30.11.2024 von SWYRL/Eric Leimann
Harald Krassnitzer muss in der Komödie "Engel mit beschränkter Haftung" als Schutzengel kurz vor der Rente noch eine junge Nachwuchskraft (Maresi Riegner) einarbeiten. Die "Faltenfrei"-Macher Uli Breé und Dirk Kummer liefern einen witzigen, angenehm unkitschigen Weihnachtsfilm.
"Ich habe seit meinem Tod mit niemandem mehr zusammengelebt", sagt Zausel-Schutzengel Oskar (Harald Krassnitzer) zu seiner forschen Auszubildenden Mira (Maresi Riegner), die nicht weiß, wo sie schlafen soll. Bleibt in der vorweihnachtlichen Komödie "Engel mit beschränkter Haftung" also wohl nur Mehrgenerationen-WG, sprich: Oskars etwas chaotische Alleinstehenden-Bude. Apropos Chaos: Davon hatte Miras Leben, mit 25 Jahren ist sie den Drogentod gestorben, auch einiges zu bieten. Den wohlhabenden Eltern, die sich hassen, hatte sie früh den Rücken gekehrt. Auf der Straße machte sie als Jugendliche Bekanntschaft mit Drogendealer Pierre (Denis Schmidt). Ausgerechnet jenen schmierigen Ganoven ohne Gewissen sollen Oskar und Mira aber nun auf Anweisung des Himmels beschützen. Oskar als Engel-Lehrkraft, die noch über altmodische Pager ihre Aufträge erhält, und Mira als Millennial-Tote mit völlig anderer Sozialisation. Die Komödien-Idee des "odd couple", zwei gegensätzliche Charaktere, die zusammenarbeiten müssen, um ein Ziel zu erreichen, ist alles andere als neu. Dennoch wurde sie in der Schutzengel-Variante von Drehbuchautor Uli Breé ("Vorstadtweiber") und Regisseur Dirk Kummer ("Zuckersand") originell variiert.
Vor kurzem erst konnten die beiden Top-Kreativen ihre Adele Neuhauser-Komödie "Ungeschminkt" im Programm des Ersten unterbringen. Wenig später kommt nun ihr Weihnachtsfilm, auch wenn es hier nicht konkret um das Fest der Liebe geht. Die Stärke des ARD-Mittwochfilms liegt in vielen kleinen Details. Zum Beispiel drin, wie er das Engelleben erklärt: wie sie reisen, was sie dürfen und was nicht. Sie setzen sich fort in schönen Dialogzeilen wie beispielsweise jener über die bekannte Vorliebe für Morbidität der Stadt Wien. Bei einem Spaziergang über den berühmten Zentralfriedhof der Metropole, erklärt Oskar lakonisch: "Wo gibt es das schon, dass man rund um einen Friedhof eine Stadt errichtet hat ..."
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Maresi Riegner, das "Tatort"-Medium
Harald Krassnitzers Oskar, der ein bisschen an eine Schabernack-Version der Engel aus Wim Wenders Kultfilm "Der Himmel über Berlin" (1987) erinnert, ist als desillusioniertes Himmelswesen kurz vor der Rente eine Top-Besetzung. Mit 60 Jahren ist er gestorben, sein Oskar, und als Engel wirkt man bis zur Rentenerlösung weiter in jenem Alter, in dem man verstarb. Weil Oskar vor 40 Jahren zu Tode kam, also in den 80-ern, ist seine Tochter Mercedes (Regina Fritsch), auf die er immer ein (unbeobachtetes) Auge wirft, nun fast so alt wie er, stellt er fest. Es sind solche Feststellungen, lakonisch wiedergegeben, die Breés Drehbuch und das feine Spiel der beiden Hauptdarsteller dieser ORF/BR-Koproduktion über ein reines Weihnachts- Wohlfühlprogramm erheben.
Auch Harald Krassnitzers Co-Star Maresi Riegner ist darstellerisch eine ziemliche Wucht. Die 33-jährige Wienerin mit der kindlichen Aura ist in ihrer Heimat längst ein Schauspiel-Star. "Tatort"-Zuschauer könnten sie aus dem Wiener "Tatort: Das Tor zur Hölle" (2022) kennen. Da spielte sie - an der Seite von Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser - ein geheimnisvolles Medium - und war mit Abstand das Beste, woran man sich bei diesem Krimi-Ausflug in Okkulte erinnern kann.