Truck Stop
Seit über 50 Jahren "on the road": Truck Stop sind die bekannteste Country-Band Deutschlands. Doch wussten Sie, mit welcher Rock'n'Roll-Legende die Band einst auf Tour ging? Bei welcher Castingshow eines der Gründungsmitglieder landete? Und warum Truck Stop die erste Band in der ZDF-"Hitparade" waren? Nicht? Dann kommen hier unsere Fakten ...
© IMAGO / United Archives1. Keine Trucker bei Truck Stop
Auch wenn sie später mit Fernfahrerhymnen erfolgreich wurden: Kein Mitglied der Band war jemals Trucker. Als die Band Anfang der 70er-Jahre zusammenkam, waren sie ein bunt zusammengewürfelter Haufen: Sänger und Gitarrist Cisco Berndt war gelernter Maurer, Schlagzeuger Teddy Ibing studierte Zahnmedizin, Sänger und Geigenspieler Lucius Reichling Psychologie und Banjo-Mann und Leadgitarrist Erich Doll arbeitete als Grafiker.
© Telefunken2. Sie spielten auch Rock und Blues
Auf ihren ersten vier Alben sangen Truck Stop noch auf Englisch. Neben Coverversionen von Countryklassikern - etwa von Johnny Cash, Kris Kristofferson und Merle Haggard - spielte die Band auch klassische Blues- und Rockstücke nach, etwa "Hello Josephine" von Fats Domino. Der fand offenbar Gefallen daran: Die Rock'n'Roll-Legende nahm Truck Stop mit auf Europatournee, die die Band auch in die altehrwürdige Royal Albert Hall in London führte.
© Keystone/Getty Images3. Sie arbeiteten mit Herrn und Fräulein Menke zusammen
"Der wilde wilde Westen fängt gleich hinter Hamburg an / In einem Studio in Maschen gleich bei der Autobahn": Von Beginn ihre Karriere an nahmen Truck Stop ihre Songs gemeinsam mit Joe Menke in dessen Studio auf, das der Produzent sich 1964 im Keller seines Wohnhauses in Maschen eingerichtet hatte. Bis 1995 blieb er verantwortlich für den Sound der Band. Fun Fact: Seine Tochter Franziska, besser bekannt als NDW-Star Fräulein Menke ("Hohe Berge"), schrieb in den 90-ern Texte für Truck Stop.
© IMAGO / United Archives4. Udo Lindenberg war ein Vorbild
In Udo Lindenbergs "Stammkneipe", dem Onkel Pö im Hamburg, traten auch Truck Stop auf. Und der Deutschrocker diente ihnen später auch als Vorbild: Als die Band immer weniger Alben verkaufte, stellte sich laut Teddy Ibing die Frage: "Weitermachen oder auflösen? Zu der Zeit fing aber Udo Lindenberg mit seiner deutschsprachigen Rockmusik an. Das hat uns inspiriert und wir kamen auf die Idee, unsere Musik ebenfalls mit deutschen Texten zu singen", sagte Schlagzeuger Teddy Ibing im "Blick"-Interview.
© Udo Lindenberg Archiv5. Ein Hit für die Gurtpflicht
Einer ihrer ersten deutschen Hits war einmal mehr eine Coverversion: Aus dem Del-Reeves-Song "Girl On The Billboard" wurde "Die Frau mit dem Gurt", die Adaption stammt aus der Feder von Erich Doll und Holger Grabowsky. Während die Frau im englischen Original lediglich mit einem Handtuch bekleidet war, trug sie in der Truck-Stop-Version - passend zu einer Werbekampagne für die damals eingeführte Gurtpflicht - einen Sicherheitsgurt.
© Hindsight Records5. Hymne für Trucker(-Legende)
Den endgültigen Durchbruch schafften Truck Stop mit einer klassischen Truckerhymne, die drei Country-Legenden ein Denkmal setzte: "Ich möcht' so gern Dave Dudley hör'n" landete auf Platz 20 der Charts. Und dass obwohl die Mehrheit der Hörer Dave Dudley (Bild) und seine Trucker-Hymnen ("Truck Drivin' Son-of-a-Gun", "Trucker's Prayer"), aber auch Hank Snow und Charley Pride sicher nicht kannten.
© Sun Records6. Sie wären fast beim ESC gelandet
Fast hätten sie das "Lied für Jerusalem" gestellt: Im März 1979 nahmen Truck Stop mit "Take It Easy, altes Haus" an der deutschen Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest teil. Sie belegten zwar nur Platz zwei, hinter Dschinghis Khan ("Dschinghis Khan") und vor Paola ("Vogel der Nacht"), einer ihrer größten Hits wurde der Song dennoch.
© IMAGO / United Archives7. Sie waren die erste Band in der ZDF-"Hitparade"
Mit "Take It Easy, altes Haus" durften Truck Stop dann auch in der ZDF-"Hitparade" auftreten. Aber nur dank einer Regeländerung: "Was vielleicht nicht viele wissen, vor uns durften maximal Duos dort auftreten", erklärte Teddy Ibing 2023 im "Blick"-Interview. Nach dem Erfolg beim Vorentscheid hätte sich "Dieter Thomas Heck persönlich dafür eingesetzt, dass wir auch in die Sendung kommen. Damit waren wir die erste Band in der ZDF-'Hitparade'."
© IMAGO / United Archives8. Sie versuchten sich auch an New-Wave-Sounds
Immer den gleichen (Cowboy-)Stiefel runterspielen? Auch Truck Stop unterwarfen sich in den 80er-Jahren dem musikalischen Zeitgeist. Zumindest ein bisschen: Auf dem Album "Potz Blitz" von 1983 experimentierte die Band auch mit New-Wave-Synthie-Sounds (Anspieltipp: "Du und ich (im 3/4-Takt)"). Nachdem das Album kein großer Erfolg war, kehrten Truck Stop zu ihrem gewohnten Sound zurück.
© Metronome9. Ein Gründungsmitglied landete in einer Castingshow
Rainer Bach (Pedal-Steel-Guitar, Gesang, Gitarre) gehörte zu den Gründungsmitgliedern von Truck Stop, stieg aber 1983 aus. Denn ein Jahr zuvor hatte er im niedersächsischen Seevetal eine Zahnarztpraxis eröffnet, in der er bis 2013 arbeitete. Nebenbei machte er weiter Musik und komponierte Songs, bevor er Ende 2019 an einer Castingshow teilnahm: Bei "The Voice Senior" schied in den Sing-offs aus.
© SAT.1/André Kowalski10. Sie lieferten die Titelmelodie für einen Krimi-Dauerbrenner
"Große Haie, kleine Fische, viel Schatten, viel Licht ...": Wer die Titelmelodie der ARD-Vorabendserie "Großstadtrevier" hört, hat Jan Fedders Gesicht vor Augen und Truck Stop im Ohr: Auf Anfrage von Regisseur Jürgen Roland komponierten Songwriter Claus-Dieter Eckardt und Truck-Stop-Bassist Uwe Lost den Song 1986 für die Serie über ein fiktives Polizeirevier in St. Pauli.
© ARD / Thorsten Jander11. Rückkehr in die Charts - dank Raab
In den 90er-Jahren gelangen Truck Stop nur noch wenige Hits ("Männer mit Hut" landete 1993 auf Platz 86 der Charts), dank Stefan Raab schafften sie es allerdings das erste Mal an die Spitze: Bei "Maschendrahtzaun" begleiteten Truck Stop den damaligen "TV Total"-Moderator. Der Song toppte die deutschen und österreichischen Charts und verkaufte sich hierzulande mehr als 750.000-mal.
© ProSieben12. Noch ein Gründungsmitglied ist mit dabei
Mit Lucius Reichling, Cisco Berndt und Erich Doll sind inzwischen drei der Gründungsmitglieder bereits verstorben. Die Oldies der aktuellen Besetzung sind Knut Bewersdorff (dritter von rechts, Pedal-Steel-Guitar, Gesang, Gitarre), der seit 1983 dabei ist und Schlagzeuger Teddy Ibing (links), der tatsächlich seit 1973 hinter den Drums sitzt.
© Christian Barz / Hypertension Music13. Truck Stop waren nie weg
Sie veröffentlichen fast jedes Jahr ein neues Studioalbum, spielten in 50 Jahren mehr als 6.000 Konzerte auf der ganzen Welt: Truck Stop waren nie wirklich weg. Und zuletzt sogar wieder äußerst erfolgreich in den Charts: Das letzte Studioalbum "Liebe, Lust und Laster" (2021) landete in Deutschland auf Platz vier, die Jubiläumskompilation "50 Jahre" sogar auf Platz drei. Mit "Freiheit pur" (VÖ: 09.05.) erscheint nun ein neues Album.
© Stella Priess / Telamo