Die Beatles in Hamburg - Fr. 10.01. - ARTE: 22.35 Uhr

Erst St. Pauli, dann die ganze Welt

08.01.2025 von SWYRL/Jonas Decker

Sie spielten in einem Stripclub, wurden verhaftet und mögen wohl noch manch andere Dinge erlebt haben, von denen die Öffentlichkeit vielleicht nie erfahren wird: Eine neue ARTE-Doku erzählt davon, wie die Beatles vor der großen Weltkarriere erst einmal St. Pauli eroberten.

Die Beatles, die größte Rockband aller Zeiten? Nach heutigen Genre-Standards klingen viele ihrer Hits vor allem nach Pop. Aber wie echter, dreckiger Rock'n'Roll klingt, schmeckt und riecht, das wussten sie schon ganz früh. Von August bis Dezember 1960, noch vor dem Aufstieg zu Weltruhm, nahmen John, Paul und Co. auf St. Pauli eine mächtig salzige Prise davon. Eine neue Dokumentation, die ARTE als Erstausstrahlung zeigt, widmet sich gezielt diesen wilden Monaten in Hamburg.

Berlin hat seine David-Bowie-Geschichten, München darf sich mit Freddie Mercury brüsten, und in Hamburg kann man sagen: Wären die Beatles zu Beginn ihrer Karriere nicht hier gewesen, hätte es die spätere Beatlemania vielleicht nie gegeben. Allan Williams, erster Manager der Beatles, brachte die Band persönlich in seinem Kleinbus in die deutsche Hafenstadt, wo britische Rockmusiker in den frühen 60-ern sehr gefragt waren. John Lennon, Paul McCartney, George Harrison, Stuart Sutcliffe und Pete Best (die damalige Besetzung der Gruppe) waren noch halbe Kinder und teilweise nicht einmal volljährig, aber sie wollten diese Chance nutzen. Und ein bisschen was erleben wollten sie natürlich auch. Im Film wird manche Eskapade im Hamburger Rotlichtmilieu angedeutet, unter anderem wurden die Musiker auch einmal verhaftet.

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"In Liverpool geboren, aber in Hamburg groß geworden"

Regisseur Roger Appleton hatte jenseits einiger Archivfotos nicht sonderlich viel Beatles-Originalmaterial aus den Hamburg-Monaten zur Verfügung. Aber er macht in seinem knapp einstündigen Film greifbar, in was für eine spezielle Szene die Beatles da eintauchten und wie entscheidend sich diese Zeit auf die weitere Karriere der Band auswirkte. Anekdotische Kommentare von Zeitzeugen aus Hamburg, Wegbegleitern der Band und den Musikern selbst vervollständigen das Bild.

Ihr erstes Engagement führte die Beatles in den Nachtclub Indra, den McCartney als "finsterstes Loch von Hamburg" in Erinnerung hält. 30 Minuten Musik, 30 Minuten Striptease, dann wieder 30 Minuten Musik und so weiter, so sei das in manchen Nächten bis zu acht Stunden lang gegangen. Eine "aufregende" Zeit, wie mehrere (Ex-)Bandmitglieder es im Rückblick vieldeutig umschreiben, mit vielen wertvollen Erfahrungen. Zwischen Ganoven, Prostituierten und besoffenen Matrosen erlernten die Beatles ihr "Bühnenhandwerk". Als sie dann nach Großbritannien zurückkehrten, waren sie nicht nur mit ein paar coolen neuen Lederklamotten ausgestattet, sondern vor allem auch mit einem ganz neuen künstlerischen Selbstverständnis. In den Worten von John Lennon: "Wir sind in Liverpool geboren, aber in Hamburg groß geworden."

Tipp für Fans: Unmittelbar vor "Die Beatles in Hamburg" wiederholt ARTE das Doku-Porträt "Paul McCartney - Eine Beatles-Legende" (21.45 Uhr). Der Film, der erstmals zu McCartneys 80. Geburtstag im Juni 2022 ausgestrahlt wurde, zeichnet den Werdegang des legendären Songschreibers, Sängers und Bassisten nach - vom Erhalt der ersten Gitarre bis zu seinen vielfältigen künstlerischen Aktivitäten in der Gegenwart. Neben Weggefährten wie dem Hamburger Bassisten Klaus Voormann und Biograf Barry Miles kommt unter anderem auch BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken zu Wort. Regie führte McCartney-Kennerin Judith Voelker.

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