchen aus solidem Haus, in Kontakt mit den Drogen gerät. Es geschieht einfach so. Eben weil es auch Mike nimmt. Und weil das Leben danach eine einzige Party ist, die niemals aufzuhören scheint. Alles wird intensiver erlebt - die Musik, der Sex und das, was man als Liebe zu fühlen glaubt.

Axel Milberg macht 2025 Schluss

Dass der "Tatort: Borowski und der Himmel über Kiel" (Erstausstrahlung: 25.1. 2014, 10,7 Millionen Zuschauer) zu einem der besten Krimis der Kultreihe gehört, liegt an seiner uneitlen und sich allein dem Thema verpflichtenden Inszenierung. Zum anderen an Axel Milberg und Sibel Kekilli, die sich völlig in den Dienst der Sache stellen und ihre Figuren nicht wichtiger nehmen als den Film als Ganzes. Vor allem aber fußt die Nachhaltigkeit des Krimis auf der schauspielerischen Leistung der damals 20-jährigen, noch recht unbekannten Darstellerin Elisa Schlott. Ihr gelang das Kunststück, die junge Rita so zu spielen, dass man sie nicht mehr vergisst.

Die Primetime-Sonntagskrimi-Pause im Ersten dürfte am 1. September vorbei sein. Bis inklusive Sonntag, 25. August, stehen allerdings noch Wiederholungen auf dem "Spielplan" für 20.15 Uhr. Axel Milberg, der sich bekanntlich von seinem "Am" als Ermittler im Norden zurückzieht, wird dann noch zweimal als Klaus Borowski zu sehen sein. Sein letzter Fall, der bereits Anfang 2024 abgedreht wurde, wird 2025 im Ersten laufen. Immerhin: Insgesamt werden noch drei Fälle mit ihm ausgestrahlt: "Borowski und das hungrige Herz", "Borowski und das zweite Leben" und - wohl zum Abschied - "Borowski und das Haupt der Medusa" lauten die Titel.

Das könnte dir auch gefallen


Trending auf SWYRL