08.05.2025 von SWYRL
In kaum einem EU-Land ist Alkohol so günstig wie in Deutschland. Um den Alkoholkonsum hierzulande zu senken und dessen negative Folgen für die Gesellschaft zu reduzieren, fordern Experten und Politiker nun höhere Alkoholpreise.
Rund 40.000 Menschen sterben hierzulande jedes Jahr vorzeitig an den Folgen ihres Alkoholkonsums, wie das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) angibt, rund 1,6 Millionen Menschen gelten in Deutschland als alkoholabhängig. Die Belastung für das Gesundheitssystem durch Behandlungs- und Rehabilitationskosten für alkoholbedingte Krankheiten und Unfälle sowie Medikamente ist enorm. Dabei ist Alkohol in unserer Gesellschaft jederzeit und fast überall verfügbar. In jedem Supermarkt ist ein Vollrausch schon für unter zehn Euro zu haben. Experten fordern deshalb nun, dass Alkohol teurer werden muss, damit der Konsum in Deutschland zurückgeht, wie das "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (RND) berichtet.
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Gesundheitsexperten fordern höhere Preise
"Höhere Alkoholpreise können den Konsum wirksam senken - das zeigen viele internationale Erfahrungen", sagt Johannes Nießen, kommissarischer Leiter des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit (BIÖG), wie der RND schreibt. In Schweden etwa sei der Alkoholkonsum durch höhere Preise deutlich zurückgegangen. Auch im Nachbarland Finnland sind die Steuern auf alkoholische Getränke hoch. Laut dem Statistik-Portal Statista lag die Besteuerung bei einem Getränk mit einem Alkoholanteil von 38 Prozent im Jahr 2023 bei fast 15 Euro. Zum Vergleich: Eine 0,7-l-Flasche mit 38 Volumenprozent Alkohol wird in Deutschland mit 3,47 Euro Alkoholsteuer berechnet. In kaum einem anderen EU-Land ist Alkohol so günstig wie hierzulande.
Höhere Preise für Alkohol gleich weniger Tote
Gegenüber dem RND rechnete Suchtforscher Jakob Manthey vor, was eine minimale Erhöhung des Alkoholpreises konkret bewirken könnte. Bei einer Erhöhung um fünf Prozent, würde eine Flasche Bier, die zuvor für einen Euro zu haben war, 1,05 Euro kosten. Was wenig für den Geldbeutel klingt, kann jedoch Leben retten. So würde durch die Erhöhung der jährliche Konsum pro Kopf um 2,2 Prozent sinken, was den Tod von 850 Menschen pro Jahr verzögern könnte.
Auch die Politik fordert höhere Alkoholpreise
Nicht nur Gesundheitsexperten, auch Politiker fordern deshalb, dass die Steuern für Alkohol erhöht werden. Ates Gürpinar, drogenpolitischer Experte der Bundestagsfraktion Die Linke sagte gegenüber dem RND: "Es darf nicht sein, dass das Komasaufen für unter sechs Euro überall und jederzeit zu haben ist. Wir fordern daher Mindestpreise und eine bessere Durchsetzung des Jugendschutzes in Supermärkten und Tankstellen."
Mit dieser Meinung steht er nicht alleine da. "Wir brauchen stärkere Maßnahmen bei Werbung, Verfügbarkeit und ja - auch Preisgestaltung", sagt der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Bundestag Janosch Dahmen zum RND. Seiner Meinung nach könne der Konsum nicht durch Verbote, aber durch eine umfassende Regulierung eingedämmt werden.
Ob die neue Bundesregierung auf die Forderungen der Experten aus Wissenschaft und Politik reagiert, ist ungewiss. Im Koalitionsvertrag steht nur ein vages Bekenntnis, Kinder und Jugendliche vor Alltagssüchten zu schützen. Ein Versuch des ehemaligen Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach (SPD), das begleitete Trinken für Jugendliche ab 14 Jahren abzuschaffen, wie es Jugendschutzgesetz unter Paragraf 9, Absatz 2 geregelt ist, ist jedenfalls gescheitert.