The Offspring
Zusammen mit Green Day traten The Offspring 1994 ein großes Punk-Revival los. Am 11. Oktober veröffentlicht die Band um Sänger Dexter Holland (zweiter von rechts) ihr elftes Studioalbum "Supercharged". Ein willkommener Anlass, um zu fragen, was aus all den Punkbands der 1990-er eigentlich geworden ist.
© Sony BMGGreen Day
1994 wird Green Days Album "Dookie" zum Megaseller. Der Erfolg hat keinen geringen Anteil am Punk-Revival der 1990-er. Zunächst kann die Band nicht an den Erfolg ihres Durchbruchs anknüpfen, doch nach der Jahrtausendwende können sie die Verkaufszahlen von "Dookie" sogar toppen: Sowohl "American Idiot" (2004) als auch "21st Century Breakdown" (2009) werfen mehrere Hits ab.
© 2004 Getty Images/Jo HaleGreen Day
Heute sind Armstrong (Mitte), Tre Cool (links) und Mike Dirnt immer noch aktiv. Anfang des Jahres erschien ihr neues Album "Saviors" und im Sommer standen sie erneut als Headliner bei den Schwesternfestivals Rock am Ring und Rock im Park auf der Bühne.
© 2024 Getty Images/Frazer HarrisonThe Offspring
Im gleichen Jahr wie Green Day starteten auch The Offspring so richtig durch. Ihr Album "Smash" hatte weniger Pop-Songs und dafür stärkere Alternative-Anleihen, das hielt es aber nicht davon ab, zum zweiten Meilenstein des Punk-Revivals zu werden. Den Ohrwurm des Mitsingrefrains von "Self Esteem" ist so manch einer bis heute nicht losgeworden. 1998 legten sie mit dem Erfolgsalbum "Americana" mitsamt der Hit-Single "Pretty Fly" noch einen drauf.
© Brenda ChaseThe Offspring
Am Freitag veröffentlicht die Band ihr elftes Studio-Album. Von der ursprünglichen Besetzung sind allerdings nur noch Sänger Dexter Holland (Mitte) und Gitarrist Noodles (rechts) dabei. Ex-Bassist Greg Kriesel und Ex-Drummer Ron Welty schieden beide unfreiwillig aus der Band - und klagten später, weil sie sich um die fortlaufenden Gewinne durch die Hits aus der gemeinsamen Zeit betrogen sahen. Welty verlor vor Gericht, Kriesel konnte sich mit seinen Ex-Kollegen außergerichtlich einigen.
© 2023 Getty Images/Kevin WinterBad Religion
Bad Religion beeinflussten mit ihren klassischen Alben "Suffer" (1988) und "No Control" (1989) nicht zuletzt auch die Punk-Bands der 1990-er. Zur gleichen Zeit feierten die Pioniere ihren eigenen Durchbruch mit den Alben "Recipe for Hate" (1993) und "Stranger Than Fiction" (1994). Kurz darauf verließ Gitarrist Brett Gurewitz die Band, warf seinen Kollegen Ausverkauf vor und investierte seine Zeit lieber in seine Plattenfirma Epitaph, bei der auch The Offspring unter Vertrag standen.
© 2005 Getty Images/Ethan MillerBad Religion
2001 kehrte Gurewitz zur Band zurück, verzichtet seitdem allerdings auf jegliche Touren, die stattdessen die fünf restlichen Bandmitglieder erledigen. Bad Religion touren regelmäßig, ihr letztes Album "Age of Unreason" erschien 2019. Seit 2020 ist die Rede von den Arbeiten an einem Nachfolgewerk - bislang gab es jedoch noch kein hörbares Ergebnis.
© Alice BaxleyPennywise
Auch sie unterschrieben bei Epitaph, dem Label von Bad-Religion-Gitarrist Brett Gurewitz: Pennywise. Die Band um Sänger Jim Lindberg (links) stieß zwar nie in die Erfolgshöhen von Green Day oder The Offspring vor, dennoch erhielt jedes ihrer zwischen 1995 und 1999 veröffentlichten Alben Goldstatus. Überschattet wurde ihr Erfolg allerdings vom überraschenden Tod von Bassist Jason Thirsk im Juli 1996.
© Rodolphe Baras / IMAGO / Avalon.redPennywise
2009 verließ Lindberg die Band, kehrte aber 2012 wieder zurück. Ihr letztes Album "Never Gonna Die" veröffentlichten die Punkrocker 2018. Ein Nachfolger wurde bereits 2020 angekündigt, bislang jedoch nicht realisiert.
© 2003 Getty Images/Kevin WinterNOFX
Mit ihrem provokativen Sinn für Humor fielen NOFX unter den US-Punkbands der 1990-er besonders auf. 1994 wurde ihr fünftes Album "Punk in Drublic" im Zuge der Punkwelle zum Überraschungserfolg. Angebote von großen Majorlabels schlug die Truppe um Frontmann und Bassist Fat Mike (zweiter von links) bewusst aus. Im Booklet zu ihrem 1995 veröffentlichten Livealbum "I Heard They Suck Live" schrieben sie selbstbewusst: "Uns ging es all die Jahre auch ohne euch gut, also lasst uns allein!"
© Kevin Winter/Getty ImagesNOFX
Wer jetzt Lust bekommen hat, NOFX mal live zu sehen, muss leider enttäuscht werden. Die Band hat sich gerade frisch aufgelöst: Nach einer ausgiebigen Welttour mit zahlreichen namhaften Punkbands im Vorprogramm spielten NOFX am 6. Oktober 2024 in Los Angeles ihre allerletzte Show.
© Susan MossRancid
1993 fragten Rancid Green-Day-Frontmann Billie Joe Armstrong, ob er sich nicht ihrer Band anschließen wolle. Wie es mit Punk in den 1990-ern weitergegangen wäre, hätte er zugesagt, kann man nur spekulieren. An seiner Stelle stieg Lars Frederiksen (rechts) als Sänger und Gitarrist ein. Obwohl Rancid sich dem Underground stark verbunden fühlten und selten so poppig wurden wie Green Day feierten sie in den 1990ern einige Erfolge. Ihr Album "...And Out Come the Wolves" (1995) erreichte sogar Platin-Status.
© Frank Forcino-London / IMAGO / Avalon.redRancid
Rancid sind weiterhin aktiv mit Tim Armstrong (rechts, nicht zu verwechseln und auch nicht verwandt mit Billie Joe) und Lars Frederiksen als Front-Duo. Ihr aktuelles Album "Tomorrow Never Comes" erschien 2023. Im gleichen Jahr gingen sie mit Green Day und den Alternative-Ikonen The Smashing Pumpkins auf Tour.
© 2016 Getty Images/Kevin WinterAnti-Flag
Politik kam im Punk der 1990er selten kurz, doch kaum eine Band stellte sie so sehr in den Vordergrund wie Anti-Flag. "Die For The Government" lautete der Titel ihres 1996 erschienenen Debütalbums, der natürlich nicht als Aufforderung zu verstehen war, sondern als Kritik. Ihr Name, verteidigte sich die Band gegen Kritik aus dem konservativen Lager, sei nicht anti-amerikanisch zu verstehen, sondern pazifistisch.
© 2011 Getty Images/Cindy OrdAnti-Flag
Ob Anti-Flag ihre Ideale tatsächlich auch lebten, kann seit 2023 bezweifelt werden. Während einer Tour lösten sie sich auf und löschten sämtliche Social-Media-Kanäle. Am selben Tag hatte eine Frau Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen einen "Sänger in einer politischen Punkband" erhoben, der sich später als Anti-Flags Justin Sane (links) entpuppte. Sane stritt die Vorwürfe ab - die Anzahl der Frauen, die Sane sexuellen Missbrauch vorgeworfen haben, ist seitdem jedoch gestiegen. Jene Frau, die die ersten Vorwürfe erhoben hatte, hat im November 2023 Klage gegen den Sänger eingereicht.
© Josh Massieblink-182
blink-182 stießen verhältnismäßig spät zum Punk-Revival der 90-er hinzu. Ihr Album "Dude Ranch" war 1997 ein Achtungserfolg, doch erst mit dem Nachfolger "Enema of the State" (1999) spielten sie sich in den Pop-Punk-Olymp. Das Album, mitsamt der Hit-Singles "All The Small Things" und "What's My Age Again?", knackte weltweit die Top 10. Auch die Nachfolger "Take Off Your Pants and Jacket" (2001) und "blink-182" (2003) waren Bestseller, obwohl sie für letzteren deutlich ernstere Töne anschlugen als auf den teilweise sehr albernen Songs, mit denen sie bekannt geworden waren.
© Scott Gries/Getty Imagesblink-182
2005 kündete die Band eine "unbefristete Pause" wegen kreativer Differenzen an. Die Mitglieder gründeten neue Bands - Tom DeLongue (Mitte) Angels & Airwaves, Mark Hoppus (rechts) und Travis Barker +44. 2011 fanden sie wieder für das Album "Neighborhoods" zusammen. Vier Jahre später verließ DeLongue die Band, Hoppus und Barker machten mit Matt Skiba von der Emopunk-Band Alkaline Trio weiter. 2022 wurde der Wiedereinstieg DeLongues verkündet, 2023 erschien das neue Album "One More Time...".
© Rory KramerDie Toten Hosen
Auch in Deutschland machte sich das US-dominierte Punk-Revival bemerkbar. Davon profitierten jedoch vor allem zwei bereits etablierte Bands. Eine davon: Die Toten Hosen. 1982 in Düsseldorf gegründet, konnte die Gruppe um Sänger Campino (vorne rechts) schon 1983 mit ihrem Debütalbum "Opel-Gang" Aufsehen erregen. Seit der Veröffentlichung des Albums "Kauf mich!" 1993 scheint ihr Erfolg jedoch keine Grenzen mehr zu kennen. Das 1996 veröffentlichte "Opium fürs Volk" warf die Hit-Single "Zehn kleine Jägermeister" ab und wurde bis heute über eine Million mal verkauft.
© JKPDie Toten Hosen
Seit "Kauf mich!" konnte jedes Studio-Album der Toten Hosen die Spitze der deutschen Charts erobern. In den letzten Jahren widmete sich die Band vor allem sozialen Themen - etwa Benefizkonzerten für Geflüchtete aus der Ukraine - und der Verwaltung des eigenen Erbes. 2022 erschien das Best-of "Alles aus Liebe: 40 Jahre Die Toten Hosen". Zuvor war mit "Learning English Lesson 3: Mersey Beat!" ein Coveralbum erschienen, mit dem Campino seinen britischen Wurzeln Tribut zollte.
© Robert EikelpothDie Ärzte
Die zweite große deutsche Erfolgspunkband sind natürlich sie: Die Ärzte. Ebenfalls 1982 gegründet, werden Die Ärzte seit jeher von der Doppelspitze aus Gitarrist Farin Urlaub (links) und Drummer Bela B. angeführt. 1988 hatten sich Die Ärzte eigentlich aufgelöst, ihr Comeback 1993 hatte hervorragendes Timing. Mit Alben wie "Planet Punk" (1995), "13" (1998) und "Jazz ist anders" (2007) konnten die Berliner ihren Erfolg stets steigern. Seit ihrer Reunion hatten sie fünf Nummer-Eins-Hits in den Singles-Charts.
© IMAGO / BRIGANI-ARTDie Ärzte
2013 beendeten Farin Urlaub (links), Bela B. (Mitte) und Rodrigo González die Tour zu ihrem Album "Auch" im Streit. Erst 2019 gingen sie wieder auf Tour - nie um einen Gag verlegen, spielten sie in zahlreichen europäischen Städten, aber in keinem einzigen deutschsprachigen Land. Seit diesem zweiten Comeback waren Die Ärzte daueraktiv: 2020 erschien das Album "Hell", 2021 gefolgt von "Dunkel" und ausgiebigen Touren. Zuletzt spielten sie drei ausverkaufte Konzerte auf dem Gelände des ehemaligen Flughafen Tempelhof in Berlin.
© Jörg Steinmetz