Das sind die besten Rock-Alben der 2000-er
Die 2000-er waren eine Dekade der Gegensätze. Das verdeutlicht auch ein Blick auf die großen Rockalben der Dekade, die von Retro-Trends über Crossover-Spagate bis zu mit Elektronik liebäugelnden Futurismus für jeden etwas zu bieten hatten. Auch "Hybrid Theory" von Linkin Park, das am 24 Oktober 2025 sein 25-jähriges Jubiläum feiert, ist ein Album der Gegensätze. Welche Platten es sonst noch in unsere Liste der besten Rock-Alben der 2000-er geschafft haben, verrät die Galerie.
© James Minchin / WarnerLinkin Park - Hybrid Theory (2000)
Mit Linkin Parks "Hybrid Theory" verdeutlicht ein Rock-Highlight gleich zu Beginn des Jahrzehnts das Prinzip des gelebten Gegensatzes, brachte es doch Metal, Hip Hop und Emo zusammen, als wäre das eine Selbstverständlichkeit. Der Erfolg gab der Band recht: "Hybrid Theory" wurde zum Megaseller und ist bis heute ein strahlender Stern am Nu-Metal-Himmel geblieben.
© Warner Bros.Deftones - White Pony (2000)
Die Deftones entstammten zwar nicht der Nu-Metal-Szene, ihr so emotionaler wie harter Alternative-Metal war aber prädestiniert dazu, von dem Erfolg von Bands wie Linkin Park zu profitieren. Dass sie 2000 mit "White Pony" ein abenteuerfreudiges Album ablieferten, auf dem sie ihren Sound mit einer breiten Palette an Genre-fremden Einflüssen erweiterten, passte da gut ins Bild.
© MaverickArcade Fire - Funeral (2004)
Für ein Debütalbum klingt Arcade Fires "Funeral" ganz schön erwachsen. Das liegt daran, dass die Bandmitglieder zuvor mit einigen Todesfällen in ihrem näheren Umfeld zu kämpfen hatten, womit sich neben den Songs auch der Albumtitel erklärt. Die erste Hälfte ist zudem ein kleines Konzeptalbum über eine Stadt inmitten eines Stromausfalls mitten im Winter. Die an Chamber- und Baroque-Pop geschulten Indie-Rock-Songs leisteten ihr übriges und Arcade Fire wurden nicht zu Unrecht zur Indie-Sensation.
© Merge RecordsThe Strokes - Is This It (2001)
Wenn es ein Album gibt, auf welches sich das Indie-Rock-Revival der frühen 2000-er zurückführen lässt, dann ist es unbestritten dieses. Mit "Is This It" gelang den Strokes gleich mit dem Erstling der große Wurf. Der Ruch des Verbotenen umwehte die Platte nicht nur wegen des Covers, das in den prüfen USA gegen ein anderes ausgetauscht wurde. Die polizeikritische Nummer "New York City Cops" wurde nach den Anschlägen vom 11. September als pietätlos wahrgenommen und von den nächsten Pressungen des Albums entfernt.
© RCAThe Libertines - Up the Bracket (2002)
Wenn The Strokes die Beatles des Indie-Rock-Revivals waren - einflussreich, zugänglich, bis ins kleinste Detail durchkomponiert -, dann waren sie die Rolling Stones: The Libertines. Ihre Musik war anarchischer, wirkte gefährlicher, dazu ließ das Front-Duo Pete Doherty und Carl Barat kaum einen Skandal aus. Produziert wurde ihr Debütalbum "Up the Bracket" von The-Clash-Gitarrist Mick Jones.
© Rough TradeThe White Stripes - Elephant (2003)
Eine der bekanntesten Melodien des 21. Jahrhunderts findet man auf diesem Album. Das Gitarren-Riff von "Seven Nation Army" hat es bis in die Sportstadien der Welt geschafft, selbst wer noch nie von den White Stripes gehört hat, dürfte es kennen. "Elephant" hat aber noch viel mehr zu bieten. Leidenschaftlich gespielter Garage-Rock, der mit Songwriting-Konventionen bricht, und eine ganz spezielle Bandchemie nämlich.
© XL RecordingsRadiohead - In Rainbows (2007)
Kaum eine Band sprengte die Grenzen dessen, was man unter Rockmusik versteht, in den 2000-ern so konsequent wie Radiohead. Diese Entwicklung hatte ihre Wurzeln in "OK Computer" (1997), 2000 wurde "Kid A" noch experimenteller und 2007 gipfelte die Experimentierfreude in "In Rainbows". Was war das jetzt? Art-Rock? Alternative-Electro? Vergessen wir die Schubladen: In erster Linie ist "In Rainbows" ein voller künstlerischer Erfolg und eine der besten Platten der Dekade.
© XL RecordingsRed Hot Chili Peppers - By the Way (2002)
Die Red Hot Chili Peppers haben das 20. Jahrhundert als eine der erfolgreichsten Rockbands des Planeten abgeschlossen und machen in den 2000-ern weiter, wo sie aufgehört hatten. "By the Way" erfand das Chili-Rad gewiss nicht neu, knüpfte aber souverän am Meisterwerk "Californication" (1999) an, ließ aber gleichzeitig Raum für einen introvertierteren Ansatz im Songwriting. Zu hören gab es mainstreamtaugliche Rockmusik mit Funk-Einschlag, auf die sich alle einigen konnten: Weltweit landete die LP in den Top 3 der Charts.
© Warner Bros.System of a Down - Toxicity (2001)
Wie die Deftones auch fanden System of a Down im kulturellen Klima der frühen 2000-er das ideale Umfeld für ihre Spielart des Alternative Metal. Die Band um Sänger Serj Tankian war ein Stück weit aggressiver und wütender auf die Welt. 2001 wurde ihr Album "Toxicity" nicht zuletzt wegen des Überraschungshits "Chop Suey!" zum Bestseller. Die Texte gingen mit dem amerikanischen Justizsystem, der Polizei und der CIA ins Gericht. Vor allem nach dem 11. September musste die Band für viele Konservative in den USA dafür als Buhmann herhalten.
© American RecordingsGreen Day - American Idiot (2004)
Zehn Jahre nach ihrem Durchbruchsalbum, dem Megaseller "Dookie", war Green Days Stern wieder gesunken. Das neue Jahrtausend begannen die US-Amerikaner mit einem Flop ("Warning", 2000). Mit "American Idiot" gingen Billie Joe Armstrong und Co. aufs Ganze: eine Punkrock-Oper, das das gesellschaftliche Klima in den USA nach 9/11 und dem Beginn des Irak-Kriegs thematisierte. Die Risikobereitschaft wurde belohnt: Das Konzeptalbum etablierte Green Day als eine der ganz großen amerikanischen Rockbands.
© Reprise RecordsRammstein - Mutter (2001)
Mit "Mutter" festigten Rammstein 2001 ihren Status als zutiefst deutsches, international bekanntes Rock-Phänomen. Vom Coverfoto, das einen abgestorbenen Fötus zeigt, bis zu den Songtexten und natürlich den harten, an Industrial-Metal geschulten Gitarren, ist "Mutter" harter Tobak - der sich als massentauglich erwiesen. Ganze sechs Singles warf die LP ab, in Deutschland erreichten vier davon Goldstatus. Das Album selbst belegte in Deutschland, Österreich und der Schweiz den ersten Platz der Charts.
© MotorWir sind Helden - Die Reklamation (2003)
New Wave aus Deutschland, mit 20 Jahren Verspätung. Auch die Musik von Wir Sind Helden umwehte ein Hauch von Retro. Aber wer kann einer Platte wie "Die Reklamation", die die Band um Judith Holofernes 2003 veröffentlichte, schon daraus einen Strick drehen, wenn sie doch so viel Charme und Leichtigkeit hat? Eines der besten deutschen Alben der Dekade.
© Vertigo RecordsPJ Harvey - Stories from the City, Stories from the Sea (2000)
Im Gegensatz zu ihren eher düsteren und/oder wütenden Alben aus den 1990-ern ist PJ Harveys "Stories from the City, Stories from the Sea" eine geradezu fröhliche Angelegenheit. Darauf zu hören: Pop-Rock mit Indie-Edge, dazu singt Harvey bevorzugt über Verlangen und Sehnsucht, zum Beispiel mit Radioheads Thom Yorke auf "This Mess We're In".
© Island RecordsQueens of the Stone Age - Songs for the Deaf (2002)
Eine wilde Autofahrt von Los Angeles nach Joshua Tree gefällig? Auf "Songs for the Deaf" lieferten Queens of the Stone Age genau das in Form eines Rockalbums. Das Konzeptalbum wurde zum bis dahin größten Erfolg der Band um Josh Homme, der in den 90-ern bereits mit Kyuss Pionierarbeit im Bereich des Stoner Rock geleistet hatte. Das Album wurde zur QOTSA-Platte, die in den USA Goldstatus erreichte, in Europa ging sie mehr als eine Million mal über die Ladentheken: Platin.
© Interscopeblink-182 - blink-182 (2003)
Bekannt geworden sind blink-182 eigentlich als pubertäre Spaß-Pop-Punker. Schon die Namen ihrer Erfolgsalben "Enema of the State" (1999) und "Take Off Your Pants and Jacket" (2001) zeugen von einer stolz vorgetragenen Unreife. Vielleicht erklärt sich so auch, warum das plötzlich so erwachsen klingende Album von 2003 keinen richtigen Namen hatte. Introvertierter waren sie geworden, bewegten sich weg von der Pop-Punk-Formel und konnten eines ihrer großen Idole für einen Gastauftritt gewinnen: Robert Smith von The Cure.
© GeffenMy Chemical Romance - The Black Parade (2006)
Die 2000er-Jahre waren auch die Blütezeit einer seinerseits gerne verlachten Jugendbewegung: Emo. Das Schlüsselwerk des Emo ist zweifellos "The Black Parade" von My Chemical Romance, eine weitere Rock-Konzeptplatte der Dekade. Das Thema ist dann auch so deprimierend, wie man es erwartet: Das Album handelt von einem krebskranken Mann, der sich dem Ende seines Lebens nähert. Musikalisch gibt es Glam-Punk mit Alternative-Einschlag, der durchaus mitreißen kann. Nur nicht zu fröhlich werden dabei.
© Reprise RecordsSlipknot - Iowa (2001)
Slipknot verstehen, wie man Interesse weckt. Die Vorliebe von Metalbands, mit Horror-Elementen zu spielen, bedienten sie, indem sie komplett maskiert auftraten. Die neun (!) Mitglieder sahen in ihren Bühnenoutfits aus, als wären sie einem Film von Wes Craven entlaufen, dazu kannte kaum jemand ihre Gesichter. Die Musik war auch gut: Zu brachialen Riffs legten sie ihr Hände genüsslich in die Wunden des konservativen Amerika - wie ein guter Horrorfilm eben.
© Roadrunner RecordsTool - Lateralus (2001)
Der Name Tool steht heute fast schon synonym für vertrakte Rhythmen und komplizierte Arrangements. Eingeleitet wurde diese Entwicklung 2001 durch "Lateralus", mit dem die US-Amerikaner ihre Entwicklung vom Alternative- zum Progressive-Metal vollendeten. "Lateralus" ist ein Album, das seine Hörerinnen und Hörer herausfordert - und das 79 Minuten lang. In Prog-Kreisen erlangten Tool hier Kultstatus.
© VolcanoInterpol - Turn On the Bright Lights (2002)
Die nächsten Revivalisten aus New York: Interpol klangen aber deutlich düsterer als Strokes oder Yeah Yeah Yeahs, hier hatte eindeutig jemand viel Joy Division gehört. Die charismatische tiefe Stimme von Sänger Paul Banks tat ihr übriges, um Assoziationen zu den Post-Punk-Pionieren aus Manchester zu wecken. Die Songs hatten aber auch ihre eigene Klasse, was besonders dem Erstling "Turn On the Bright Lights" anzuhören ist.
© Matador RecordsVampire Weekend - Vampire Weekend (2008)
Eine sehr außergewöhnliche Indie-Rock-Platte lieferten Vampire Weekend 2008 mit ihrem Debüt. Mit den zahlreichen Revivals der Vorjahre hatte ihr selbstbetiteltes Album wenig zu tun, stattdessen schufen die US-Amerikaner mit ihrem Mix aus Indie, New Wave, Afropop und Chamber-Pop einen ganz eigenen Sound, der bis heute unimitiert geblieben ist. Die Songs waren noch dazu clever geschrieben, tanzbar und machten in erster Linie eine Menge Spaß. Ein gelungener Auftakt für die bevorstehenden optimistischeren Obama-Jahre.
© XL RecordingsWilco - Yankee Hotel Foxtrot (2002)
Wilco sind mit mindestens einem Bein in der Americana-Tradition verwurzelt, haben aber auch ein laut pochendes Indie-Herz. Beides kombinierten sie mit etwas Experimentierfreude und zeitlosem Songwriting und fertig war "Yankee Hotel Foxtrot", das von der Kritik glatt zum "'Kid A' der Americana" ernannt wurde.
© Nonesuch RecordsDie Ärzte - Jazz ist anders (2007)
Als Die Ärzte für den Silvesterabend 2006 nach längerer Zeit ein großes Stadionkonzert ankündigten, dauerte es nicht lange, bis Auflösungsgerüchte die Runde machten. Stattdessen kündigten die Berliner ein neues Album an, das dann 2007 auch erschien und zum erfolgreichsten ihrer Karriere wurde. "Jazz ist anders" strotzte nur so von Hits ("Junge", "Lasse redn", "Perfekt"), war witzig und abwechslungsreich. Bonuspunkte für die kreative Verpackung: Die Platte sah nicht nur aus wie eine Pizza, sie kam auch in einem Pizzakarton.
© Hot Action RecordsIron Maiden - Brave New World (2000)
1999 kehrten die verlorenen Söhne Bruce Dickinson (Gesang) und Adrian Smith (Gitarre) zu Iron Maiden zurück und führten die Heavy-Metal-Institution so aus einer Durststrecke mit schlechten Kritiken und sinkenden Verkaufszahlen. 2000 veröffentlichten sie mit "Brave New World" eine amtliche Comeback-Platte voller klassischer Metal-Brettern in modernem Sound. Das Album wurde von Kritik wie Fans begeistert aufgenommen.
© EMIFranz Ferdinand - Franz Ferdinand (2004)
Funky, punkig, verspielt und vor allem spaßig: Wer eine gute Zeit haben wollte, war bei Franz Ferdinand richtig. Zwar zählten Kritiker die Schotten zum Garage-/Post-Punk-Revival, doch sie als Retroband abzustempeln, würde Franz Ferdinand nicht gerecht. Die Band entwickelte eine ganz eigene Formel, der sie bis heute weitgehend die Treue gehalten hat. Am besten funktionierte sie aber hier, gleich zu Beginn ihrer Karriere, auf dem selbstbetitelten Debütalbum der Band.
© DominoSleater-Kinney - The Woods (2005)
Wenn der Loudness War einen Sieger hatte, dann war es wahrscheinlich diese Platte: Auf "The Woods" ist alles auf Anschlag: die zickzack-artigen Gitarren von Carrie Brownstein, das mit präziser Wucht gespielte Schlagzeug von Weltklasse-Drummerin Janet Weiss und die geballte Kraft in der Stimme von Corin Tucker. Mit "The Woods" veröffentlichten die der Riot-Grrrl-Szene entstammenden Sleater-Kinney ein Rockbrett vor dem Herren, gingen mit Pearl Jam auf Tour und - lösten sich vorübergehend auf.
© Sub PopSparks - Hello Young Lovers (2006)
Eines der außergewöhnlichsten Rockalben der Dekade brachten 2006 die wandelfähigen Mael-Brüder alias Sparks heraus. Die einstigen Glam-Rocker, die dann zu Pioniere des Synth-Pop wurden, hatten im neuen Jahrtausend eine erneute Kehrtwende eingeleitet. Das Ergebnis: experimenteller bis dadaistischer Art-Rock, der sich Genrekonventionen entzieht, aber statt verkopft richtig witzig ist. Die BBC setzte die Single "Dick Around" wegen ihres Titels auf ihre rote Liste, wogegen die Mael-Brüder erfolgreich Beschwerde einlegten.
© Lil' Beethoven / BMGYeah Yeah Yeahs - It's Blitz! (2009)
In den späteren 2000-ern gewannen Synthesizer auch unter Rockbands wieder an Popularität. Eines der besten Zeugnisse dieses Trends ist "It's Blitz!" von den Yeah Yeah Yeahs, die ursprünglich Teil des Garage-Rock-Revivals um The Strokes gewesen waren. Ihre Wucht behielt die Band um Frontfrau Karen O. bei, der Dance-Punk-Kracher "Heads Will Roll" durfte lange in keiner Indie-Disco fehlen.
© Interscope Records