Zur Serie "The Playboy Murders"

"Ich war depressiv": Holly Madison über die "Schattenseiten" als "Playboy"-Bunny

21.03.2023 von SWYRL/Rachel Kasuch

Mysterien und Morde: Holly Madison (43), eine der ersten Freundinnen von "Playboy"-Gründer Hugh Hefner, versucht sich mit der Serie "The Playboy Murders" erstmals als Produzentin. Düstere Geheimnisse der Glamour-Welt kommen zutage. Was sie als "Bunny" und Playmate erlebte, erzählt sie im Interview.

Sie war eine der ersten offiziellen Freundinnen von "Playboy"-Gründer Hugh Hefner (1926-2017): Holly Madison (43) ist heute eine bekannte Reality-TV-Persönlichkeit und zweifache Mutter. In ihrer Jugend kämpfte sie als Model mit Schönheitsidealen und Vorurteilen, und sie lebte lange im Schatten der scheinbar glamourösen Glitzer-Welt. In der von ihr produzierten sowie moderierten Serie "The Playboy Murders" (Deutsche Online-Premiere: Donnerstag, 23. März, Discovery+) spricht sie über die Tücken eines Lebens als Playmate. Die sechsteilige Serie zeigt auf, welche Berührungspunkte es zwischen der "Playboy"-Welt und manchen Verbrechen gibt. Berühmt wurde Madison als Teil der Fernsehserie "The Girls of the Playboy Mansion", welche auf Hefners Anwesen in den Holmby Hills in Los Angeles gedreht wurde. Vor ihrer Zeit als "Bunny" arbeitete sie - um ihr Studium zu finanzieren - als Model für "Hawaiian Tropic" und als Kellnerin bei der Restaurantkette "Hooters". So erregte sie schließlich Hefners Aufmerksamkeit. Mit Anfang 20 zog sie 2001 ins Playboy-Haus. Sämtliche Medien rund um das "Playboy"-Magazin sollten schon bald voll von ihren Bildern sein. Was das in ihr auslöste und was sie während ihrer Zeit an Hefners Seite erlebte, verrät sie im exklusiven Interview.

teleschau: Viele Männer träumen davon, ein Playmate zu daten - doch dann übermannt sie die Eifersucht. Kommt Ihnen das bekannt vor?

Holly Madison: Das ist mir mehrmals passiert. Die Männer waren zu Beginn total aufgeregt, als sie mich kennengelernt haben. Nach ein paar Monaten haben sich bei ihnen jedoch plötzlich Unsicherheiten bemerkbar gemacht, und sie wurden extrem eifersüchtig. Das ist ein Problem, das sie jedoch mit sich selbst ausmachen müssen. Ich will damit nichts zu tun haben.

teleschau: Können Sie sich noch an ihren traurigsten Moment aus der "Playboy"-Zeit erinnern?

Holly Madison: Mein traurigster Moment war, als ich schon ein paar Jahre in der Playboy Mansion gelebt habe und in einer Beziehung mit Hugh war. Ich war damals extrem depressiv und hatte Suizidgedanken. Ich dachte einfach, dass ich in einer bizarren Beziehung stecke, in der ich mich ständig schuldig fühlen musste und gleichzeitig in einem konstanten Wettbewerb mit anderen Frauen war. Ich hatte das Gefühl, dass mein Leben ins Niemandsland führte. Eine Depression ist wirklich das Schlimmste.

teleschau: Heute geben Sie in der Serie "The Playboy Murders" Tipps und fungieren als Wegweiser für andere Frauen. Wollen Sie auch in Zukunft als eine Art Ratgeber für Frauen agieren?

Holly Madison: Ja, ich fände es großartig, wenn ich das künftig in meiner Arbeit forcieren könnte. Ich finde, jeder sollte mehr über die Dynamik in gewalttätigen Beziehungen wissen - egal, ob sie körperlicher oder seelisch gewalttätiger Natur ist. Manchmal sehen Menschen das größte Problem nicht, auch wenn es direkt vor ihnen liegt. Wenn wir in der Gesellschaft vermehrt darauf aufmerksam machen, dann ziehen viele Menschen vielleicht eher den Stecker und verlassen die Beziehung.

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"Ich dachte, ich wüsste alles über die Geschichte des 'Playboy' und die Schicksale der Frauen"

teleschau: Wie kam es dazu, dass Sie im Rahmen der Serie auch als Executive Producer am Set waren?

Holly Madison: Die Produktionsfirma ist mit der Idee und einer Liste mit verschiedenen Fällen auf mich zugekommen. Ich war überrascht, dass ich von so vielen noch nie etwas gehört habe. Immerhin lebte ich knapp sieben Jahre in der "Playboy"-Mansion. Ich dachte, ich wüsste alles über die Geschichte des "Playboy" und die Schicksale der Frauen. Ich wollte also einfach mehr über die Fälle wissen.

teleschau: Haben Sie jetzt Blut geleckt?

Holly Madison: Oh ja, ich liebe es, in der Krimi-Schiene aktiv zu sein. Gerade vor diesem Interview habe ich erfahren, dass es eine zweite Staffel von "The Playboy Murders" geben wird. Ich freue mich, auch diese wieder zu produzieren. In Zukunft würde ich auch gerne andere wahre Kriminalgeschichten beleuchten.

teleschau: In den 90er-Jahren gehörte der "Playboy" quasi zum Mainstream und war dafür bekannt, Tabus zu brechen. Glauben Sie, dass der offene Umgang mit Sexualität der Frauenbewegung geholfen hat?

Holly Madison: Ja, ich glaube schon. Es war auch hilfreich, dass Frauen öffentlich ihre Geschichte erzählen konnten und so in der Mainstream-Popkultur Gehör fanden. Dennoch muss ich sagen, dass ich nicht glaube, dass die "Playboy"-Kultur immer frauenfreundlich war. Nichtsdestotrotz hat der "Playboy" viele Diskussionen im Land angeregt - was immer positiv ist. Ich liebe es zum Beispiel, anderen Frauen in Podcasts zuzuhören, während sie über ihre Erfahrungen mit Sex, Emotionen und Beziehungen sprechen. Ich glaube, das ist so hilfreich für eine Vielzahl von Frauen. Wenn es so etwas schon in den 90-ern gegeben hätte, dann hätte ich damals als junge Frau viel bessere Entscheidungen treffen können. Damals war ich extrem naiv, weil auch niemand öffentlich über diese Themen gesprochen hat - nicht einmal in den 90-ern oder frühen 2000-ern.

teleschau: Das hat sich mittlerweile zum Glück geändert. Sie waren 21 Jahre alt, als Sie in die "Playboy"-Mansion eingezogen sind. Was war Ihr erster Eindruck?

Holly Madison: Ich war wirklich völlig hin und weg bei dem Anblick. So etwas hatte ich zuvor noch nie gesehen. Es war alles so wunderschön, sie hatten ganz viele Gourmet-Büffets aufgebaut, und ich habe so viele Prominente und schöne Menschen gesehen. Ich werde nie all die tollen Möglichkeiten, die mir dank "Girls Next Door" geboten wurden, vergessen - ebenso wenig die ganzen tollen Freundschaften mit den anderen Frauen. Sie haben vieles und vor allem mein damaliges Leben erträglicher gemacht.

"Sie waren der Meinung, dass ich ihnen gehörte und alles machen muss, was sie wollen"

teleschau: Ihnen wurde einst unterstellt, dass Ihre Nacktbilder pornografischer Natur seien. Wie gingen Sie mit diesem Vorwurf um?

Holly Madison: Ich bin an der Westküste aufgewachsen, wo die Menschen für gewöhnlich entspannter und offener sind. Dementsprechend schockiert war ich, wie viele Menschen es gibt, die etwas gegen Nacktheit oder unkonventionelle Beziehungsmodelle haben. Überall auf der Welt ist das anders. Ich finde das verrückt. Selbst als wir für unsere Show "The Girls Next Door" gedreht haben, gab es eine Gruppe von Menschen, die versucht haben, die Serie abzusetzen. Und das nur, weil hin und wieder mehr Haut als gewöhnlich gezeigt wurde. Aber es wurden niemals Nackte gezeigt - und wenn, dann wurden die Körper nur verschwommen im TV gezeigt.

teleschau: Sie sagen, dass Menschen Sie lange quasi als eine Art Besitz behandelt haben, weil Sie nackt posierten. Was hat das mit Ihnen gemacht?

Holly Madison: Als ich in den 90er-Jahren aufgewachsen bin, habe ich zu Frauen wie Anna Nicole Smith und Pamela Anderson aufgeschaut, die im Playboy ihre atemberaubenden Karrieren gestartet haben. Auf mich wirkte das alles total positiv. In gewisser Weise ist es auch positiv, aber ich habe eben am eigenen Leib erfahren müssen, dass Nacktbilder die Art und Weise verändern, wie Menschen dich wahrnehmen und behandeln.

teleschau: Inwiefern?

Holly Madison: (zögert) Plötzlich hatten manche Menschen das Gefühl, dass ich immer und überall nackt sein muss, nur weil ich mich für das Magazin ausgezogen habe. Sie waren der Meinung, dass ich ihnen gehörte und alles machen muss, was sie wollen. Ich fand das damals total unverständlich. Andere Frauen müssen sich dessen bewusst sein, bevor sie in dem Geschäft starten. Es ist egal, ob sie mit OnlyFans ihr Geld verdienen, oder sich für ein Magazin oder einen Film ausziehen. Die Schattenseite dieses Berufs ist, mit gewissen Vorurteilen klarkommen zu müssen. Wir denken zwar immer, dass wir in einer modernen, liberalen, feministischen Welt leben - und das tun wir auch in vielerlei Hinsicht. Aber oft genug sehen sich Frauen auch mit altmodischen Vorurteilen konfrontiert.

"Es war meine Bestimmung, daraus zu lernen und mein Wissen weiterzugeben"

teleschau: In einer der Episoden, "All That Glitters", werden auch Stalker behandelt. Hatten Sie schon mal Probleme mit einem verrückten Fan oder einem Stalker?

Holly Madison: Oh ja, früher hatte ich damit auf jeden Fall meine Berührungspunkte. Ich bin jetzt extrem vorsichtig geworden, wenn es um meine Sicherheit geht. Ich teile auf Social Media nie meinen genauen Standort. Als ich noch meine Show in Las Vegas hatte, haben Fans teilweise Bombendrohungen geschickt oder sind ungefragt bis vor meine Haustüre vorgedrungen. Ich weiß nicht, wie sie es in meine Gated Community geschafft haben... Das hat mir Angst gemacht.

teleschau: Das Ganze muss sich doch vor allem zu Zeiten des Internets noch verschlimmert haben.

Holly Madison: Oh ja, deshalb bin ich der Meinung, dass wir alle vorsichtig mit Social Media umgehen sollten. Selbst als jemand, der nicht in der Öffentlichkeit steht, sollte man vorsichtig sein und nicht zu viel von sich preisgeben.

teleschau: Schauen Sie sich häufiger um, wenn Sie unterwegs sind?

Holly Madison: Ja, ich schaue mir meine Umgebung immer ganz genau an. Vor allem, wenn ich mit meinen Kindern unterwegs bin, bin ich fast schon paranoid und ertappe mich dabei, mich vermehrt umzudrehen.

teleschau: War Ihre Modelkarriere also ein Fluch oder ein Segen für Sie?

Holly Madison: Beides. Ich bin einen Weg gegangen, auf dem ich viel lernen musste. Ich war damals noch ein Kind. Ich dachte, es sei cool, berühmt zu sein und als Pinup-Model im "Playboy" zu erscheinen. Das war es auch in vielerlei Hinsicht, aber ich musste leider auch die dunkle Seite kennenlernen. Dennoch glaube ich, dass es meine Bestimmung war, daraus zu lernen und mein Wissen an andere weiterzugeben, um ihnen zu helfen.

teleschau: Welchen Ratschlag würden Sie einem jungen Mädchen geben, das es heute im Modelgeschäft schaffen will?

Holly Madison: Ich fühle mich so weit weg vom Modelbusiness. Die Technologie ist so viel weiter im Vergleich zu damals. Ich würde einem jungen Mädchen einfach nur raten, vorsichtig zu sein und auf ihr Image zu achten. Jeder sollte immer im Hinterkopf behalten, dass jedes Foto im Netz landen kann und dort für immer zu sehen sein wird. Deshalb sollte niemand etwas tun, was einem im Nachhinein peinlich sein könnte.

"Ich war ständig auf Diät, weil ich dachte, dass mein Körper nicht perfekt ist"

teleschau: Heute treten Sie sehr selbstbewusst auf. Hatten Sie damals Schwierigkeiten damit?

Holly Madison: Ich war tatsächlich sehr unsicher und habe mich ständig gefragt, was andere Menschen über mich denken. Selbst als ich beim "Playboy" war, dachte ich immer, dass ich nicht schön genug bin. Ich wurde nicht gut behandelt und war immer paranoid, wenn es um mein Aussehen ging. Ich war zum Beispiel ständig auf Diät. Erst mit der Zeit hat mein Selbstbewusstsein langsam zugenommen und ich habe meine Eigenheiten zu schätzen gelernt. Es war ein Lernprozess.

teleschau: Nicht nur der "Playboy", sondern auch Plattformen wie OnlyFans zeigen, dass Sex immer funktioniert und gut ankommt. Wie sehen Sie das?

Holly Madison: Ich glaube, dass wir alle auf der Suche nach einer Fantasie sind. Viele Menschen sehnen sich nach sexuellen oder romantischen Fantasien mit fremden Menschen als Form der Unterhaltung. Ich glaube deshalb, dass dieser Markt nie aussterben wird. Heutzutage finde ich gut, dass die Macher des Contents direkt am Gewinn beteiligt sind. Sie haben es selbst in der Hand, was sie der Öffentlichkeit präsentieren. Das war früher anders, als die Männer im Hintergrund das Sagen hatten...

"Bin immer an Männer geraten, die mich ständig kontrolliert haben"

teleschau: Was fanden Sie als Teenager besonders toll an Männern, und wie hat sich Ihr Männerbild mit den Jahren verändert?

Holly Madison: Es klingt komisch, aber als Teenager habe ich nicht so viel über Männer nachgedacht. Ich habe mehr auf glamouröse Frauen geachtet und habe mir gedacht, was für tolle Vorbilder sie sind. Ich wollte immer so sein wie sie. Heute denke ich, dass es viele verschiedene Männertypen gibt. Als junge Frau muss man erst herausfinden, welchen Typ Mann man mag. Je mehr Erfahrung man sammelt, desto mehr weiß man, was man nicht mag und wo die eigenen Grenzen liegen. Für jeden von uns ist es eine individuelle Reise.

teleschau: Haben Sie sich selbst auf dieser Reise gefunden?

Holly Madison: Ja, absolut. Ich habe mittlerweile einen wundervollen Partner, der mich wirklich in allem unterstützt. Und er zeigt so viel Verständnis für alles, was ich in der Vergangenheit getan habe. Aber es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich ihn gefunden habe. In der Vergangenheit bin ich immer an Männer geraten, die aus den falschen Gründen mit mir zusammen sein wollten und mich ständig kontrolliert haben. Ich musste die Erfahrung mehrmals machen und daraus lernen - aber irgendwann hat es Klick gemacht. Ich habe das Gefühl, dass ich wirklich angekommen bin in meinem Leben.

teleschau: Sie sind Mutter einer neunjährigen Tochter, wie beschützen Sie Ihre Tochter vor diesen Dingen und wie bereiten Sie sie auf die Social-Media-Welt vor?

Holly Madison: Wir versuchen tatsächlich, unsere Kinder nicht mit Social Media in Berührung zu bringen. Sie gehen in eine kleine Privatschule, in der auch die anderen Kinder dank deren Eltern nichts mit Social Media zu tun haben. Wir wollen, dass unsere Kinder ganz ohne äußere Einflüsse wissen, wer sie sind. Auf Social Media haben viele Kinder das Gefühl, sich vor anderen profilieren oder ein gewisses Bild abgeben zu müssen. Davor will ich meine Kinder schützen. Das ist alles, was ich tun kann, solange sie noch jung sind.

teleschau: Was ist, wenn Ihre Tochter auf Sie zukommt und fragt, ob sie einen eigenen YouTube-Kanal oder ein TikTok Profil starten kann?

Holly Madison: Sie hat mich bereits mehrmals danach gefragt.

teleschau: Wie haben Sie reagiert?

Holly Madison: Ich habe nur gesagt: Auf gar keinen Fall. Keine Chance. In meiner Idealwelt würde sie erst mit Social Media anfangen, wenn sie fast erwachsen ist. Ich finde einfach, dass im Internet zu viel Negatives mitschwingt. Ich glaube zwar nicht, dass es dich automatisch kaputt macht, solange du vorsichtig damit umgehst. Aber all die Hasskommentare und das negative Feedback beeinflusst dich zwangsläufig. Ich will, dass meine Kinder eine gesunde Immunität aufbauen.

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