Die Toten vom Bodensee - Nemesis - Mo. 06.02. - ZDF: 20.15 Uhr

Die Neue vom Bodensee

03.02.2023 von SWYRL/Kai-Oliver Derks

Eine der besten Krimireihen des deutschen Fernsehens verliert seine Hauptdarstellerin: Die Nachfolgerin feiert in "Die Toten vom Bodensee - Nemesis" ihren Einstand.

Und sie kehrt nimmer zurück. Hieß es zunächst noch, Nora Waldstätten setze nur ein Jahr lang aus, steht nunmehr fest, dass die Schauspielerin endgültig aus der ZDF-Reihe "Die Toten vom Bodensee" ausgestiegen ist. "Nora Waldstätten, die 15 Folgen lang die österreichische Kommissarin Hannah Zeiler spielte, verlässt die Krimireihe nach neun erfolgreichen Jahren, um sich neuen Herausforderungen zuzuwenden", heißt es sehr formell beim ZDF. Wie groß dieser Einschnitt ist, wissen all jene, die die Reihe seit 2014 verfolgt haben.

Ihre Rolle der Kriminalinspektorin Hannah Zeiler war essenziell für den Charakter der Filme. Schweigsam, tiefgründig, spürbar ob ihrer Vergangenheit angeschlagen, beziehungsunfähig. Wie sie über die Jahre hinweg Vertrauen entwickelte zu ihrem Ermittlungspartner Micha Oberländer (Matthias Koeberlin), das war eine große, fesselnde, ja beinahe epische Geschichte. Man wird sehen, inwieweit die Reihe, die in ihrer langen Historie nie unter sechs Millionen Zuschauer hatte, fortan ihr Niveau halten kann.

Die Neue, Zeilers Nachfolgerin, wird gespielt von Alina Fritsch - "ein klassisches Third Culture Kid", wie die Schauspielerin selbst über sich sagt. Aufgewachsen in Amerika und auch in Wien. "Hier fühle ich mich als Amerikanerin, aber in Amerika fühle ich mich als Europäerin." Sie besuchte die American International School Vienna, studierte an der University of Warwick englische Literatur und Schriftstellerei und nahm Schauspielunterricht. Ihr Weg führte die Tochter eines Schauspielereherpaares ab der Saison 2014/15 ans Burgtheater Wien. Eine Reihe von TV-Produktionen folgten, zuletzt unter anderem die bemerkenswerte Serie "Freud" (ORF / Netflix).

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Alles - außer Kochen

"Nemesis" heißt ihr Debütfall. Michael Schneider setzte dabei als Regisseur das Drehbuch von Mathias Schnelting ("Helen Dorn") um. Es ist Schneltings erstes Engagement bei der ZDF-Reihe, und so unterscheidet sich dieser Film durchaus auch deutlich von seinen Vorgängern. Wurden bislang gerne mal düstere, von allerlei Bodensee-Mythen umgebene Geschichten erzählt, verzichtet dieser 16. Film der Reihe darauf. Es wird ein zwar komplexer, aber doch eher konventioneller Fall erzählt.

In einem Wald wird die Leiche von Martin Koschnick gefunden. Das gehörlose Mädchen Trischa (Kea Krassau) beobachtet Oberländer bei seinen Ermittlungen vor Ort, kann jedoch fliehen, als der Kommissar sie befragen will. Beinahe hätte er sie noch stellen können, doch ausgerechnet in diesem Moment kommt Luisa Hoffmann (Alina Fritsch) ins Spiel und verhilft ungewollt dem Mädchen zur Flucht. Wahrlich kein gute erste Begegnung für dieses neue Duo.

In der Unterkunft des Toten, der als Obdachloser in einer Art Aluwagen lebte, werden Fotos der Familie von Professor Lambeck, Leiter der Psychiatrischen Klinik am Bodensee, entdeckt. Auf jedem davon wurden den Familienmitgliedern die Augen ausgestochen. Offensichtlich hatte das Opfer eine Rechnung offen mit dem Lembecks. Oberländer und Hoffmann suchen jene nur auf den ersten Blick recht gewöhnliche Familie auf. Vater Robert (Heikko Deutschmann) steht alsbald unter Verdacht, unterhielt er doch eine Affäre mit einer Patientin. Womöglich wurde deswegen gar erpresst. Wusste seine Frau (Jutta Fastian) davon? Und welche Rolle spielt Hendrik Berger (Martin Feifel), Vater eben jener Patientin Stella und ein vom Schicksal gezeichneter ehemaliger Kriminaler?

"Die Toten vom Bodensee - Nemesis" ist ein klug angelegter Kriminalfilm, der seine wahre Tiefe erst Schicht für Schicht offenbart: Am Ende ist nur wenig so, wie es am Anfang schien. Mit Spannung beobachtet man aber vor allem den Einstieg der Neuen, die in einer Hinsicht ist wie ihre Vorgängerin: Sie redet nicht viel über sich selbst. Feststeht: In ihrem Beruf ist die ein Multitalent, sie beherrscht Gebärdensprache, ist selbstbewusst, macht viel mit sich selbst aus. Sie kann quasi alles - außer Kochen, wie sie eingesteht.

Wer dran bleibt bis zum Schluss, bekommt denn auch in Sachen Hannah Zeiler eine Auflösung. Sie hatte sich mit dem Motorrad nicht wie angekündigt in den Norden aufgemacht, sondern nach Spanien. Eine Postkarte kam von da. Und dann klingelt Oberländers Telefon ...

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