Mit Woody Harrelson und Justin Theroux

HBO-Serie "White House Plumbers": Was man über Watergate noch nicht wusste

28.04.2023 von SWYRL/Eric Leimann

Die HBO-Miniserie "White House Plumbers" erzählt ab 2. Mai bei Sky, wie das möglicherweise bescheuertste Agenten-Duo der 70-er Präsident Richard Nixon helfen sollte, ihn aber per Watergate-Skandal zu Fall brachte. Woody Harrelson und Justin Theroux spielen in einer Satire mit viel 70er-Flair.

Eine Lesart des Watergate-Skandals ist ja, dass die legendären Washington Post-Journalisten Bob Woodward und Carl Bernstein den bisher einzigen Rücktritt eines US-Präsidenten bewirkten. Nachzuschauen im Filmklassiker "Die Unbestechlichen" von 1976, in dem Robert Redford und Dustin Hoffman die Helden der Pressefreiheit verkörpern. Andere wiederum behaupten, dass Präsident Nixon 1974 nicht zurückgetreten wäre, hätten er und seine Männer zuvor nicht die sogenannten "White House Plumbers" engagiert, angeführt von G. Gordon Liddy und E. Howard Hunt. Die beiden Ex-Agenten, der eine früher beim FBI, der andere beim CIA, sollten Lecks stopfen, aufdass keine Geheimnisse aus dem Regierungsapparat mehr nach draußen drangen - daher der Name "Klempner". Und wo man schon mal bei der Arbeit war, gab es noch den Auftrag, politische Gegner auszuschnüffeln und negative Informationen über sie an die Öffentlichkeit weiterzugeben. Die beiden "Köpfe" der Klempner werden in den fünf einstündigen Episoden von "White House Plumbers" - zu sehen im Wochenrhythmus ab Dienstag, 2. Mai, bei Sky - von Woody Harrelson ("True Detective") und Justin Theroux ("Moskito-Küste", "The Leftovers") gespielt.

Als Howard Hunts Ehefrau Dorothy gibt es ein Wiedersehen mit "Game of Thrones"-Star Lena Headey, auch wenn "Cersei" mit brünetter 70er-Haarpracht, die definitiv nicht nach Westeros aussieht, kaum zu erkennen ist. "White House Plumbers", entstanden unter der Regie von "Veep"-Macher und Emmy-Preisträger David Mandel, fängt mit dem zweiten Einbruchsversuch der Klempner in die Räumlichkeiten der Demokratischen Partei im namensgebenden Watergate-Gebäudekomplex in Washington D.C. an - der wegen falschem Einbruch-Equipment abgebrochen werden musste. Gezeigt wird übrigens der zweite von insgesamt vier (!) Einbruchsversuchen, wie man nach dem Serien-Intro über eine Schrifttafel erfährt.

Im Verlauf der Serie lernt man Gordon Liddy und Howard Hunt erwartungsgemäß besser kennen und erfährt, dass sie sehr gegensätzliche Männer waren: Der durchgeknallte Liddy hört bei Partys in seinem Haus Hitler-Reden via Schallplatte in brüllender Lautstärke, während Hunt als eher ruhiger, konservative Amerikaner gezeichnet wird.

Gemein ist beiden "Plumbers" in der Serienversion (Drehbuch: Alex Gregory und Peter Huyck) jedoch, dass sie mittelalte Männer jenseits ihres Bedeutungszenits spielen, die so eitel sind, dass sie beim Date mit Prostituierten in Florida erst mal ein paar Regierungsgeheimnisse aus ihrer Geheimdienstzeit ausplaudern, um bei den jungen Damen gut anzukommen. Auch wenn sie dabei den Umweg nehmen müssen, ihren Gespielinnen erst mal zu erklären, wer Che Guevara ist, den die eine für einen Rockstar hält.

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Früher fiese Tricks, heute ein gespaltenes Land

Allzu subtil ist die von HBO wie erwartet bestens ausgestattete 70er-Jahre-Serie "White House Plumbers" vielleicht nicht, doch Harrelson und Theroux geben die "Dumm und Dümmer"-Knalltüten Richard Nixons gewohnt spielfreudig und ausdrucksstark, so dass man beim Zusehen durchaus seinen Spaß haben kann. Überhaupt ist es erstaunlich, wie grob und bescheuert jene "dirty tricks" von Liddy und Hunt damals waren und dass man glaubte, sie blieben unentdeckt und hätten Erfolg. Erstaunlich ist auch, dass sich nach der Starz-Serie "Gaslit" mit Sean Penn und Julia Roberts im letzten Jahr schon wieder ein Streamingprojekt fiktional mit dem Watergate-Skandal beschäftigt und dazu mit Donald Trump gerade ein anderer Ex-Präsident vor Gericht steht.

Und das wegen Vorwürfen, die weitaus schlimmer wiegen als jene Abhörversuche der gegnerischen Demokratischen Partei Anfang der 70-er. Natürlich kann man aus heutiger Sicht wunderbar über die toxisch bescheuerten Männer von damals samt ihrer Weltsicht lachen. "Gaslit" und "White House Plumbers" erzählen letztlich Geschichten aus einer Zeit, in der Amerika noch relativ geeint erschien - und die politischen Lager sich lediglich mit ein paar fiesen Tricks bekämpften. Heute blickt man auf ein politisch extrem gespaltenes Land. Und das ist sicher schwerer in eine TV-Satire zu verpacken, weil einem das Lachen dabei im Halse steckenbleiben würde.

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