10.03.2025 von SWYRL/Eric Leimann
Die Freunde Ray (Brian Tyree Henry) und Manny (Wagner Moura) beklauen Kleinkriminelle in Philadelphia. Als ihr Trick schiefgeht und sie sich mit einem mächtigen Drogenkartell anlegen, gerät ihr Leben aus den Fugen. Dem verbrauchten Genre des Gangsterthrillers haucht "Dope Thief" viel neues Leben ein.
Über zahllose Filme und Serien glaubt man das amerikanische Großstadtleben der kleinen Gangster und Problemviertel-Gestalten zu kennen. Auch Ray (Brian Tyree Henry) und Manny (Wagner Moura) sind solche Charaktere, die in Philadelphia an diesem viel bespielten Rand der Gesellschaft leben. In der achtteiligen Serie "Dope Thief" bei Apple TV+, deren erste Folge (Freitag, 14. März) von Regielegende Ridley Scott inszeniert wurde, schlagen sich die beiden Jugendfreunde mit einem Trick durchs Leben. Verkleidet und ausgerüstet als DEA-Agents der amerikanischen Polizei, nehmen sie Kleindealer und Drogenköche hopp, um die lukrative Beute für sich zu nutzen. Einer ihrer Einsätze außerhalb der Stadt geht jedoch schief. Von nun an ist ein finsteres Drogenkartell hinter den beiden eher weichen Kleingangstern hinterher. Auch die Polizei hat per verdeckter Ermittlerin ein Auge auf Rays und Mannys verzweifelte Flucht vor dem skrupellosen Bösen geworfen.
Was klingt, als hätte man es schon tausendmal gesehen, erweist sich im toll fotografierten und gespielten Achtteiler vom bekannten Drehbuchautor Peter Craig ("The Batman") als eine der bisher besten Serien 2025. Die Dialoge haben Quentin Tarantino-Niveau, sie sind ungeheuer witzig, voller origineller Sprachbilder, und sie feiern das Gefühl von Freundschaft und Liebe.
Hauptfigur Ray, großartig verkörpert von jenem Schauspieler, der in Donald Glovers Klasseserie "Atlanta" dessen rappenden Partner Paper Boi spielte, ist ein sehr einsamer 33-Jähriger. Sein alter Vater (Ving Rhames) sitzt schon beinahe ein Leben lang im Knast, aufgezogen wurde Ray von der Liebhaberin seines verhassten Erzeugers, der weißen und mittlerweile nicht mehr ganz gesunden Theresa (Kate Mulgrew, Captain Janeway aus "Raumschiff Voyager"). Mit ihr und dem gemeinsamen Schoßhund lebt Ray im abgeranzten Haus in einem der miesen Viertel Phillys, das in der Serie sehr lebendig und authentisch in Szene gesetzt wird.
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Die harte und die zarte Erzählform verschmelzen
Die Serie "Dope Thief", die mit einer Doppelfolge startet und dann in Einzelepisoden bis Freitag, 25. April, fortgesetzt wird, basiert auf dem 2009 erschienen gleichnamigen Debütroman von Dennis Tafoya. Die US-Kritik lobte an diesem Thriller seine wunderbaren Charakterzeichnungen, das "fehlerhafte" Personal der Loser, Gangster, Polizisten und anderen Kombattanten, die im blutig brutalen Stoff allesamt auch als Freunde, Familienmenschen und mit Problemen, Traumata und Leidenschaften Kämpfende gezeichnet werden. Genauso facettenreich - und dazu sehr unterhaltsam - wurde dieses Personal nun auch in die TV-Serie übersetzt.
Man wohnt einer Mischung aus Härte und Wärme bei, die an TV-Meilensteine wie "Breaking Bad" und "Better Call Saul" erinnert. Peter Craig nutzt den rasanten und mit starken Actionszenen versehenen Überlebenskampf seines schmuddeligen Philadelphia-Ensembles dazu, um überspitzt vom Überlebenskampf des Menschen zu erzählen. Man rennt, schlägt und schießt, was das Magazin hergibt, um dem Tod und anderen Problemen von der Schippe zu springen. Doch am schlimmsten ist es, wenn man sich einsam und ungeliebt fühlt. Wenn Familie, Freunde oder andere Bezugspersonen fern sind oder sich abgewendet haben. Wie beide Erzählformen in "Dope Thief" verschmelzen, die harte und die zarte, ist schon außergewöhnlich stark.