19.07.2024 von SWYRL/Bettina Friemel
Eine "Dinner"-Woche auf hohem kulinarischem Niveau geht bei Ulli (51) im Züricher Umland zu Ende. Der Finalabend hält noch mal Köstlichkeiten für Gourmets bereit, denn der Gastgeber kocht die Rezepte prominenter Kochstars nach. Ob das für den Wochensieg reicht?
"Ich glaube, ich kann schon für einen Amateur relativ gut kochen", gibt sich Ulli, der eigentlich aus Sachsen-Anhalt stammt, selbstbewusst. "Kochen ist Runterkommen", hält er das Handwerk für den perfekten Ausgleich zu seinem Job als Mathematik-Hochschullehrer. In Hüntwangen lebt er in einem 200 Jahre alten Bauernhaus: "Das war in ziemlich üblem Zustand. Das war nicht bewohnbar. Und dann haben wir das umgebaut." Jetzt ist alles modern mit viel Holz gestaltet, und die ländliche Gegend kommt Ulli gelegen: "Ich habe mir Wärmelampen organisiert, mit denen man eigentlich Hühner wärmt."
Nachdem Ulli die ersten Tage Probleme mit der Stimme gehabt hat, ist heute an seinem großen "Dinner"-Abend alles wieder gut. So kann er detailliert und voller Leidenschaft all seine Arbeitsschritte erklären. "Das schnelle Sößchen dauert 20 Stunden", deshalb hat Ulli einen Fond vorbereitet. Die Ortsnamen im Menü verweisen auf die prominenten Köche, deren Rezepte er nachkocht: Köln steht für Alfred Biolek, München für Eckart Witzigmann, Lyon für Paul Bocuse und Küsnacht für Horst Petermann. Es gibt:
- Vorspeise: Kölle - Loup de mer mit Vanillebutter
- Hauptspeise: München und ein wenig Lyon - Kartoffelbaumkuchen mit Pilzragout, Rinderfilet und schnellem Sößchen
- Nachspeise: Küsnacht - Crêpe mit Zitrusfrüchten und Zitronengras-Sorbet
"Heute reisen wir zum Ulli an die deutsche Grenze", freut sich Stella (27) auf den Ausflug aufs Land. Kulinarisch rechnet sie zu Recht mit "Fine Dining", denn Ulli schmeckte bei allen Menüs Komponenten heraus, die sonst niemandem aufgefallen sind.
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Mutprobe vor der Vorspeise
"Für mich wirkt das hier wie eine übergroße Sauna", kommentiert Ornella (36) das viele Holz an den Wänden. Während Ulli den Loup de mer zubereitet, machen die anderen eine Hausbesichtigung und kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Mit wiederholtem "Boah! Wow!" laufen sie von Raum zu Raum. "Mich erinnert es an ein Künstlerhaus", hatte Stella etwas ganz anderes erwartet. Highlight und Mutprobe zugleich: die begehbare Glasplatte. "Sterben wir zusammen", ermutigt Tim (33) die drei Damen, die sich nicht recht trauen, mit auf die transparente Fläche zu gehen. "Meinst du, das hält uns alle?", wagen sie sich einen Schritt nach vorne.
Dann geht's auch gleich mit der Vorspeise los. "Die Soße war ein Traum", kann Stella wenig aussetzen, außer dass sie die Fischhaut gerne knusprig gehabt hätte. "Die Vorspeise hätte man in einem nahezu Sternerestaurant serviert bekommen haben können", findet Kira (36). Dann verrät Ulli seinen Gästen das bis dahin geheime Motto "Coole alte Köche" und zeigt dabei auf sich.
Hauptgang lässt auf sich warten: "Ich hatte schon richtig Hunger"
"Das werden zwischen 15 und 20 Schichten sein, à 5 Minuten", braucht der Baumkuchen ziemlich viel Zeit. Deshalb hat Ulli die Beilage schon am Vormittag zubereitet. Abends muss er nur noch das Pilzragout und Rinderfilet garen. Doch auch das braucht eine Weile. Kurz vor neun stellen die Gäste am Tisch fest: "Wir haben Hunger." Bis halb zehn geben sie Ulli noch. Der schneidet den Baumkuchen in Streifen und klebt sie mit Püree zusammen - das dauert. Für Stella zu lang: "Ich hatte schon richtig Hunger." Ornella ruft: "Ulli, wie lange dauert es noch?"
Um 21:14 Uhr ist es endlich so weit, gerade noch im gesteckten Zeitrahmen. Das Gericht entspricht Tims Erwartungen: "Du hast uns nicht enttäuscht." Aber: "Der Aufwand ist zu groß für so, wie es geschmeckt hat." Zumindest der Aufwand der Demi Glace hat sich für Ornella gelohnt: "Die Soße ist die beste Soße, die ich je gegessen habe."
Das Zitronengras-Sorbet bezeichnet Ulli als "Geschmacksbombe": "Wenn man es mag, dann ist das die Offenbarung." Hoffentlich mögen alle das spezielle Aroma, das laut Stella bei Überdosierung "fast nach Parfum" schmeckt. Ornella hatte sich mehr erwartet: "Da war ich etwas enttäuscht. Es war einfach Zitrone."
"Die Speisen, die auf dem Tisch waren, die waren außergewöhnlich gut", zückt Kira die 10-Punkte-Karte. Die "Dinner"-Woche auf höchstem Niveau gewinnt am Ende Stella, denn Ulli kann ihr trotz 37 Punkten nicht das Wasser reichen.